Julia Extra Band 0303
sie einfach nicht denken. Sie durfte ihr Vertrauen nicht in jemanden setzen, bei dem sie von Anfang an wusste, dass er sie und ihr Kind enttäuschen würde. Da war es besser, wenn das Kind überhaupt keinen Vater hatte.
Mit einem gleichgültigen Vater und einer verbitterten Mutter aufgewachsen, hatte Ellie sich geschworen, dass ihr Leben anders verlaufen würde. Sie würde sich in einen Mann verlieben, der ihre Liebe erwiderte. Sie würden heiraten und eine Familie gründen, Kinder haben. Und Enkelkinder. Ihre Romanze würde das ganze Leben andauern und niemals enden.
Aber das wahre Leben war nun mal anders, nicht wahr?
Nur wäre sie eine Närrin, wenn sie den Moment nicht auskosten würde. Frühstück mit Diogo in Rio. Ein sonnenwarmer Morgen. Köstliche Hörnchen und wunderbare neue Sandalen an den Füßen.
Sie wackelte mit den Zehen. Wenn auch ihr Traum nie wahr werden konnte, so würde sie jeden Augenblick genießen, solange sie Gelegenheit dazu hatte.
Diogo lehnte sich leicht vor, als sie sich noch ein Schokocroissant nahm und genüsslich aß. „Die Schwangerschaft steht dir.“
Mit vollem Mund sah sie zu ihm hin und erkannte das unverhohlene Verlangen in seinem Blick. Ein Stromstoß durchzuckte sie.
„Du bist noch schöner als damals auf dem Karneval.“
Verlegen lehnte sie sich zurück. „Danke“, murmelte sie.
„Wie fühlst du dich?“
„Großartig.“ Es überraschte sie selbst, dass es stimmte. Die Übelkeit, seit Monaten ihr ständiger Begleiter, war verschwunden. Eigentlich seit sie in Rio angekommen waren und sie die herrliche Luft, angereichert mit dem Duft von Blumen und des Meers, eingeatmet hatte.
„Gut.“ Diogo lächelte. „Ich möchte dir nämlich einen Vorschlag machen.“
Ein erwartungsvolles Prickeln lief über ihre Haut, weil ihre Fantasie ihr eine wunderschöne Szene vorgaukelte …
Ich will dich, Ellie, nur dich. Ich will, dass wir unser Kind gemeinsam großziehen. Ich will dich heiraten und dich lieben, jeden Tag bis ans Ende unseres Lebens …
Hör auf damit, tönte es laut in ihrem Kopf. Hatte sie denn nichts gelernt, noch dazu auf die harte Art? Außerdem wollte sie Diogo gar nicht heiraten. Weshalb sollte sie einen Mann heiraten wollen, der ihr niemals treu sein würde?
„Ellie.“ Er trank von seinem Kaffee, setzte die Tasse wieder ab. „Du bist noch so jung.“
„Vierundzwanzig.“ Was wollte er damit sagen?
Er musterte Ellie durchdringend mit dunklen Augen. „Für mich ist das jung. Dein Leben hat gerade erst begonnen. Du hattest nicht vor, schwanger zu werden, und ich bin für deine Schwangerschaft verantwortlich. Du solltest nicht für meinen Fehler bezahlen müssen.“
Sie lächelte unsicher. „Nun, ich zahle ja nicht unbedingt drauf …“
Er lachte trocken auf. „Meinetwegen ist dir seit Monaten übel. Meinetwegen hast du deinen Job verloren. Ich habe dich von deiner Hochzeit entführt … Soll ich weitermachen?“
„Worauf willst du hinaus?“
„Ich bin schuld an allem“, sagte er leise. „Ich will es wiedergutmachen.“
Unter dem Tisch verschränkte sie die zitternden Finger. „Und wie?“
„Ich möchte, dass du mir versprichst, bei mir zu bleiben.“
Ihr Herz begann wild zu pochen. „Versprechen?“
„Bis das Baby auf der Welt ist. Danach kannst du nach New York zurückkehren oder wohin immer du gehen willst. Du kannst mit deiner Karriere weitermachen. Kannst dich verabreden, mit wem du willst. Nur wegen der Schwangerschaft hättest du fast einen Mann geheiratet, den du nicht liebst. Es hätte dein Leben ruiniert – und das meines Sohnes.“
„Was genau willst du?“, flüsterte sie.
„Wenn unser Kind geboren ist, bist du frei zu gehen.“ Er nippte an seinem Kaffee. „Mein Sohn bleibt bei mir.“
Ein kalter Dolch rammte sich in ihr Herz. „Du willst mich von meinem Baby trennen?“
„Es ist nur das Beste, Ellie. Du wolltest nie Mutter werden …“
„Das ist nicht wahr!“
„Außerdem bin ich nicht überzeugt, dass du dich gewissenhaft um ihn kümmern wirst.“
Fassungslos sah sie ihn an. „Das meinst du nicht ernst!“
„Doch, durchaus.“
Sie schnappte nach Luft. „Und dich hältst du für einen besseren Vater?“, wollte sie wütend von ihm wissen. „Du wärst doch nie zu Hause! Jede Nacht würdest du im Bett einer anderen verbringen!“
„Ellie, hör mir zu …“
„Nein, du hörst mir zu! Du bist hier derjenige, der seinen Elternpflichten nicht nachkommen würde.“ Sie sprang auf. „Mein Kind und
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