Julia Extra Band 0303
ankämpfen. „Und das sollte für eine Frau wie mich wohl genügen, nicht wahr? Ich bin ungewollt schwanger geworden, habe kein Geld, und du bietest mir an, dich um mich zu kümmern. Ich sollte dankbar sein.“
Diogo duldete keine Widerworte mehr. „Das reicht jetzt. Du willst einfach keine Vernunft annehmen. Das ändert jedoch nichts.“ Er hob sie hoch und trug sie zu der Kirche.
Wenige Minuten später sprach der Dorfpriester lächelnd und mit vom Alkohol glasigen Augen die Worte, die Diogo und Ellie zu Mann und Frau machen sollten.
Zumindest nahm Ellie an, dass er diese Worte sprach, denn alles fand in portugiesischer Sprache statt.
„ Sim “, antwortete Diogo, als der Priester sich fragend an ihn wandte.
Mit den gleichen Worten richtete er sich dann an Ellie.
„Nein!“, stieß sie aus. „Nein, ich will nicht!“
Verwirrt blickte der Priester zu Diogo, der mit einer Schulter zuckte und zärtlich auf seine Braut schaute, dann etwas in seiner Sprache zu dem Priester sagte.
„Ah“, kam es verstehend von dem Gottesmann, dann machte er mit der Zeremonie weiter.
„Was hast du ihm gesagt?“, wollte Ellie wissen.
„Ich erklärte ihm, dass du Angst vor der Ehe hast, weil du so schüchtern bist.“
„Ich stehe hier in einem Umstandskleid!“
„Glücklicherweise können viele Männer nicht zwischen den frühen Zeichen einer Schwangerschaft und einer etwas ausladenderen Taille unterscheiden.“
Sie versteifte sich. „Ich wünschte, ich hätte mich nie von dir anfassen lassen!“
„Seltsam, das habe ich ganz anders in Erinnerung. ‚O Diogo, hör nicht auf, ich liebe dich‘“, ahmte er sie spottend nach.
Ellie wünschte, der Boden würde sich auftun und sie verschlingen – oder ihn! „Das ist lange her. Solltest du mich jemals wieder anfassen, bringe ich dich um.“
Er ließ seinen Blick über sie gleiten. „Ist es das Risiko zu sterben wert, dich in meinem Bett zu haben?“, fragte er nachdenklich. Seine Augen blieben auf ihren Lippen haften. „Ja, ich denke, das ist es.“
Der alte Priester spendete der soeben geschlossenen Ehe seinen Segen, und Diogo steckte Ellie den goldenen Reif an den Finger.
Die Zeremonie war beendet, sie war Diogos Frau. Mrs. Serrador.
Verheiratet mit dem Mann, der sie verführt hatte. Der sie ohne Rücksicht geheiratet hatte. Der ihren Stolz und ihr Herz geraubt hatte. Der der Vater ihrer Zwillinge war.
Der Mann, der sie vor Verlangen erbeben lassen konnte, der sie dazu gebracht hatte, ihn zu lieben …
Ellie zitterte am ganzen Leib, als sie im Geländewagen hin- und hergeschüttelt den Dschungel verließen, und dachte an ihre Kindheit zurück. Aufgewachsen bei Eltern, die einander hassten und ihr einziges Kind für ihr ruiniertes Leben verantwortlich machten, hatte sie sich geschworen, ihr Leben würde anders verlaufen. Doch nun war sie in eine Ehe gezwungen worden, genau wie ihre Eltern. Diogo würde sie betrügen, so wie ihr Vater ihre Mutter betrogen hatte. Er würde sie hintergehen, und dann würde er sie verlassen …
Sie schlug die Hände vors Gesicht.
„Ist es denn wirklich so schlimm?“, fragte er fast zärtlich.
Der Blick, den sie ihrem Ehemann zuwarf, war erfüllt von Hass. „Was habe ich dir getan, dass du mich so behandelst?“
Er wandte das Gesicht ab, schaute hinaus in die Dunkelheit. „Als ich acht Jahre alt war, setzte meine Mutter mich auf der Treppe einer Villa in Barra ab. Sie hatte einen Zettel an meinem Hemd festgemacht, auf dem stand, ich sei nun das Problem meines Vaters. Sie wusste nicht, dass er eine Woche zuvor gestorben war. Und seine legitimen Abkömmlinge hatten keineswegs vor, ihr Heim oder ihr Erbe mit einem unehelichen Spross zu teilen, der eine lebende Schmähung ihrer Mutter war.“
Mit offen stehendem Mund sah Ellie ihn an. Ihr Ärger war vergessen, wurde ersetzt von Mitgefühl. Wie konnte eine Mutter einem kleinen Jungen so etwas antun?
„Meine Halbschwestern brachten mich in einem Waisenhaus unter“ erinnerte er sich weiter, „das eher einem Gefängnis glich. Nichts zu essen, nichts zum Anziehen, also bin ich weggelaufen.“ Sein Lächeln war bitter, als er sie anschaute. „Ana Carneiro fand mich und nahm mich mit zu sich nach Hause. Ihr ältester Sohn Mateus brachte mir das Kämpfen bei. Ich habe zu ihm aufgeschaut, er war mein Idol. Bis mir klar wurde, dass ich etwas anderes vom Leben wollte, als das, was die Favela mir bieten konnte.“
Jäh erkannte Ellie die Gründe, weshalb er so entschlossen war,
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