Julia Extra Band 0303
…
Das Handy in seiner Tasche vibrierte, er zog es hervor, schaute auf die Nummer auf dem Display. „Entschuldige mich einen Moment“, sagte er zu Ellie und wandte sich ab. „Catia …“
Er ließ sie allein auf der Tanzfläche stehen! Stocksteif stand Ellie da, um sie herum die sinnlichen Rhythmen und die Tänzer, die sich zu der Musik bewegten, als seien sie alle hoffnungslos verliebt in ihren Partner. Und für sie blieb nichts als Erniedrigung.
Fast hätte sie ihre Seele für einen Kuss verkauft. Diogo würde sie und die Babys behalten, wie Spielzeuge im Regal, die er herausnehmen und zurückstellen konnte, wann immer er Lust dazu hatte. Er würde weiterhin um die ganze Welt reisen, weiterhin sein Milliarden-Unternehmen führen und ebenso jede Nacht eine andere verführen. Welche Närrin würde unter diesen Umständen zustimmen, seine Frau zu werden?
Aber sie wusste, wie nahe sie davor gestanden hatte, nach diesem wunderbaren Tag. Sie wusste nur nicht, wen sie mehr hassen sollte, ihn oder sich selbst, für ihre Schwäche.
„Entschuldige.“ Plötzlich stand er wieder vor ihr. „Ich musste diesen Anruf annehmen.“
„Natürlich“, erwiderte sie kalt, „das verstehe ich. Obwohl ich selbst ja nie eine Mätresse gehabt habe.“
Stumm blickte er sie an, und ihr wurde klar, wie sehr sie darauf wartete, er möge es bestreiten, möge ihr sagen, dass sie sich irrte. Doch er versuchte es nicht einmal.
Stattdessen kam er auf sie zu, wollte ihre Hand nehmen. „Wo waren wir stehen geblieben? Richtig, du wolltest meinen Heiratsantrag annehmen.“
Sie wich ihm aus, bevor er ihre Hand fassen konnte. „Fahre mich bitte zum Flughafen. Ich will nach Hause. Jetzt sofort.“
„Jetzt?“ Nur mühsam konnte Diogo einen Fluch unterdrücken. Sie maßen einander mit Blicken, inmitten der tanzenden Paare. „So viel ist dein Versprechen also wert? Vorhin hast du noch gesagt, du bleibst bis zur Geburt.“
Weil sie ihrer Stimme nicht traute, zuckte sie nur mit einer Schulter. Sie konnte sehen, wie er die Fäuste ballte.
„ Tá bom . Aber denk immer daran, du hast mir keine andere Wahl gelassen.“ Damit hob er sie ohne Warnung mit einer schnellen Bewegung auf seine Arme.
„Was tust du?“, stieß sie aus.
„Ich bringe dich zu unserer Hochzeit“, entgegnete er grimmig.
„Was? Nein!“
Die meisten in dem Club waren so sehr in den Tanz versunken, dass sie das kleine Intermezzo kaum bemerkten, und diejenigen, die es sahen, lächelten nur wissend und wandten sich dann wieder dem eigenen Vergnügen zu.
Mit tränenschimmernden Augen sah Ellie in Diogos versteinertes Gesicht, als er sie zum Wagen trug. „Bitte, tu das nicht“, flehte sie.
Er schob sie auf den Rücksitz. „Da du nicht vernünftig sein willst, bleibt mir nichts anderes übrig.“
„Du hast es versprochen!“, schluchzte sie.
„Und im Gegensatz zu dir breche ich mein Wort niemals.“ Seine Augen blickten eiskalt. „Du wirst nie meine Geliebte sein. Aber ich schwöre dir, du wirst meine Frau werden.“
Die Nacht war ebenso schwarz wie Diogos Herz. Der Geländewagen fraß sich über eine lehmige Straße durch den Regenwald. Der Duft exotischer Blüten wehte durch den offenen Fensterspalt, das Heulen der Affen hing in der Luft, Nachtvögel stießen unheimliche Schreie aus. Im Licht der Scheinwerfer konnte Ellie eine kleine Kirche zwischen dem dichten Gebüsch ausmachen, von der die weiße Farbe abblätterte.
„Ich kann dich nicht heiraten“, flehte sie verzweifelt. „Bitte!“
Diogo sah sie nicht einmal an. „Es ist für uns alle das Beste.“
„Das Beste für dich, meinst du wohl.“
Jetzt wandte er ihr das Gesicht zu, aber seine Augen blieben im Dunkeln. „Ich begreife nicht, wieso du dich so sträubst.“
„Natürlich nicht“, stieß sie sarkastisch aus. „Keine Frau hat dir je etwas abgeschlagen.“
„Du bist die Erste“, gab er unumwunden zu. „Warum? Warum bestehst du darauf, dass unsere Kinder ohne Namen geboren werden und ohne Vater aufwachsen? Du willst mich, so sehr, dass ich die Hitze deines Körpers fühlen kann, sobald ich nur in deine Nähe komme. Warum wehrst du dich gegen das, was wir beide wollen?“
„Weil … weil ich mehr will!“, schrie sie auf.
„Was willst du denn noch? Dir habe ich mehr angeboten als je einer anderen.“ Er klang entnervt und frustriert. „Ich habe dich gebeten, meine Frau zu werden.“
„Gebeten hast du mich nicht, sondern du zwingst mich.“ Plötzlich musste sie gegen Tränen
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