Julia Extra Band 0305
leben.“
„Dein Vater offenbar nicht. Willst du wirklich von deinen Freunden abhängig sein?“, fragte er zornig. „Aber bitte, tu, was dir gefällt.“
Sie hatte noch nie tun können, was ihr gefiel. Auch jetzt nicht. Sie wusste nicht einmal, was das war. Sie wusste nur, dass sie nicht heiraten konnte. Sie würde nicht zulassen, dass wieder jemand die Kontrolle über sie hatte, über ihren Körper …
Ein Schauer überlief sie. Demos wollte sie. Er wollte die Verführerin, die er im Club gesehen hatte, die rebellische Erbin, das Partygirl.
Das konnte sie nicht sein. Nicht ständig, nicht für immer.
„Ich bin keine Frau zum Heiraten, Demos. Wenn du ein nettes Mädchen suchst …“
„Nein.“
„Was dann? Ein böses Mädchen?“
„Dich.“
Verdrossen schüttelte sie den Kopf. Sie kam sich vor wie ein Spielzeug im Schaufenster, das er sich ausgesucht hatte, ohne den Preis zu kennen. Den Preis, den sie beide zahlen würden.
„Liebe spielt dabei wohl keine Rolle?“, fragte sie betont gleichgültig. „Lass mich raten – du glaubst nicht daran.“
„O doch, ich glaube an die Liebe.“ Er lächelte grimmig. „Aber ich habe genug davon. Es gibt jede Menge Leute, die mich lieben. Ich brauche nicht noch jemanden.“ Sein Blick enthielt eine stumme Warnung. „Wir sind doch beide klug genug, um nicht nach Liebe zu suchen, oder? Lass die Spielchen, Althea. Du brauchst dich nicht zu zieren oder mit mir zu flirten. Ich weiß, dass du mich heiraten willst.“
„Sag du mir nicht, was ich will!“, fuhr sie ihn wütend an.
Überrascht lenkte er ein: „Gut, dann sag du es mir.“
„So schnell treffe nicht mal ich meine Entscheidungen“, meinte sie kühl. „Ich brauche Bedenkzeit. Die wird selbst mein Vater mir einräumen.“
„Da wäre ich nicht so sicher.“ Demos trat an sie heran, fasste sie an den Schultern und zog sie an sich.
Sie hielt still, schaltete alle Gedanken ab. Mechanisch legte sie den Kopf zurück und schloss die Augen. Als Demos sie küsste, war es nicht mehr als ein zarter, warmer Hauch seiner Lippen auf ihren. In banger Erwartung eines heißen, fordernden Kusses, mit dem er ihren Mund, ihren Körper, ihre Seele in Besitz nehmen würde, verharrte sie in seinen Armen.
Der erwartete Ansturm blieb aus. Demos löste sich von ihr und ließ sie stehen, atemlos, verwirrt und … enttäuscht.
„Denk in Ruhe über alles nach“, sagte er, bevor er ging. „Morgen Abend führe ich dich zum Essen aus.“
Leicht benommen blieb sie zurück, zitternd vor Erleichterung und doch von unerklärlicher Sehnsucht erfüllt. Ihr Vater erschien im Türrahmen.
„Nun, was ist?“
„Heute heirate ich bestimmt nicht mehr, Vater“, erwiderte sie gereizt. „Lass mir Zeit. Dafür ist dieser Schritt zu wichtig.“
„Eine Woche, länger nicht. Bevor du noch mehr Unheil anrichtest …“
„Wovor hast du Angst? Dass ich dich in den Bankrott treibe, deinen Ruf ruiniere? Glaubst du, ich hätte so viel Macht?“ Sie lachte bitter. „Ich habe keinerlei Macht, Vater. Dafür hast du gesorgt. Sag, wie kam es zu dem Deal mit Angelos? War es deine Idee oder seine?“
Spiros sah betreten zu Boden. „Es war eine familiäre Abmachung.“
„So? Nur mich hat niemand gefragt! Weißt du nicht, was Angelos für ein Typ ist?“ Wütend schlug sie auf die Zeitung, die auf dem Tisch lag. „Er ist auch auf dem Foto zu sehen!“
Ihr Vater sah sie flehend an, eine stumme Bitte um Verständnis in den Augen. „Er stammt aus einer angesehenen Familie.“
„Er ist ein Schwein.“
Spiros schwieg. Er wirkte plötzlich unendlich traurig mit seinen hängenden Schultern, dem zerrauften weißen Haar und dem von Sorgenfalten gezeichneten Gesicht. Er sieht alt aus, dachte Althea erschrocken. Älter als vierundsechzig.
„Denkst du, ich tue das für mich?“, fragte er matt.
„Für mich etwa?“, fuhr sie auf. „Du drohst, mich hinauszuwerfen, und willst mich mit einem Widerling wie Angelos verheiraten! Besten Dank, Vater.“
„Ich dachte, du magst ihn …“
„Nie im Leben heirate ich diesen Kerl!“
„Dann heirate Demos“, drängte ihr Vater. „Vielleicht habe ich mich geirrt, was Angelos angeht, aber heiraten wirst du, Althea. Darauf bestehe ich, auch wenn du das grausam findest. Du brauchst den sicheren Halt einer Ehe.“
„Die Fesseln meinst du wohl“, erwiderte sie frustriert. „Und du setzt mich wirklich ohne einen Cent vor die Tür, wenn ich nicht heirate?“
„Ja, das tue ich.“ Seine Stimme klang
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