Julia Extra Band 0305
Mikrolimano und half ihr beim Aussteigen. Aus den zahlreichen Restaurants und Cafés an der Promenade drangen Stimmengewirr und Geschirrklappern zu ihnen herüber, doch zu Altheas Überraschung schlug Demos den Weg zum Wasser ein.
„Wohin …?“ Sie blieb so abrupt stehen, dass ihre hohen Absätze auf den Holzplanken ins Schlittern gerieten. „Du bringst mich auf deine Jacht!“
„Du sagtest doch, du bist gern auf dem Wasser. Kommst du?“ In seinem rauen, ungeduldigen Ton schwang ein Hauch von Wärme mit, der ihr sagte, dass er diesen Abend speziell für sie arrangiert hatte.
Es war ein bildschönes Boot, liebevoll ausgestattet und sorgsam gepflegt. Die Holzvertäfelung der geräumigen Wohnkabine schimmerte in einem warmen Goldton, zwei breite Ledersofas luden zum Sitzen ein. An der breiten Fensterfront, die zum Hafen hinauszeigte, stand ein kleiner, für zwei Personen gedeckter Tisch.
„Möchtest du erst essen oder erst aufs Meer hinausfahren?“
„Lass uns hinausfahren!“, bat sie, angenehm berührt von der Tatsache, dass er sie nach ihren Wünschen fragte, denn das war sie nicht gewöhnt.
Sie saß neben ihm im Cockpit, als er die Jacht geschickt aus dem Hafen hinausmanövrierte und die offene See ansteuerte, die wie eine endlose schwarze Fläche vor ihnen lag, angeleuchtet nur von den Bootsscheinwerfern. Althea hätte beinahe gejauchzt vor Freude, als der Kiel des Bootes die Wellen durchschnitt.
Sie ließen die Jacht dümpeln und kehrten zurück in die Kabine, wo jetzt zwei Teller mit griechischem Salat und eine Flasche Wein auf dem Tisch standen.
„Ich beschäftige einen Koch“, erklärte er. „Einen Mann für alles, besser gesagt.“
„Du kochst nicht selbst?“, fragte sie spöttisch, als er ihr die Serviette auf den Schoß legte und dabei wie zufällig ihren Oberschenkel berührte.
„Doch, sehr gern sogar.“ Lächelnd hob er sein Glas. „Auf die Zukunft, was immer sie bringen mag!“ Nicht der Schatten eines Zweifels lag in seiner Miene, als er Althea zuprostete. Dieser Mann wusste, was er wollte, und das nahm er sich.
Nachdenklich nippte sie an ihrem Wein. „Ich verstehe nicht, warum du mich heiraten willst.“
Demos schob sich einen Bissen Salat in den Mund und aß bedächtig, bevor er antwortete: „Ich habe gewisse Verpflichtungen.“ Es klang, als laste eine schwere Bürde auf seinen Schultern. „Ein Mann in meiner Position muss an die Zukunft denken. Es wäre nicht klug, Junggeselle zu bleiben.“
„Hältst du es für klüger, eine Frau zu heiraten, die du kaum kennst?“
„Du bist die faszinierendste Frau, die mir je begegnet ist“, sagte er schlicht. „Und um zu wissen, ob du eine gute Ehefrau abgibst, brauche ich nicht deine liebste Gutenachtgeschichte zu kennen. Ganz nebenbei, welche war es?“
„Die Geschichte von Theseus und dem Minotaurus“, verriet sie zögernd.
„Ziemlich schwere Kost für ein kleines Mädchen!“
„Ich mochte die Ariadne. Sie war clever. Hätte sie Theseus nicht das Fadenknäuel gegeben, hätte er sich im Labyrinth verirrt. Er aber …“, energisch spießte sie mit der Gabel ein Salatblatt auf, „… dankte es ihr, indem er sie auf einer Insel zurückließ.“
„Ich denke, er hat seine gerechte Strafe bekommen“, bemerkte Demos. „Er vergaß, statt der schwarzen die weißen Segel zu hissen, und sein Vater stürzte sich vor Kummer von den Klippen.“
Nachdenklich schürzte Althea die Lippen. „Beide bekamen, was sie verdienten. Wenn Theseus es nicht so eilig gehabt hätte, vor Ariadne zu fliehen, hätte er nicht vergessen, die Segel auszutauschen. Und wenn sein Vater ihn nur angehört hätte …“ Sie schwieg betroffen. Plötzlich schien es hier um sie selbst zu gehen und nicht mehr nur um die Sage.
Demos musterte sie aufmerksam. „Du meinst, dann hätte er …“
„Nicht alles kaputt gemacht.“
Betretene Stille folgte ihren Worten. Minutenlang waren nur das leise Schwappen der Wellen an der Bordwand und das ferne Tuckern eines Motorbootes zu hören.
„Du hast meine Frage nicht beantwortet, Demos“, sagte Althea. Ein grauhaariger Mann mit wettergegerbtem Gesicht erschien, um die leeren Teller abzuräumen und dampfende, nach Oregano und Minze duftende Souflaki zu servieren. Althea dankte ihm lächelnd, und er lächelte zurück.
„Ich dachte, ich hätte es dir erklärt“, erwiderte Demos, als sie wieder allein waren. „Ich habe beschlossen zu heiraten, und du bist die Auserwählte. Übrigens, ich mag es, wenn du
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