Julia Extra Band 0309

Käsetoast.
    Er fuhr fort: „Ich habe nämlich noch nichts gegessen, und wenn du auch noch nichts gegessen hast, wäre es doch nur vernünftig, wenn wir zusammen etwas essen würden.“
    Ach? Ach! Hatte Cameron Kelly sie gerade zu einem Rendezvous eingeladen?

3. KAPITEL
    Rosie blickte in den Himmel und rechnete jeden Moment damit, einen rosa Elefanten vorbeifliegen zu sehen, doch alles, was sie sah, waren die leuchtend orangefarbenen Schattierungen der untergehenden Sonne. Sie rappelte sich auf und spazierte in den Garten, wobei sie mit der Hand über die flauschigen Spitzen der hüfthohen Gräser strich.
    Ein Abendessen mit Cameron Kelly. Die meisten Mädchen hätten sofort zugesagt. Außerdem war die Vorstellung verlockend, mit ihrem Schulschwarm auszugehen. Mrs. Unsichtbar traf Mr. Unerreichbar. Doch Rosie war nicht wie die meisten Mädchen.
    Zu ihrem siebzehnten Geburtstag hatte Adele vor einer Videothek die Pappfigur eines Filmstars geklaut. Er war hinreißend, und er widersprach nie. Wollte nie die Fernbedienung haben. Ließ nie die Klobrille hochgeklappt. Nahm nie mehr Raum in ihrem Leben ein, als sie wollte. Verließ sie nie …
    Sie schloss die Hand um ein federweiches Grasbüschel und eine Million winzige Sporen flogen aus ihrer Handfläche in die Luft, schwebten wie Glühwürmchen im goldenen Licht der Dämmerung.
    Ihre Mutter war der Inbegriff jener anderen Mädchen. Sie hatte sich in den falschen Mann verliebt, und seit er sie verlassen hatte, trug sie diesen bestürzten Gesichtsausdruck zur Schau, als würde sie nie über den Schock hinwegkommen.
    Nach Jahren des Grübelns, des Studierens und Entdeckens hatte Rosie ein Aha-Erlebnis gehabt zu der Frage, wie sie vermeiden konnte, dass ihr dasselbe passierte. Die Lösung war, nur mit Männern auszugehen, mit denen eine feste Beziehung aus diesem oder jenem Grund unmöglich war. Sie genoss die gemeinsame Zeit in dem Wissen, dass sie nicht lange währte. Und war dann nicht am Boden zerstört, wenn es so weit war.
    Doch zurück zu Cameron Kelly. Er war hinreißend. Er war charmant. Doch vor allem hatte er etwas Düsteres an sich. Ein schwieriger, ernsthafter, kühler Charakter, der es gewohnt war, alles mit sich selbst auszumachen. Er war faszinierend, aber bestimmt kein süßer Typ, der die große Liebe suchte.
    Rosie wusste genau, mit wem sie es zu tun hatte. Nie wieder würde sie den Fehler machen, sich in einen Mann wie Cameron Kelly zu verlieben, und das machte ihn – jedenfalls im Moment – zum idealen Mann für sie.
    „Bist du mir verloren gegangen?“, fragte er.
    Man kann nichts verlieren, das man nie besessen hat, dachte sie, doch sie sagte: „Ich überlege noch, ob ich überhaupt hungrig bin.“
    „Ich dachte an eine Mahlzeit auf einem Teller. Vielleicht sogar mit Besteck.“ Seine Stimme ließ sie Käse und Toast vergessen. „Wir könnten in Erinnerungen schwelgen. Über das Schulkantinenessen, blöde Frisuren, noch blödere Lehrer …“
    „Wann hattest du je eine blöde Frisur?“
    „Wer sagt, dass ich von mir rede?“
    „Ha! Weißt du was? Ich kann mich gar nicht erinnern, dass du so frech warst.“
    „Geh mit mir essen, dann werde ich dich daran erinnern, wie ungezogen ich sein kann.“
    Sie musste ihre feuchten Hände an der Jeans abwischen. „Wo wollen wir denn hingehen?“
    „Wo du willst. Brathuhn, Schokoladenbrunnen, gedünstete Mungobohnen, was immer dein Herz begehrt.“
    „Gedünstete Mungobohnen ?“
    Sie spürte sein Lächeln. „Ich will nicht den Macho markieren und dir meinen Fleischfressergeschmack aufdrängen“, sagte er. „Kann ja sein, dass du Veganerin bist.“
    „Schön, dass ich so eine sympathische Ausstrahlung habe.“
    „Deine Ausstrahlung ist ausgezeichnet“, erwiderte er mit fester, tiefer und sehr verführerischer Stimme.
    Sie hörte auf, an ihrer Jeans herumzuwischen und hakte den Daumen in die Hosentasche. „Mir ist alles recht.“
    „Dann weiß ich, wo wir hingehen. Das Lokal ist so zwanglos, dass man es fast schon als Spelunke bezeichnen kann. Dort gibt es die besten Quesadillas, die du je gegessen hast.“
    „Das ist Mexikanisch für gegrillten Käse, nicht wahr?“ Wie ironisch.
    Er zögerte. „Sieht so aus, als sei der Versuch, dich mit meinen Kenntnissen der internationalen Küche zu beeindrucken, gescheitert. Mm. Ich muss mich wohl mehr anstrengen.“
    Rosie bekam ein schönes warmes Gefühl im Bauch. „Mit dem Essen kannst du auch deinen blöden Astrologiewitz