Julia Extra Band 0309
wucherte hüfthohes Gras. Ein Eukalyptuswäldchen schützte sie vor Blicken von der Straße, üppiger subtropischer Regenwald erstreckte sich über die Hügel, und in der Ferne lag der blaue Streifen der Moreton Bay.
Doch es war der Blick in den Himmel, der es ihr angetan hatte.
Kein von den Lichtern der Großstadt getrübter Himmel, verzerrt vom Widerschein hoher Gebäude oder von Smog vernebelt. Sondern einfach Himmel. Ewig weiter unermesslicher Himmel. Am Tage unendlich blau, bevölkert nur von weißen Quellwölkchen, und in klaren Winternächten war es, als werfe die Milchstraße einen Schatten in ihren Hof.
Sie schlang die Arme um ihre Knie und genoss still das beruhigende Gurren der Flötenvögel, die den Sonnenuntergang begrüßten.
Noch vor einer Woche hätte ihr Arbeitstag mit der Abenddämmerung begonnen, wenn Venus in der Maskerade eines Abendsterns über den Himmel wanderte. Jetzt, da die Venus ihren halbjährlichen Auftritt als Morgenstern begonnen hatte, wusste Rosie abends oft nicht recht, was sie anfangen sollte.
Dieses Problem hatte sie heute Abend nicht. Immer wieder durchlebte sie in Gedanken die seltsame Begegnung mit Cameron Kelly. Wie sie sein Lächeln gespürt hatte, obwohl sie kaum mehr als seine Umrisse hatte sehen können. Wie ihre Haut geprickelt hatte, noch lange nachdem seine tiefe Stimme verklungen war.
Plötzlich vibrierte es in ihrer Hosentasche. Es war das ungeliebte Handy, das Adele ihr aufgeschwatzt hatte, als sie zurück nach Brisbane gezogen war. Sie holte es aus der Jeanstasche, starrte das leuchtende Display an und drückte ein halbes Dutzend winzige Tasten, bis es endlich aufhörte, dieses nervtötende „Bzz bzz“ zu machen, von dem sie Zahnschmerzen bekam.
„Rosie Harper“, flötete sie ins Telefon.
„Hey, Süße.“ Es war Adele.
„Hey“, erwiderte sie.
„Ich habe jemanden auf der anderen Leitung, der mit dir sprechen möchte.“
„Adele“, protestierte Rosie, doch die Fahrstuhlmusik verriet ihr, dass Adele sie bereits weggedrückt hatte. „Ich werde dieses verdammte Ding noch in den Fluss werfen, wenn …“
„Rosalind“, sagte eine tiefe, männliche Stimme.
Rosie saß mit einem Mal stocksteif da. „Cameron?“
„Wow, ich bin beeindruckt“, entgegnete er. „Haben dir deine Sterne verraten, dass ich anrufen würde?“
„Was du meinst, ist Astrologie, nicht Astronomie.“
„Gibt es da einen Unterschied?“
„Was hast du auf dem Herzen, Cameron?“
„Ich wollte dir nur sagen, wie sehr ich diesen Morgen genossen habe.“
Sie lehnte sich mit dem Rücken gegen den Türrahmen und stellte einen Stiefel auf die Stufen. „Dann hast du dir die Vorstellung also doch angesehen.“
„Äh, nein. Habe ich nicht.“
Sie runzelte die Stirn. Dann dämmerte es ihr: Er rief an, um ihr zu sagen, dass er den Teil des Morgens genossen hatte, den er mit ihr verbracht hatte. Okay. Damit hatte sie nicht gerechnet.
„Du warst an der St. Grellans in Megs Jahrgang“, sagte Cameron.
Er hatte sich also nach ihr erkundigt. Rosie presste das Handy ans Ohr. „Stimmt.“
„Und danach?“
„Uni. Rucksackreisen. Hypothek. Zu viel Fernsehen.“ Nach einer Pause siegte ihre Neugier. „Und du?“
„Ungefähr dasselbe.“
„Ha!“, entfuhr es ihr, ehe sie sich zurückhalten konnte. Sie konnte sich kaum vorstellen, wie Cameron Kelly um zwei Uhr nachmittags auf einem klapprigen Doppelbett Wiederholungen von „Gilligans Insel“ guckte.
„Hast du keine Kinder?“, fragte er weiter. „Keinen Mann, der dir nach deinem langen Arbeitstag als Wahrsagerin die Füße massiert?“
Rosie ignorierte seine Stichelei. „Keine Kinder. Kein Mann. Und noch schlimmer, keine Fußmassagen“, antwortete sie bloß.
„Kann ich mir gar nicht vorstellen.“
„Dann streng dich ein bisschen mehr an.“
Er lachte. „In deinem Beruf wimmelt es doch vor Männern mit Klemmbrettern.“
„Ich stehe nicht auf Klemmbretter“, gab sie zu.
„Mm. Dass deine Kollegen alle Star-Trek-Abzeichen auf der Stirn tragen, ist wahrscheinlich auch nicht förderlich.“
„Oho! Warte mal. Hast du gerade angedeutet, dass alle Astronomen Freaks sind?“
„Rosalind“, sagte er.
„Ja?“, seufzte sie, ehe sie sich beherrschen konnte. Sie fluchte innerlich und umklammerte das winzige Telefon so fest, dass ihre Fingerknöchel schmerzten.
„Ich weiß, das ist sehr kurzfristig, aber ich wollte dich fragen, ob du schon zum Abendessen verabredet bist?“
Äh, ja, dachte sie, mit einem
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