Julia Extra Band 0309
ihr den Kopf zu. „Wie ist es möglich, dass du noch Jungfrau warst? Du bist Witwe. Alle Männer begehren dich. Es heißt, der alte Conte sei in deinem Bett gestorben …“
Sie versteifte sich. „Das ist nicht wahr!“
„Ja, das weiß ich jetzt.“ Er stand auf und zog sie zu sich. Ihr Anblick allein reichte aus, um das Verlangen nach ihr neu aufflammen zu lassen. „Aber du warst verheiratet!“
„Giovanni war gütig zu mir“, flüsterte sie. „Er war mein Freund.“
„Aber nie dein Liebhaber.“ Und Alexander war froh darüber. Er ergötzte sich geradezu daran. Dabei sollte es ihm doch gleich sein. Was bedeutete es schon, dass er ihr erster Liebhaber gewesen war?
Sie übte eine seltsame Wirkung auf ihn aus. Er atmete tief durch, versuchte, die Kontrolle über sich zurückzuerlangen, obwohl er eigentlich nichts anderes wollte, als im Schloss ein großes Bett finden, sich alle Zeit der Welt nehmen und ihr zeigen, wie lange das Vergnügen zwischen Mann und Frau dauern konnte …
Nun, sie stand nackt vor ihm, kein Wunder. Das war die logische Erklärung. Sobald sie wieder angezogen war, würde er auch wieder klar denken können.
Er bückte sich, hob ihr Kleid und ihren Slip auf, reichte ihr die Sachen. „Wieso hat der Conte dich geheiratet, wenn nicht aus den offensichtlichen Gründen?“
Verwirrt starrte sie ihn an, hielt sich das Kleid vor die Brust. „Er hat mich geheiratet, weil er ein gütiger Mann war.“
„Sicher“, meinte Alexander ironisch. Er zwang sich, in eine andere Richtung zu schauen. Es war leichter für ihn, wenn er sie nicht ansah. „Aus diesem Grund heiraten alle Männer – um gütig zu sein. Ich habe ein- oder zweimal geschäftlich mit Conte Villani zu tun gehabt. Der Mann war absolut skrupellos.“
„Er und mein Vater waren Freunde.“
Aus den Augenwinkeln sah er, wie sie sich hastig anzog.
„Ein herzloser Finanzhai hat das Speditionsunternehmen meines Vaters zerstört, Vater hat es nicht verkraften können. Ein paar Monate später starb er an einem Herzinfarkt.“
Alexander drehte sich mit einem Ruck zu ihr um.
„Giovanni kam zur Beerdigung nach L.A. Er sah, dass wir für die medizinische Behandlung meiner Schwester nicht mehr bezahlen konnten. Außerdem war nicht zu übersehen, dass meine Mutter vor Trauer verging. Giovanni versuchte, uns zu retten.“ Lia schüttelte den Kopf, da Tränen in ihre Augen stiegen. „Aber es war zu spät, für sie alle.“
Eine Spedition. Los Angeles. Der Olivia-Hawthorne-Park. Bis jetzt hatte Alexander nicht auf den Namen geachtet. Aber die Teilchen fingen an, sich zusammenzufügen und ein Bild zu ergeben.
Plötzlich spürte er einen Stein in seinem Magen. „Wie hieß dein Vater?“
„Alfred Hawthorne. Wieso?“
In Gedanken fluchte Alexander ausgiebig. Genau, wie er befürchtet hatte. Ihr Vater war der Mann, der sich vor zehn Jahren überschuldet hatte, um Alexanders aggressive Übernahme seiner Speditionsfirma zu verhindern. Später hatten die Zeitungen berichtet, dass Hawthorne an einem Herzinfarkt gestorben sei. Kurz darauf folgte ihm seine Tochter, noch im Teenageralter, sie war an einem Hirntumor erkrankt. Und die Mutter hatte sich dann mit Schlaftabletten das Leben genommen.
Nur die älteste Tochter der Familie hatte überlebt. Amelia.
Lia.
Die ihm soeben ihre Unschuld geschenkt hatte.
Alexander ballte die Fäuste. Sie hatte es nur getan, weil sie seinen Namen nicht kannte. Wie durch ein Wunder hatte es sich bis jetzt vermeiden lassen. Doch sobald sie erfuhr, wer er war … Sie würde ihn nicht einmal anspucken, wenn er in hellen Flammen vor ihr stand, geschweige denn ihm das Grundstück verkaufen.
„Kanntest du meinen Vater?“, fragte sie leise.
„Nein.“ In gewisser Hinsicht stimmte das sogar. Er war dem Mann nie persönlich begegnet, hatte nur die schlecht geführte Firma in ihre Einzelteile zerlegt, die Lagerhäuser bei den Docks abreißen lassen und die kostspieligen Parzellen direkt am Wasser in Long Beach weiterverkauft.
„Schade. Ihr wärt bestimmt gut miteinander zurechtgekommen. Zwei mächtige Männer, beide nur daran interessiert, Erfolg zu haben.“
Es gab jedoch einen wesentlichen Unterschied – Alexander gewann immer, während Lias Vater ein Versager gewesen war. Er hatte ein Unternehmen in der dritten Generation geerbt und nicht verstanden, es zu führen.
Aber das würde er Lia natürlich nicht sagen. Er musste sie dazu bringen, ihm das Grundstück zu verkaufen, bevor sie herausfand, wer er
Weitere Kostenlose Bücher