Julia Extra Band 0309
war.
Die Angeln des Gartentores quietschten leise, als er zu seinem Wagen zurückging und den Aktenkoffer mit den Unterlagen holte. „Ich möchte, dass du mir einen Gefallen tust.“ Als er zu ihr zurückkehrte, hatte er sein charmantestes Lächeln aufgesetzt.
„Einen Gefallen? Noch einen, nachdem ich dir schon meine Unschuld geschenkt habe?“, neckte sie ihn lächelnd.
„Es ist nichts Großes, wirklich nicht.“ Er machte eine Pause. „Ich möchte dich nur bitten, den Park für deine Schwester an einem anderen Ort und nicht in New York zu bauen.“
„Wie bitte?“ Ihr stand der Mund offen.
„Übertrage mir die Eigentumsrechte an dem Grundstück. Es soll nicht dein Schaden sein, ich zahle dir zehn Prozent über Marktwert. Nenne es eine Vermittlungsgebühr, wenn du so willst.“ Mit einem Schulterzucken breitete er die Arme aus. „Baue den Park zum Andenken an deine Schwester in Los Angeles. Und ich baue Wolkenkratzer in New York.“
Die Contessa wurde aschfahl. „Darum geht es also? Deshalb hast du mich auf dem Ball geküsst? Deshalb bist du mir nach Italien gefolgt?“
Seine Wangenmuskeln arbeiteten. „Das ist nicht der einzige Grund.“
Mit beiden Händen stieß sie ihn von sich fort. „Doch, ist es. Du hast eine Million Dollar für einen Tanz mit mir gezahlt und mich verführt, um das Grundstück in deine Finger zu bekommen!“
So kam er nicht weiter, das spürte er. „Natürlich will ich das Grundstück haben. Ich kann fünf Wolkenkratzer darauf bauen, die ein ganzes Jahrhundert überdauern. Das wird mein Vermächtnis sein.“ Er schüttelte den Kopf und holte tief Luft. „Aber das hat nichts damit zu tun, warum ich mit dir geschlafen habe. Das war …“ Er griff nach ihr, wollte sie zurück in seine Arme ziehen, zurück unter seinen Einfluss bekommen. „… ein Moment der puren Unzurechnungsfähigkeit. Hätte ich gewusst, dass du noch unberührt bist …“
Lia hob ihr Kinn, ihre Augen begannen böse zu funkeln. „Du weißt praktisch alles über mich, nicht wahr? Und ich …“ Sie wich seinen Händen aus und ballte die Fäuste. „… ich kenne nicht einmal deinen Namen. Ich will wissen, wie du heißt.“
Sobald sie seinen Namen erfuhr, war alles verloren. „Welchen Unterschied macht das? Wichtig ist nur mein Angebot. Ich biete dir gerade ein Vermögen an.“
„Sag mir, wie du heißt!“, schrie sie ihn an.
Er konnte sie nicht anlügen. Seine Ehre war ihm wichtiger als alles andere – auch wichtiger als das Projekt seines Lebens.
„Mein Name“, sagte er leise, „ist Alexander Navarre.“
Lia starrte Alexander ungläubig an. Nur zu gut konnte sie sich an jenen Junimorgen vor so langer Zeit erinnern.
„Er hat es getan, Marisa! Alexander Navarre hat uns ruiniert!“, hallte der Aufschrei ihres Vaters in ihren Ohren wider.
Lia hatte gerade die High School abgeschlossen und freute sich auf den Sommer, glücklich in dem Wissen, dass sie von der Pepperdine-Universität angenommen worden war und im Herbst das Studium an der exklusiven Privathochschule in Malibu antreten würde. Olivia hatte die vielversprechende neue Therapie begonnen, und ihre Mutter, die immer so rapide zwischen himmelhoch jauchzend und zu Tode betrübt wechselte, saß zufrieden auf der sonnenwarmen Veranda des zweistöckigen Strandhauses und bannte den Blick auf den Santa Monica-Pier in Öl auf Leinwand.
Und dann war ihr Vater völlig aufgelöst in den Salon gestolpert, als hätte ihn jemand geschlagen.
„Er hat es getan, Marisa! Alexander Navarre hat uns ruiniert!“
Jetzt wirbelte Lia zu ihm herum, bebend vor Rage. „Du bist Alexander Navarre? Du hast unsere Familie ruiniert!“
„Nicht mit Absicht, Lia. Es war ein Geschäft.“
„Ein Geschäft“, spie sie bitter aus. „So wie es auch ein Geschäft ist, dass du mich verführt hast?“
„Lia, mir ist ja selbst gerade erst klar geworden, wer du bist.“
„Oh ja, natürlich.“ Wütend schüttelte sie den Kopf. „Warum sollte ich dir auch nur ein Wort glauben?! Du bist schuld, dass mein Vater sein Unternehmen verloren hat …“
„Er hätte es so oder so verloren, ob nun an mich oder an einen anderen. Hawthorne war der typische Erbe, der ein Familienunternehmen übernimmt und nicht die geringste Ahnung hat, wie es zu führen ist.“
„Wie kannst du es wagen!“ Sie musste sich bewegen, marschierte aufgewühlt auf und ab, dann blieb sie abrupt stehen und schlug entsetzt die Hand vor den Mund. „Und dir habe ich meine Unschuld geschenkt!“
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