Julia Extra Band 0309
nicht gerechnet.
Er fuhr fort: „Ich dachte, mein Leben ist gut, so wie es ist. Dann kamst du und hast mich ins Schleudern gebracht. Und weißt du was?“
„Was?“, fragte sie mit bebender Brust.
„Davon ist die Welt nicht untergegangen. Und gestern Abend habe ich mich mit meiner Familie versöhnt.“
Sie lächelte schief.
Er griff nach ihrer Hand und verschränkte seine Finger mit ihren.
„Rosie“, sagte er, und ihr Herz pochte so heftig, dass sie es spürte. Sie blickte auf und sah, dass auch er lächelte. „Das alles verdanke ich dir.“
Blinzelnd betrachtete sie ihre verschränkten Hände. „Cameron …“
„Meine Freunde nennen mich Cam“, unterbrach er sie.
Rosie hielt die Luft an. Sie hatte das Gefühl, dass ihre Welt, ihr Universum, ihre Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft davon abhingen, was sie als Nächstes sagte.
„Cam“, sagte sie, und ein Lächeln breitete sich über sein Gesicht, strahlend wie die Morgensonne, und sie konnte nicht aufhören, sich darin zu wärmen.
„Ja, Rosie?“
„Eigentlich“, erklärte sie, „habe ich gar nichts dagegen, wenn du mich Rosalind nennst.“
Er runzelte die Stirn, und sie konnte es ihm nicht verübeln. Sie wusste selbst nicht, wohin sie steuerte. Sie zog einen Fuß unter sich und sah ihm ins Gesicht. „Ich bin Rosie. Rosie, die in einem Wohnwagen campiert, die bequeme Stiefel liebt, Klamotten mit einer Vergangenheit und die schläft, wenn normale Menschen wach sind und umgekehrt. Aber seit ich dich getroffen habe …“
Ihr versagte die Stimme.
„Seit ich dich getroffen habe, ist Rosalind – das Mädchen, das ich einmal war, die Version von mir, die ich all die Jahre unterdrückt habe – wieder da. Der Teil in mir, der sich nichts sehnlicher wünschte als Zuneigung, als das Gefühl, etwas Besonderes zu sein. Rosalind hat keine Angst vor der Hoffnung. Als ich dich, Meg, Dylan und Brendan zusammen gesehen habe, hätte ich mein linkes Bein gegeben, um nur für einen Tag dazuzugehören. Ich hoffe, du verstehst, dass ich fortgehen musste, dass ich fortgehen muss , bevor es zu spät ist.“
„Aber du gehörst längst dazu“, sagte er lächelnd. Er begann, mit dem Daumen über die Innenfläche ihrer Hand zu streicheln, bis sie überall eine Gänsehaut hatte. Sie schloss die Finger um seinen Daumen und schob seine Hand fort. „Ich … ich weiß nicht genau, was du vorhast. Ich bin ganz durcheinander. Ich war die ganze Nacht wach. Ich trage einen geliehenen Pyjama. Ich habe nicht geduscht.“
Er nahm wieder ihre Hand und drückte seine warmen Lippen auf ihre Handfläche. „Du riechst wunderbar.“
Wohlige Wärme breitete sich in ihrem Bauch aus. „Ich rieche nach Lollies und Mottenkugeln.“
„Du riechst nach dir.“
Die Wärme wanderte in ihre Lenden, stieg ihr in den Kopf. „Cameron“, hauchte sie.
Er legte einen Finger an ihre Lippen. „Schhhh. Jetzt bin ich dran.“
Er atmete tief durch, und Rosalind wurde klar, dass er tatsächlich nervös war.
„Als ich neulich abends vorschlug, die Sache etwas langsamer anzugehen, tat ich das, was ich immer tue, wenn mir jemand zu nahe kommt. Ich trat auf die Bremse. Doch als du fort warst, begann ich über mein Leben nachzudenken. Über ein Leben ohne dich. Und die Vorstellung gefiel mir überhaupt nicht.“
Er fuhr mit der Hand durch ihr Haar, liebkoste ihr Ohr und zog sie an sich. Ihr Herz tanzte. Alles in ihr hüpfte und taumelte – und hoffte.
„Vergib mir!“, bat er.
Mit bebender Stimme erwiderte sie: „Ich habe dir nie eine Chance gegeben. Vergib du mir!“
„Da wir beide so gut darin sind, alles kompliziert zu machen, warum versuchen wir zur Abwechslung nicht einmal, die Dinge zu vereinfachen?“
„Es ist einen Versuch wert.“
„Rosalind“, sagte er und seine Stimme bebte fast so stark wie ihre. „Meine Rosie. Du sollst wissen, dass ich dich sehr liebe. Dass ich dich schon lange liebe. Und ich werde dich zweifellos so lange lieben, wie ich lebe.“
In dem Moment, wo er ihren Namen sagte, strömten warme Tränen über ihr Gesicht, doch sie hatte nicht die Kraft, sie fortzuwischen. Cameron beugte sich vor und küsste die Tränen fort, erst die eine Wange, dann die andere.
Ehe die Dinge ihren unvermeidlichen Lauf nahmen, legte sie beschwichtigend eine Hand an seine Brust. „Als du gestern Abend über deinen Schatten gesprungen bist, wusste ich, dass ich dich auch liebe.“
„Da hattest du aber eine komische Art, das zu zeigen“, murmelte er.
„Ich bin eben
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