Julia Extra Band 0309
Frieden zu schließen, doch die Wunden, die der Verrat seines Vaters geschlagen hatten, saßen zu tief. Selbst wenn ein Wunder geschah, würde er ihre Liebe nie erwidern. Allein aus Furcht, den Menschen, die er liebte, wehzutun, würde er sie fortschicken.
Das war es, was er neulich Abend versucht hatte, ihr zu sagen. Er hatte es kommen sehen. Cameron wollte ein unkompliziertes Mädchen, das nicht so dumm war, sich in ihn zu verlieben. Doch genau das hatte sie getan. Sie hatte sich hoffnungslos verliebt.
Rosie war schwindelig. Die vielen Menschen hier nahmen ihr die Luft zum Atmen.
„Es war reizend, sie alle kennenzulernen, Mrs. Kelly. Sie haben eine fantastische Familie“, brachte sie hervor. „Bitte entschuldigen Sie mich.“
Sie stolperte blind auf einen der halbkreisförmigen Balkone. Endlich an der frischen Luft. Unter freiem Himmel.
Cameron lehnte in der Balkontür und beobachtete Rosalind.
Ihr Haar wehte in der leichten Brise, unter dem Kleid zeichneten sich ihre Kurven ab. Bei dem Gedanken, dass er sie heute Nacht wieder in seinen Armen halten würde, wurde ihm warm ums Herz. Er wollte mit ihr feiern. Seinen Triumph mit ihr teilen und sich von ihr über die Sterblichkeit seines Vaters hinwegtrösten lassen.
Den Blick gen Himmel gerichtet, umklammerte sie mit ihren langen schlanken Fingern die Balustrade.
Die drei Schritte, die er bis zu ihr brauchte, fühlten sich an wie eine Ewigkeit. Er umfasste ihre Taille, legte das Kinn auf ihre Schulter und küsste ihr Ohr.
Doch sie entwand sich seiner Umarmung. Sie blickte ihn durch die Wimpern hindurch an, und er sah, dass sie aufgebracht war. Verwischte Wimperntusche zeugte von Tränen.
Er ballte die Fäuste bei dem Gedanken, dass Dylan oder Meg oder Brendan oder wer auch immer etwas gesagt hatte, um dieses große, tapfere Mädchen so zu erschüttern.
Er wollte sie berühren. „Rosalind …“
Sie hob die Hand, und er hielt mitten in der Bewegung inne.
„Was ist los?“, fragte er.
„Ich kann das nicht mehr“, flüsterte sie mit zusammengebissenen Zähnen.
„Na gut“, sagte er. „Ich habe erledigt, was ich mir vorgenommen hatte. Lass uns nach Hause fahren.“
Er wollte ihre Hand nehmen, doch sie zog sie zurück, als habe sie sich verbrannt.
„Ich kann nicht“, stieß sie hervor. „Nicht mehr. Genug ist genug.“ Zwei dicke Tränen liefen ihr über die geröteten Wangen. Sie wischte sie unglücklich fort. „Warum hast du mich hierher mitgenommen?“
Er öffnete den Mund, um zu antworten, doch dann fiel ihm auf, wie kompliziert die Frage war. Vor weniger als einer Woche war sie eine willkommene Ablenkung gewesen. Doch inzwischen …
„Ohne dich wäre ich heute Abend gar nicht hergekommen.“ Er ging einen Schritt auf sie zu, doch sie schüttelte so heftig den Kopf, dass ihre Locken sich aus der Frisur lösten. Sie schien ihn kaum zu hören.
„Ich habe mir die Entscheidung, dich mitzunehmen, nicht leicht gemacht.“
Ihr Blick war kalt. „Ich habe mir die Entscheidung mitzukommen, auch nicht leicht gemacht.“
Verwirrt setzte er seinen linken Fuß wieder zurück, um Abstand zu wahren.
Alles schien doch so gut zu laufen. Meg fand sie witzig, Dylan fand sie heiß, bei ihrem Vater hatte sie sich sofort Respekt verschafft, und seine Mutter hatte ihm nur einen Kuss auf die Wange gegeben und gelächelt. Was war während des Geburtstagsständchens geschehen?
„Rosalind, es tut mir leid, aber ich verstehe nicht ganz, was hier vorgeht.“
„Ich heiße Rosie“ , fauchte sie. „Einfach nur Rosie. Aber ich bin kein Kuriosum, dass du vorführen kannst, um deinen Vater zu provozieren. Oder Meg und Dylan von dir abzulenken. Oder deiner Mutter falsche Hoffnungen zu machen. Das habe ich einfach nicht verdient.“
Sie war so aufgebracht, dass ihre Stimme sich überschlug. Es schmerzte Cameron, dass er sie nicht einfach in die Arme nehmen und trösten konnte.
Die Wahrheit war, sie hatte genau ins Schwarze getroffen. Er hatte sie von Anfang an benutzt. Selbst als er gemerkt hatte, dass sie schlau genug war, ihn zu durchschauen. Er hatte sie verletzt, obwohl er sich vorgenommen hatte, genau das nie zu tun.
Seine einzige Chance war, ihr zu beweisen, sich selbst zu beweisen, dass er nicht der kalte berechnende Mann war, für den er sich in der letzten Woche ausgegeben hatte.
„Dieser Abend ist ein Neuanfang“, sagte er. „Vielleicht können wir uns daran ein Beispiel nehmen und selbst einen Neuanfang wagen.“
Sie lachte bitter. Es fühlte
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