Julia Extra Band 0309
genauer darüber nachdachte, musste er sich eingestehen, dass er sich selten eine Auszeit gönnte.
Hier war er ja zum Nichtstun gezwungen, und da er nun schon einmal da war, ertappte er sich dabei, dass es ihm sogar Spaß machte, Zwiebeln zu schneiden, Schinken zu braten und überhaupt … den Hausmann zu spielen.
Als sie schließlich am Tisch saßen, vor sich die Teller mit den dampfenden Nudeln, hob Cesar sein Glas und prostete ihr zu.
„Langweilt es Sie nicht, hier eingesperrt zu sein?“, wollte Julie zögernd wissen. „Sonst verbringen Sie Ihre Wochenenden doch sicher anders!“
„Stimmt.“
„Und? Was stellen Sie üblicherweise so an?“
„Üblicherweise kommt tagsüber die Arbeit und abends … das Vergnügen.“
„Und mit wem vergnügen Sie sich so?“ Julie hätte sich ohrfeigen können, dass ihr diese Frage entschlüpft war, aber durch den Wein und Cesars Stimmungswechsel fühlte sie sich locker und entspannt. Nun, da sie nicht mehr ständig auf der Hut war, gestand sie sich ein, dass er nicht nur extrem gut aussehend, sondern auch intelligent und humorvoll war. Obwohl er nicht offen flirtete, hatte er doch eine geradezu magnetische Ausstrahlung.
Sie achtete kaum noch darauf, wie viel sie eigentlich trank, sondern hörte ihm einfach zu. Er erzählte, dass er seit fast einem halben Jahr für Vergnügen eigentlich gar keine Zeit mehr gehabt hatte. Und sie? Wie war das bei ihr? Julie gestand, dass dieser Zeitraum bei ihr deutlich länger war. Und plötzlich stellte sie zu ihrem eigenen Erstaunen fest, dass sie begann, Cesar ihr Herz auszuschütten.
„So. Jetzt wissen Sie alles. Wie Sie gestern schon sagten: Männer sind ziemlich berechenbar, was ihren Geschmack betrifft. Und leider entspreche ich dem so ganz und gar nicht.“
Cesar fühlte, wie in ihm Ärger über diesen Unbekannten aufstieg, der Julie so desillusioniert hatte.
„Und bitte bremsen Sie mich, bevor ich endgültig rührselig werde.“ Julie lachte. „Ich glaube, ich habe einfach zu viel Wein getrunken. Noch ein Glas, und ich breche wahrscheinlich in Tränen aus.“
„Ich habe sehr breite Schultern.“
„Ich weiß. Das habe ich schon bemerkt …“
Plötzlich herrschte eine Spannung im Raum, die förmlich mit den Händen zu greifen war. Cesar sah sie mit einem Blick an, den sie nicht deuten konnte.
„… als Sie das Feuer angemacht haben“, fügte sie verlegen hinzu. Manchmal wünschte sie, sie hätte lange Haare, um sich in Momenten wie diesen dahinter verstecken zu können. „Es kommt nicht so oft vor, dass … halb nackte … Männer in meinem Wohnzimmer stehen.“
„Es scheint jedenfalls schon eine Weile her zu sein“, wusste Cesar lächelnd.
„Oh Gott, ich hätte Ihnen das alles nicht erzählen sollen.“
„Warum denn nicht?“
„Weil ich nicht will, dass Sie das später gegen mich verwenden können. Ich will nicht, dass irgendjemand Mitleid mit mir hat. Es war mein Entschluss, nach der Trennung erst einmal eine Weile allein zu bleiben. Und dazu stehe ich auch.“
„Sie haben diesen Mann wirklich geliebt, oder?“
„Sonst wäre ich ja nicht zwei Jahre mit ihm zusammengeblieben.“
„In der Hoffnung, dass er Sie irgendwann heiratet?“
„Wahrscheinlich.“
„Und Sie haben nie bemerkt, dass etwas nicht mehr stimmte?“
„Ich will wirklich nicht mehr darüber reden.“
„Okay. Aber …“
„Was aber? Nun sagen Sie schon. Sie brennen ja förmlich darauf, mir mitzuteilen, was Sie denken.“
„Wir sind hier nun mal zusammen eingesperrt. Da können wir uns doch auch etwas unterhalten.“
„Haben Sie deshalb beschlossen, etwas umgänglicher zu sein?“
„Ach, das sagen Sie, die keinerlei Hemmungen hat, mich und mein Verhältnis zu Frauen zu analysieren. Und jetzt erkennen Sie nicht einmal, wie sehr Ihre eigene Einstellung zu Männern aus einer Enttäuschung heraus entstanden ist.“
Cesar war über sich selbst überrascht. Noch nie hatte er sich näher für eine Frau interessiert. Vom körperlichen Aspekt einmal abgesehen. Noch viel weniger hatte er je eine Frau ermutigt, ihm ihr Herz auszuschütten.
„Na gut, ich bin vielleicht etwas vorsichtig, was Männer betrifft. Aber vielleicht will ich auch einfach nicht zu viel Nähe. Im Grunde ist Ihr Bruder seit langem der erste Mann, mit dem ich mich wirklich wohl fühle.“ Und Julie wusste auch, warum. Freddy stellte keine Bedrohung für sie dar. Nie würde er versuchen, mit ihr zu flirten. Er war völlig auf Imogen fixiert, und deshalb war
Weitere Kostenlose Bücher