Julia Extra Band 0309
Mann sie begehrte und er der Einzige war, der von sich sagen konnte, sie je berührt zu haben?
Seine Finger umklammerten das Glas. Zumindest war er vor anderthalb Jahren der Einzige gewesen. Wie viele Männer mochte sie inzwischen zu sich ins Bett geholt haben?
„Obwohl … meiner Emily kann sie nicht das Wasser reichen. Emily ist so herzlich und warm. Die Contessa hingegen ist eine kalte Schönheit.“
„So habe ich sie keineswegs in Erinnerung“, murmelte Alexander.
„Ah, sie hat dich also auch in ihrem Netz gefangen.“
Alexander schaute auf, sah das amüsierte Funkeln in Nathans Augen. „Nein, wieso? Sie ist die Frau, die einen Park angelegt hat, wo meine Wolkenkratzer stehen sollten. Mehr nicht.“
„Dann ist es ja gut“, meinte Nathan ernst. „Es heißt nämlich, dass jeden Tag ihre Verlobung bekannt gegeben werden soll.“
Alles in Alexander gefror plötzlich zu Eis. „Mit wem?“
„Ein renommierter Anwalt aus dem New Yorker Geldadel – Andrew Oppenheimer.“
Oppenheimer. Der weißhaarige Gentleman, der Alexanders Großvater gekannt hatte. Wenn dieser Mann Lias Ehemann wurde, würde die Ehe nicht platonisch bleiben so wie ihre erste Ehe. Oppenheimer begehrte sie, wie alle anderen Männer auch.
Wie Alexander.
Er atmete tief durch. Die achtzehn Monate harter Arbeit hatten nicht geholfen, das Verlangen nach Lia Villani zu schmälern. Überhaupt nichts.
Noch immer begehrte er nur sie. Und selbst wenn sie ihn hasste … Sie würde ihm gehören.
„Du weißt doch, was ich für dich empfinde, Liebes.“ Den Arm um ihre Schultern gelegt, zog Andrew Lia in der Kirchenbank enger an seine Seite. „Wann sagst du endlich Ja?“
Lia kaute an ihrer Lippe, als sie ihm ins Gesicht sah. „Andrew …“
„Ich liebe die Weihnachtszeit, du nicht auch?“, wechselte er taktvoll das Thema. „Die Geschenke, der Schnee. Ist es nicht romantisch hier, mit den vielen Kerzen und den Rosen?“
Ja, die Kathedrale war für die Hochzeit wirklich sehr romantisch geschmückt, die weihnachtliche Dekoration und die roten Rosen erstrahlten im Glanz unzähliger Kerzen. Doch das Einzige, was es bewirkte, war, dass Lia sich nach ihrer Tochter sehnte, die längst in ihrer Wiege schlief, sicher in der Obhut ihrer Nanny.
Außerdem ließen rote Rosen sie an einen dunkelhaarigen, breitschultrigen Mann denken, der erst ihre Welt in Flammen gesetzt und dann ihr Herz in tausend Stücke gerissen hatte.
„Heirate mich, Lia“, flüsterte Andrew. „Ich werde Ruby ein guter Vater sein. Ich werde mich immer um euch kümmern.“
Lia fuhr sich mit der Zungenspitze über die Lippen. Andrew Oppenheimer war ein guter Mann. Er würde auch ein guter Ehemann sein und ein guter Vater.
Und warum konnte sie dann nicht einfach Ja sagen?
Die Contessa schluckte und wandte den Blick ab. „Es tut mir leid, Andrew. Meine Antwort lautet noch immer Nein.“
Er betrachtete sie einen Moment, tätschelte dann sanft ihre Hand. „Ich werde weiter warten, Lia. Und hoffen.“
Das schlechte Gewissen trieb Lia das Blut in die Wangen. Sie mochte Andrew. Sie wünschte, sie würde sich in ihn verlieben können. Oder zumindest eine auf Freundschaft und Zuneigung basierende Ehe mit ihm akzeptieren, so wie ihre erste Ehe. Doch die eine leidenschaftliche Begegnung mit Alexander Navarre hatte es ihr auf immer unmöglich gemacht. Einen Mann ohne dieses Feuer zu heiraten, konnte sie sich einfach nicht mehr vorstellen.
Lia wusste, dass diese Einstellung dumm war. Ihre Tochter brauchte einen Vater. Und dennoch … Sie ließ den Blick über die Hochzeitsgäste gleiten. Emily Saunders, ihre Freundin und Mitarbeiterin, heiratete Nathan Carter. Die Bänke waren gut besetzt, doch jetzt hörte sie, wie noch ein Spätankömmling sich in der Bank direkt hinter ihr niederließ.
Andrew nahm jetzt ihre Hand und drückte einen leichten Kuss auf ihre Handfläche. „Ich würde gern mit dir über Silvester irgendwo hinfahren. Vielleicht ein paar Tage in die Karibik … oder zum Skifahren. Was immer du vorziehst …“
An ihrem Rücken ertönte ein Hüsteln. Sie drehte den Kopf halb zur Seite. Und plötzlich schien die Zeit stillzustehen.
Alexander!
Er saß hinter ihr, starrte sie an. Ganz in Schwarz, sah er attraktiver und sinnlicher aus als Luzifer persönlich. Der einzige Mann, mit dem sie sich je lebendig gefühlt hatte. Und den sie mit jeder Faser ihres Seins hasste.
„Hallo, Lia“, grüßte er kühl.
„Was machst du hier?“, sprudelte es aus ihr heraus.
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