Julia Extra Band 0309
Sie würde keine Einladungen zum Abendessen mehr annehmen und nicht mehr zulassen, dass Cesar den Ton angab und ihr Leben kontrollierte. Sie war eine alleinstehende Frau, die ihr eigenes Leben lebte. Und sie würde ganz offen die Frage stellen, wie sie damit umgehen sollten, wenn einer von ihnen beiden einen Partner fände. Kurzum, sie würde Cesar unmissverständlich klarmachen, dass er lediglich eine Randfigur in ihrem Leben darstellte – vor allem in ihrem Gefühlsleben.
Sie fragte sich jedoch, woher dieser zukünftige Partner kommen sollte. Würde sie ihn überhaupt erkennen, da doch ihre Gefühle und Gedanken nur Cesar galten? Wahrscheinlich nicht. Nicht einmal, wenn er ein Schild vor sich hertragen würde, auf dem stand: Du brauchst nicht weiter zu suchen. Ich bin der Mann deiner Träume. Er würde einfach nicht an Cesar heranreichen, neben dem alle anderen Männer verblassten. Cesar war wie ein Tornado über ihr Leben hereingebrochen, und sie hatte sich wie eine Heldin in einer griechischen Tragödie ihrem Schicksal hingegeben und sich Hals über Kopf in ihn verliebt.
Missmutig zog sie eine Grimasse und ging dann ins Wohnzimmer. Vom Sofa aus konnte sie in den Garten blicken, der jetzt in strahlendes Sonnenlicht getaucht war.
Julie hörte, wie die Haustür aufgeschlossen wurde, und wusste instinktiv, dass es Cesar war, noch bevor er das Zimmer betrat. Julie fühlte, wie ihr Herz einen Sprung machte, als er hereinkam.
„Ich sehe, du befolgst die Anweisungen des Arztes. Sehr gut.“ Er ließ sich in einem Sessel nieder und schlug die Beine übereinander. Julie hatte ihn darum gebeten, um vier Uhr vorbeizukommen, und er musste sich dabei ertappen, dass er die letzten drei Stunden unablässig auf die Uhr geschaut hatte. Unbehaglich fragte er sich, warum sie ihm diese genaue Uhrzeit vorgeschlagen hatte. Sonst schien sie immer damit zufrieden gewesen zu sein, wenn er vorbeikam, sobald es seine Zeit erlaubte.
„Wie geht es dir?“
„Danke. Gut.“
Danke? Gut? Da war sie wieder, diese unverbindliche Höflichkeit, die ihn schon im Krankenhaus so verunsichert hatte. Oder bildete er sich das Ganze nur ein?
„Und die Haushälterin? Bist du mit ihr zufrieden? Wo ist sie überhaupt?“
„Annie ist eine Perle. Ich habe sie gebeten, einkaufen zu gehen, damit wir ungestört sind. Ich glaube, wir müssen miteinander reden …“
Diese Worte allerdings lösten bei Cesar unmittelbar ein Alarmsignal aus. Das kannte er doch. Hatte er doch selbst mehr als einmal eine Beziehung beendet, indem er die jeweilige Partnerin zum Abendessen ausführte und dann, quasi beim Dessert, die folgenschweren Worte wir müssen miteinander reden ausgesprochen hatte …
„Dann sprich.“
Julie bemerkte, dass sein charmantes Lächeln verschwunden war. Stattdessen sah sie nur diesen distanzierten, kühlen Gesichtsausdruck, der sie in der Vergangenheit so eingeschüchtert hatte. „Ich … ich habe gestern viel nachgedacht, Cesar. Als ich dachte, dass … also, dass womöglich das Schlimmste, das ich mir vorstellen konnte, geschehen würde … wurde mir klar, dass wir wirklich ein paar Dinge klären müssen …“ Sie räusperte sich und wartete, dass er etwas sagen würde.
„Welche Dinge?“, fragte Cesar schließlich.
„Zum Beispiel wegen des Hauses.“
„Es läuft auf meinen Namen, ganz wie du es wolltest.“
„Gut.“ Sein Blick, der ernst und aufmerksam auf ihrem Gesicht ruhte, brachte sie ganz aus dem Konzept. „Und … und wir müssen darüber reden, wie wir damit umgehen, wenn einer von uns beiden jemand … jemand anderen kennenlernt.“
„Willst du damit sagen, dass es einen anderen Mann in deinem Leben gibt?“
„Natürlich nicht! Schau mich doch an, Cesar. Ich bin schwanger!“
Natürlich gab es keinen anderen. Das war absurd. Trotzdem hatte er diese Frage stellen müssen.
„Aber eines Tages könnte es ja passieren. Bei mir genauso wie bei dir.“ Julie hoffte, dass er so ein Szenario weit von sich weisen würde, aber das tat er natürlich nicht. Warum auch? Er hatte ihr vorgeschlagen, sie zu heiraten und ihr sogar finanzielle Unterstützung angeboten, als wäre sie eine seiner Angestellten, die eine Gehaltserhöhung verdiente, nachdem sie die Probezeit zufriedenstellend absolviert hatte. Von Treue war nie die Rede gewesen.
„Warum hast du mich eigentlich gefragt, ob ich dich heirate, Cesar?“
„Nein! Nicht das schon wieder!“
„Ich weiß, dass du viel auf Konventionen hältst. Ich weiß, dass es dir
Weitere Kostenlose Bücher