Julia Extra Band 0309
ich Ihnen doch den Park zeigen?“
Lia war nicht hier. Seine Lippen wurden schmal vor Enttäuschung. Er griff in die Innentasche seines Mantels, um sein Scheckbuch zu zücken. „Das hat die Contessa bereits getan. Aber sie ist gegangen, bevor ich ihr den Spendenscheck ausstellen konnte.“
Er stützte sich auf den Schreibtisch, füllte schwungvoll einen Scheck über zwanzig Millionen Dollar für das Stiftungskomitee des Olivia-Hawthorne-Parks aus und reichte ihn Sarah.
Mit großen Augen starrte sie auf die Summe. „Ich stelle Ihnen eine Quittung aus.“
„Das ist nicht nötig.“ Da hatte sich ihm ein Schlupfloch geboten, wie er um sein Versprechen, sie nicht mehr wiederzusehen, herumkommen konnte, und sie war nicht einmal hier!
„Die Contessa würde darauf bestehen.“ Sarah holte den Quittungsblock hervor und begann zu schreiben. „Wie soll das in der Presse bekannt gemacht werden? Unter Ihrem persönlichen Namen oder im Namen Ihres Unternehmens?“
„Überhaupt nicht. Erwähnen Sie es niemandem gegenüber.“
„Ah, anonym also.“ Sie blinzelte ihm verschwörerisch zu. „Sie sind ein wahrer Wohltäter, Mr. Navarre. Der Park wird den New Yorker Familien über Generationen hinweg ein Ort der Entspannung und Erholung sein. Zu schade, dass Lia nicht hier ist, um die Spende entgegenzunehmen. Aber sie legt großen Wert darauf, zu Hause zu sein, wenn ihr Baby aufwacht.“
Alexander war schon auf halbem Wege zur Tür, als er mitten in der Bewegung innehielt. „Baby?“ Langsam drehte er sich um.
„Die Kleine ist aber auch wirklich herzallerliebst.“
Er ging an den Schreibtisch zurück. „Wie alt ist sie?“
Sarah seufzte. „Das ist überhaupt das Romantischste. Ruby kam neun Monate nach dem Tod des Conte auf die Welt. Ein kleines Wunder, wie um Lia über den Verlust ihres Mannes hinwegzuhelfen. Und Ruby ist so süß. Jetzt fängt sie schon an zu krabbeln, flink wie ein Wiesel … Wohin gehen Sie denn?“ Verwundert starrte Sarah Alexander nach, der aus dem Büro stürzte.
Ein Baby. Lia hatte ein Baby bekommen.
Und es vor ihm geheim gehalten!
Jetzt fiel ihm auch wieder ein, wie nervös sie gewesen war, als er vor ihrem Haus auftauchte. Er hatte geglaubt, sie befürchtete, er wolle sich in ihr Schlafzimmer einladen. Dabei hatte sie Angst gehabt, dass er die Wahrheit über ihr Kind herausfinden könnte!
Das Baby mochte neun Monate nach dem Tod des Conte geboren worden sein, doch es war ganz sicher nicht sein Kind!
Lia war Jungfrau gewesen, als Alexander zum ersten Mal mit ihr geschlafen hatte. Und auf der Hochzeit hatte sie ihm anvertraut, dass es seither keinen anderen Mann gegeben hatte. Dann war da noch der Bistrobesitzer an jenem Morgen: „Wo ist Mademoiselle Ruby denn heute? Wir vermissen sie.“
Von wegen „gute Freundin“! Herrgott, wie dumm er doch gewesen war! Wie hatte er einer schönen, intelligenten und eigensinnigen Frau wie Lia Villani trauen können!
Er hatte den guten Menschen in ihr über- und die Falschheit in ihr unterschätzt!
Sie war eine Lügnerin, die ihm nie die Chance eingeräumt hatte, am Leben des gemeinsamen Kindes teilzuhaben. Und sie schämte sich so sehr für den Vater ihres Kindes, dass sie alle Welt im Glauben ließ, ihr todkranker Mann hätte sich von seinem Sterbebett noch einmal erhoben, um ihr eine Tochter zu schenken!
Die Wut schüttelte Alexander. Anderthalb Jahre hatte sie die ganze Welt und ihn angelogen.
Sie hatte ihm ins Gesicht gelogen. Während sie zusammen im Bett waren.
Er ballte die Fäuste. Und er wollte nobel sein und sein Versprechen halten. Wollte aus Respekt für ihren Wunsch die eigenen Bedürfnisse zurückstellen.
Nobel. Pah!
Aufgebracht lehnte er sich in die Polster des Rolls-Royce zurück. Auf der Fahrt zu Lias Stadthaus starrte er düster auf den Verkehr hinaus. Dann stieß er ein hartes Lachen aus. Er hatte sie bewundert, wollte sie für etwas Besonderes halten und hatte sogar geglaubt, sie wäre ehrlich.
Und jetzt?
Jetzt würde er sie in sein Bett holen und sie dort als seine Gefangene halten, so lange, bis er genug von ihr hatte.
Sie lebten in einer egoistischen Welt. Ein Mann musste sich nehmen, was er wollte und so viel er konnte. Alles andere war unerheblich!
10. KAPITEL
„Also, ich geh dann jetzt.“ Mrs. O’Keefe nahm ihre Handtasche und warf ihrer Arbeitgeberin einen besorgten Blick zu. „Wenn Sie sicher sind, dass Sie mich nicht mehr brauchen …“
„Ja, ich bin sicher.“ Lia wischte sich hastig über die
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