Julia Extra Band 0309
seine Finger. „Du hast mir dein Wort gegeben.“
Er sog scharf die Luft ein und ließ sie los. „Richtig, ich habe es versprochen.“
„Leb wohl.“ Sie rannte zur Tür hinaus. Er sollte ihre Tränen nicht sehen.
Schluchzend drückte sie auf den Rufknopf des Aufzugs. Soeben verließ sie den einzigen Mann, der sie je berührt hatte. Den einzigen Mann, in den sie sich je verliebt hatte. Den Vater ihres Kindes.
Ich tue das Richtige, versuchte sie sich in Gedanken zu beruhigen. Es ist besser so, für uns alle.
Warum fühlte es sich dann so schrecklich falsch an?
Sie hatte ihn verlassen.
Alexander starrte ungläubig vor sich hin. Er war sich so sicher gewesen, dass sie bei ihm bleiben würde. Er hatte sie gebeten, seine Frau zu werden.
Und sie hatte ihn abgewiesen.
Vielleicht war es besser so. Müde fuhr er sich durchs Haar. Es war extrem dumm von ihm gewesen, so unüberlegt mit einem Heiratsantrag vorzupreschen. In einer Woche wäre er sie leid gewesen. Ach was, eine Woche – in einem Tag! Lia hatte ihm einen Gefallen mit ihrer Absage getan!
Oder etwa nicht?
Das Telefon klingelte, als er aus der Dusche kam.
„Der Jet ist abflugbereit, Mr. Navarre“, hörte er die Stimme seines Assistenten am anderen Ende. „In San Francisco werden wir zwischenlanden, um Treibstoff aufzufüllen. Ich komme jetzt mit dem Wagen zum Hotel und hole Sie ab. Ich schicke den Fahrer nach oben, damit er sich um Ihr Gepäck kümmert.“
„Das ist nicht nötig“, sagte Alexander dumpf. „Ich reise mit leichtem Gepäck.“
Mit leichtem Gepäck. Ganz so, wie er es bevorzugte. Doch als er seinen Lederkoffer packte, da fühlte er sich seltsam abgestumpft, wie er sich schon lange nicht mehr gefühlt hatte. Schon seit jenem Tag im Winter nicht mehr, als er alles im Feuer verloren hatte.
Es ist besser so. Er sagte es sich immer wieder vor. Es war nie gut, wenn man sich zu sehr an jemanden gewöhnte. Lia war der Typ Frau, an den man sich nur allzu leicht gewöhnen konnte. Und das wollte er nicht. Sie würden sich nur gegenseitig in den Wahnsinn treiben. Und doch …
Seine Finger umklammerten den Koffergriff. Er konnte noch immer nicht glauben, dass er sie verloren hatte.
Unten am Empfang kümmerte sein Assistent sich bereits um die Rechnung. Murakami würde ihm in ein paar Tagen nach Tokio folgen. Im Foyer stand ein großer Weihnachtsbaum, geschmückt mit festlichen roten Glaskugeln. Die vielen Lichter und die lächelnden Gesichter der anderen Gäste irritierten Alexander maßlos. Er biss die Zähne zusammen und verließ das Hotel. Einen Moment lang blieb er in der kalten Luft stehen und blinzelte. Sein Atem bildete weiße Wölkchen.
„Sir?“
Wortlos reichte Alexander dem Chauffeur den Koffer und stieg in den Rolls-Royce.
„Hatten Sie einen angenehmen Aufenthalt in New York?“, fragte der Fahrer, nachdem er den Koffer verstaut hatte und sich hinter das Steuer setzte.
„Es war mein allerletzter Aufenthalt in New York“, murmelte er als Antwort.
„Sie sollten Weihnachten irgendwo verbringen, wo es warm ist.“
Prompt musste er an Lia denken – wie warm sich ihr Körper an seinem angefühlt hatte, an die Wärme, die aus ihren Augen strahlte.
Die Welt ist voller Frauen, sagte er sich ärgerlich. Er würde sie schnell durch eine andere ersetzen.
So wie sie ihn ersetzen würde. Mit einem Mann, der ihr mehr gab, als Alexander es jemals konnte. Wahrscheinlich ein grundsolider Typ, der jeden Tag um Punkt fünf von der Arbeit zurück zu ihr in das hübsche kleine Hauschen kam. Ein Mann, der ihr treu ergeben war. Ein Mann, der der Vater ihrer Kinder wurde.
Das Verlangen nach ihr pulsierte als dumpfer Schmerz durch seine Adern.
Plötzlich fiel ihm ein, dass er vergessen hatte, ihr den Scheck über die zwanzig Millionen zu geben.
Alexander setzte sich ruckartig nach vorn. „Vierunddreißigste und Elfte“, wies er den Chauffeur unbeherrscht an.
„Sir?“
„Biegen Sie hier rechts ab, nun machen Sie schon. Und fahren Sie zügig.“
Als der Wagen vor dem Gebäude hielt, in dem Lias Büro lag, sprang Alexander aus dem Wagen. Die Ungeduld war zu groß, also verzichtete er auf den altersschwachen Aufzug und rannte die Treppe hinauf, nahm drei Stufen auf einmal. Im dritten Stock stieß er die Tür auf. Er war atemlos, aber nicht aufgrund der Anstrengung.
Sarah, die Empfangssekretärin, sah erstaunt auf. „Mr. Navarre.“ Ein erfreutes Lächeln breitete sich auf ihrem Gesicht aus. „Haben Sie etwas vergessen? Oder … soll
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