Julia Extra Band 0309
verbarg, immer würden Theo und sie miteinander verbunden bleiben – denn sie war die Mutter seines Sohns.
Am nächsten Morgen erwachte Kerry vom Rauschen der Dusche.
Theo muss also letzte Nacht irgendwann zurückgekommen sein.
Sie selbst hatte sich stundenlang schlaflos im Bett hin und her gewälzt, aber schließlich hatte die Erschöpfung sie doch in einen leichten Schlummer fallen lassen.
Hastig stand sie auf und zog den Morgenmantel an. Sobald Theo aus der Dusche kam, würde sie schnurstracks hineingehen, um jedem Gespräch einen Riegel vorzuschieben. Gerade wollte sie etwas aus ihrem Koffer nehmen, als hinter ihr auch schon die Badezimmertür aufging.
„Guten Morgen.“ Theos Stimme klang seltsam tief und belegt, als hätte er kaum geschlafen. Aber was viel wichtiger war … es lag keine Aggressivität mehr darin. Erleichtert drehte Kerry sich um.
„Guten Mor…“ Weiter kam sie nicht. Theo stand in der Badezimmertür, nur mit einem Handtuch bekleidet, das er sich um die Hüften geschlungen hatte.
Er sah absolut fantastisch aus. Kerry schluckte schwer. Kaum konnte sie die Augen von seinem muskulösen Oberkörper losreißen. Und mit dem zerzausten, noch feuchten Haar, das ihm lässig in die Stirn fiel, wirkte er geradezu verwegen.
Ihr Blick wanderte seinen Körper entlang … nach unten. Überrascht weiteten sich ihre Augen. Ihr prüfender Blick schien eine sofortige Reaktion bei Theo hervorgerufen zu haben … Verlegen sah sie zu Boden und eilte fluchtartig ins Badezimmer. Hastig verschloss sie die Tür und lehnte sich aufatmend dagegen. Gerettet … für diesmal.
Als Kerry das Bad verließ, fand sie das Zimmer leer vor. Auf dem kleinen Balkon hatte man ein köstlich aussehendes Frühstück serviert, allerdings nur für eine Person.
Wie die meisten Griechen übersprang Theo die erste Mahlzeit des Tages. Kerry fragte sich, wie er das bei seiner Größe von knapp einem Meter neunzig aushielt. Ihr wurde immer ganz flau, wenn sie eine Mahlzeit ausließ.
Sie trat auf den Balkon hinaus. Ein wundervolles Panorama bot sich ihrem Blick. Das Gelände verlief leicht abschüssig, und die Rasenfläche ging in silbrig schimmernde Olivenhaine über. Dahinter dehnte sich das leuchtende Türkis des Meers. So früh am Morgen lag noch ein leichter Dunst über dem Wasser, der sich im Laufe des Tages auflösen würde.
Mit einem Seufzer des Wohlbehagens ließ Kerry sich am Tisch nieder und griff hungrig zu.
Kaum hatte sie den letzten Bissen verspeist, stand Theo plötzlich neben ihr.
„Ich habe schlechte Nachrichten“, sagte er. „Drakon fühlt sich nicht wohl. Keine Chance, ihn heute Morgen zu sprechen. Er hat uns aber ausrichten lassen, wir könnten uns ruhig auf der Insel umsehen.“
„Ach, das tut mir leid. Hoffentlich ist es nichts Ernstes“, sagte Kerry erschrocken.
„Ich weiß es nicht. Allerdings ist allgemein bekannt, dass er schon seit längerem kränkelt. Nur deshalb erwägt er ja überhaupt den Verkauf seiner Insel.“ Theo klang nicht übermäßig besorgt. „Sag mal“, fuhr er fort, „hast du eigentlich passendes Schuhwerk dabei? Wir werden ganz schön klettern müssen.“
Irritiert sah Kerry ihn an. Die Gesundheit des alten Manns schien Theo herzlich egal zu sein. Typisch – alles, was ihn interessierte, war die Insel!
Ohne ihn eines weiteren Blickes zu würdigen, ging sie ins Zimmer. „Ich ziehe mich um. Warte bitte hier draußen“, rief sie ihm über die Schulter hinweg zu.
„Die Insel ist nur ein paar Quadratkilometer groß“, erklärte Theo ihr, als sie sich auf den Weg machten, „und es gibt keine asphaltierten Straßen, auf denen man etwas transportieren könnte. Lass uns auf den Berg hinaufsteigen, von dort müsste man einen guten Überblick über die ganze Insel haben.“
Er warf Kerry einen wohlgefälligen Blick zu. Reizend sieht sie aus, dachte er, in diesen Leinenhosen und dem Seidentop.
„Hoffentlich geht es Drakon bald besser“, sagte Kerry.
Sie scheint den Alten wirklich zu mögen. Nun ja, das beruht offensichtlich auf Gegenseitigkeit – umso besser, das kann mir nur zugutekommen.
Sie hatten den Schutz der Olivenbäume verlassen und stiegen in der prallen Sonne den steinigen Bergpfad empor.
„Willst du eine Pause machen?“ Theo wandte sich um und blickte Kerry fragend an.
„Nein, danke.“ Um nichts in der Welt hätte sie sich in die Reichweite seiner Arme begeben.
Außerdem lenkte das Wandern sie ab. Sie brauchte ihre ganze Konzentration, um auf dem
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