Julia Extra Band 0309
Land halb fertiggestellte Projekte hinterlassen.“
„Wahnsinn“, sagte Kerry. „Aber sag, hat deinem Onkel denn die Insel gehört?“
„Nein. Nicht wirklich.“ Nervös fuhr er sich durchs Haar. „Eigentlich hat die Insel einmal der Familie meiner Mutter gehört. Ihre Zwillingsschwester, Tante Dacia, war mit dem Künstler verheiratet.“
„Aber warum haben sie sie dann verkauft? Es ist doch so ein wundervoller Ort.“
Theo runzelte die Stirn. Es gefiel ihm gar nicht, dass Kerry innerhalb von Minuten mehr über seine Familie herausbekam als jemals irgendjemand zuvor.
So viel zum Thema Offenheit, dachte er ironisch. Ein paar un schuldige Fra gen … und schon bekomme ich kalte Füße. Doch es waren weniger die reinen Fakten, die ihm so unangenehm waren, die konnte jeder in den Geschäftsbüchern nachlesen. Es war vielmehr das, was hinter diesen Fakten steckte. Damals war es eine ziemlich schmutzige Geschichte gewesen, und sein eigener Vater hatte sie verschuldet. Dafür schämte Theo sich heute noch.
„Du musst nicht darüber reden“, wiegelte Kerry schnell ab, als sie sein Unbehagen spürte. „Ich meine … wenn es schmerzliche Erinnerungen weckt.“
Prüfend sah sie Theo ins Gesicht. Seine Haare, die er immer wieder nervös zerzauste, standen nach allen Seiten ab. Und nichts lag Kerry ferner, als ihn in die Enge zu treiben. Zu zart war die Pflanze gegenseitigen Vertrauens, die sich gerade erst zu entwickeln begann. Diese wollte sie nicht gefährden.
Daher wandte sie sich ab und trat an das gegenüberliegende Panoramafenster, das einen weiten Blick über das Anwesen und den Pool erlaubte. Die Sonne ging gerade unter, und das Wasser leuchtete in einem Kaleidoskop von Farben. Es war ein atemberaubender Anblick.
Die Insel ist wirklich wunderschön . Aber sie hat nicht die Magie, dieses gewisse Etwas von Drakons Insel, dachte sie. Vielleicht lag das an der unberührten Natur dort. An den wilden Olivenhainen, den wettergegerbten Gebäuden mit ihrer natürlichen malerischen Patina. All dies verlieh der Insel einen besonderen Zauber.
„Es muss deiner Mutter und ihrer Schwester schwergefallen sein, die Insel zu verlassen“, sagte sie schließlich.
„Meine Mutter wollte dort weg. Sie ging aus freien Stücken. Sie sehnte sich nach Abwechslung, nach einem Leben in der Großstadt. Meine Tante jedoch liebte die Insel. Sie war ziemlich jung, als ihre Eltern – also meine Großeltern – starben. Aber sie schaffte es, die Insel zu halten, indem sie Olivenöl produzierte und es verkaufte. Dann kam sie auf die Idee, die Insel zu einer Art Künstlerkolonie zu machen. Und so hat sie meinen Onkel Demos kennengelernt.“
„Aber warum sind sie dann von dort weggegangen?“ Eigentlich wollte sie keine zudringlichen Fragen stellen, aber die Geschichte hatte sie gepackt.
„Wegen meines Vaters … mein Vater ist schuld dran.“ Plötzlich klang Theos Stimme hart und unnachgiebig.
Erschrocken biss Kerry sich auf die Lippen. Oje, dachte sie, da habe ich ja in ein Wespennest gestochen. Jetzt verstand sie, warum Theo nie über seine Vergangenheit reden wollte. Dahinter steckte ein Konflikt mit seinem Vater.
„Mein Vater hat ein seltenes Talent, sich in die Angelegenheiten anderer Menschen einzumischen und sie ins Unglück zu stürzen“, erklärte Theo verbittert. „Ihm haben meine Tante und ihr Mann es zu verdanken, dass sie ihre Insel verloren. Mein Onkel starb in bitterer Armut. Er hat nie verwunden, dass er – seiner Meinung nach – das Leben seiner Frau ruiniert hat. Und diese kam tatsächlich nie darüber hinweg, darüber, ihren Mann und die Insel verloren zu haben.“
„Wie schrecklich. Lebt deine Tante denn noch? Ich habe dich oder Corban nie ihren Namen erwähnen hören.“
„Weil sie nichts mehr mit uns zu tun haben will. Und das alles wegen unseres Vaters.“
„Aber das ist doch nicht eure Schuld! Du kannst doch nichts dafür, was dein Vater getan hat, als du noch klein warst. Außerdem hast du jeglichen Kontakt mit ihm abgebrochen.“
„Die Sache damals hat Tante Dacia zu tief verletzt. Ein Diakos hat ihr das angetan – damit fallen wir sozusagen unter eine Art Sippenhaft “, seufzte Theo. „Meine Mutter hat sich jahrelang darum bemüht, ihrer Schwester zu helfen, aber sie hat das immer abgelehnt. Sie wollte kein Geld, schließlich war es das Geld meines Vaters – das Geld des Mannes, der an allem schuld war und den sie dafür hasste.“
Unvermittelt hielt Theo inne. Er bedeckte sein
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