Julia Extra Band 0309
Gesicht mit den Händen. Ein deutlicher Beweis dafür, wie nahe im das alles ging. Kerry wünschte sich, sie könnte ihn trösten, aber sie wagte nicht, auch nur die Hand nach ihm auszustrecken. Um nichts in der Welt wollte sie ihn wieder in die Defensive treiben.
„Mein Vater hat meinem Onkel nur allzu deutlich gezeigt, dass er ihn für minderwertig hielt, weil er mit einem einfachen Leben zufrieden war“, fuhr Theo plötzlich fort. Es war, als sei in ihm ein Damm gebrochen, als wolle er sich jetzt alles von der Seele reden. „Mein Vater hat Demos und Dacia überredet, eine Hypothek auf die Insel aufzunehmen und in Aktien zu investieren. Es war ihm völlig gleichgültig, dass Demos gar keinen Sinn für Geschäftliches hatte und deshalb schließlich alles verlor.“
Theo sah Kerry an. In seinen Augen lag ein Ausdruck tiefsten Kummers.
„Mein Vater ist sehr dominant. Wenn er etwas durchsetzen will, kommt man nicht gegen ihn an. Ich habe meiner Mutter auf dem Sterbebett versprochen, dass ich die Insel für ihre Schwester zurückkaufe.“
„Aber Theo, das ist doch wunderbar. Deine Tante wird dir bestimmt sehr dankbar sein.“
„Da bin ich mir nicht so sicher.“ Es war untypisch für Theo, so etwas zuzugeben, und Kerry sah ihn mitfühlend an.
„Doch. Ganz bestimmt“, sagte sie. Unwillkürlich griff sie nach seiner Hand und drückte sie.
Einen Moment dachte sie, er würde seine Hand zurückziehen, aber im Gegenteil … Er erwiderte ihren sanften Druck und flocht sogar seine Finger zwischen ihre, sodass sie schließlich händehaltend – wie früher – im Flur standen.
„Ich weiß ganz genau, wie sich meine Tante fühlt. Warum sie das Geld meines Vaters nicht will. Mir geht es nämlich ebenso. Mein ganzes Leben hat mein Vater versucht, mir seinen Willen aufzuzwingen und jeden meiner Schritte zu kontrollieren. Als ich endlich erwachsen war und auf eigenen Beinen stehen konnte, war mir klar, dass ich mich davon befreien musste. Ich habe mir mein Geschäft ganz allein aufgebaut. Keinen Pfennig habe ich von ihm angenommen.“
„Das wusste ich nicht. Was für eine Leistung! Glaub mir, Lucas wird sehr stolz auf seinen Vater sein.“
Kerrys Worte berührten Theo. Instinktiv hatte sie genau den Punkt getroffen, den er Zeit seines Lebens tief in seinem Inneren verborgen hatte. Wie sehr hatte er sich eine gute Vater-Sohn-Beziehung gewünscht! In diesem Moment schwor er sich, alles dafür zu tun, dass es zwischen ihm und Lucas anders würde. Seinem Sohn sollte es nie so ergehen wie ihm selbst. Er würde immer für Lucas da sein.
Er wünschte sich von Herzen, dass sein Sohn eines Tages stolz auf ihn sein würde. Kerrys Gewissheit in diesem Punkt bedeutete ihm mehr, als diese ahnen konnte.
Überrascht blickte er in Kerrys Gesicht. Darin lag ein Ausdruck, der wieder die Zeit heraufbeschwor, als zwischen ihnen alles noch harmonisch gewesen war.
Die letzten Sonnenstrahlen verliehen Kerrys Haut einen seidigen Schimmer, und ihr Haar glänzte wie gesponnenes Gold.
„Du siehst wunderschön aus“, murmelte er. Behutsam nahm er Kerrys Gesicht in die Hände. Dann hauchte er einen zarten Kuss auf ihre Lippen.
Als er spürte, wie sich ihre Lippen leicht öffneten, intensivierte er den Druck seiner Lippen. Er streichelte ihr Haar, ihren Rücken … und sah, wie sich Kerrys Augen schlossen … und dann gab es nur noch sie beide und diesen Kuss. Die Welt um sie herum versank.
Enger und enger schmiegte sich Kerry an ihn. Ihr Körper schien mit dem seinen zu verschmelzen. Theo fühlte seinen Puls in den Schläfen klopfen, und sein Blut rann heiß wie geschmolzene Lava durch seine Adern.
Er musste Kerry haben. Jetzt. Und diesmal konnte ihn nichts und niemand aufhalten.
Mit einer geschmeidigen Bewegung hob er Kerry hoch und trug sie ins Schlafzimmer.
9. KAPITEL
Mit Kerry in seinen Armen ging Theo durch die Eingangshalle. Welch süße Last, dachte er. Kerry war leicht wie eine Feder … und wie sie sich an ihn schmiegte, mit der einen Hand seine Brust streichelte …
Mein Gott, ist das sexy, dachte er. Er fühlte sich unbezwingbar. Wie ein Ritter, der seine Angebetete in den Armen davontrug. Nichts konnte ihn aufhalten. Am liebsten wäre er die Treppe so schnell wie möglich hinaufgestürmt, aber gleichzeitig wollte er diesen Moment bis in alle Ewigkeit auskosten.
Es fühlte sich einfach so stimmig, so richtig an, Kerry in sein Bett zu tragen. Es erinnerte ihn an den Tag, an dem sie zum ersten Mal miteinander geschlafen
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