Julia Extra Band 0313
Wind auf. Hastig trat er auf das Gaspedal und beeilte sich, in die Garage zu kommen. Kaum stand der Wagen auf seinem Platz, kam ein springlebendiger Junge angerannt.
„ Hola ! Gut, dass Sie endlich zu Hause sind, Señor. Die Señora hat sich schon Sorgen gemacht.“
Miguel zauste dem Jungen lächelnd das dunkle Haar. „Sie macht sich zu viele Sorgen.“ Vor allem darüber, dass er noch immer nicht geschieden war. In dieser Beziehung hatte Allegra recht: Seine Mutter würde nicht begeistert sein, sie wieder hier zu sehen.
Er ging um den Wagen herum und öffnete die Beifahrertür. Der Junge, der ihm gefolgt war, riss die Augen auf.
„Sind Sie das, SeñoraVandohrn?“ Der Junge schaute zu Miguel, scheinbar unsicher, wie er sich der einstigen Hausherrin gegenüber verhalten sollte.
„Ja, Juan. Sieh nur, wie du gewachsen bist!“
Miguel hievte ihren Koffer aus dem Wagen. „Bring das Gepäck der Señora in die Hauptsuite, Juan.“
„ Sí , Señor.“ Der Junge lächelte Allegra strahlend an. „Schön, dass Sie wieder zu Hause sind, Señora.“
Kaum dass der Junge mit dem Koffer im Haus verschwunden war, drehte Allegra sich zu Miguel. „Es wird Klatsch geben, weil ich nach sechs Monaten zurückkomme.“
„Klatsch interessiert mich nicht.“
„Mich schon. Und deine Mutter erst recht.“
Ihre Stimme war schriller geworden und zerrte an seinen angespannten Nerven. „Du bist meine Ehefrau. Damit werden Erklärungen unnötig.“
„Der Himmel verhüte, dass herauskommt, warum ich hier bin“, entgegnete sie mit erhobenem Kinn.
Miguel ließ seinen Koffer, den er aus dem Wagen genommen hatte, zu Boden fallen. „Wenn ich mich recht entsinne, hast du mich gestern Nacht auf der Terrasse mit offenen Armen willkommen geheißen.“
Allegra lief rot an. „Ich habe dich nicht gebeten, nach oben zu kommen.“
Schon wieder hatte sie ihn überrumpelt! Wie ein angriffslustiger Stier einen achtlosen Matador überrumpeln würde. Und er war tatsächlich achtlos mit ihr gewesen.
Beherrscht biss er die Zähne zusammen. „Du kennst dich ja aus. Geh vor ins Haus, bevor der Sturm aufzieht.“
Im Stillen fragte er sich, welcher Sturm mehr Schaden anrichten würde. Der Hurrikan auf der Halbinsel, oder der, der über seiner Familie niedergehen würde.
6. KAPITEL
Allegras Knie zitterten bei jedem Schritt, den sie auf das Haus zumachte. Als sie damals angekommen war, hatte sie sich auf den ersten Blick in die historische Hazienda verliebt, doch schon sehr bald war ihr klar geworden, dass sie hier nie mehr als ein Gast sein würde. In den Augen ihrer Schwiegermutter noch dazu ein unwillkommener.
Und dann stand Quintilla Barrosa y Gutierrez auch schon vor ihr.
„Du wagst es zurückzukommen?“
Diese Frau hatte aus ihrer Feindseligkeit nie einen Hehl gemacht! „Ich habe das Recht, das Grab meiner Tochter zu besuchen.“
„Das hättest du sehr viel eher tun sollen.“ Señora Barrosa warf einen vorwurfsvollen Blick zu Miguel, der jetzt ins Foyer trat. „Nach allem, was sie getan hat, wie kannst du sie da wieder herbringen?“
„Sie ist meine Ehefrau“
Seine Mutter schnaubte abfällig. „Wenn sie bleibt, gehe ich.“
„Sie bleibt auf der Hazienda, bis der Hurrikan keine Gefahr mehr darstellt. Ist das klar?“
Ihre dunklen Augen blitzten wütend auf, doch dann nickte sie nur knapp. „Nun gut. Um deinetwillen dulde ich einen kurzen Besuch von ihr.“ Die Absätze ihrer Schuhe klickten in einem harten Stakkato auf den Terracottafliesen, als sie herumschwang und davonschritt.
„Sie hat recht“, wandte Allegra ein. „Du hättest mich nicht herbringen sollen.“
„Da bin ich anderer Ansicht. Du willst einen Schlussstrich ziehen? Dann ziehe ihn dort, wo alles angefangen hat.“
Wenn es doch nur so einfach wäre! „Ich bin in meinem Zimmer“, erwiderte sie knapp und stieg die Treppe hinan. Sie brauchte Zeit für sich allein.
„Unser Zimmer“, rief er ihr nach, doch sie tat, als hätte sie ihn nicht gehört.
Was hätte sie auch auf diese arrogante Bemerkung erwidern sollen?
Ein Schauer durchfuhr sie, als sie sich vorstellte, mit Miguel in einem Zimmer zu schlafen. Die gestrige Nacht war eine lebhafte Erinnerung an das gewesen, was sie früher miteinander geteilt hatten. Allegra hatte nicht geahnt, wie sehr sie sich nach seinen Liebkosungen sehnte, nach seinem Kuss, danach, dass er sie in Besitz nahm. DasVerlangen war aufgeflammt, sobald er sie berührte. Und noch immer glühte das Feuer in ihr, verlangte
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