Julia Extra Band 0315
vom Haus war die einzige Lichtquelle, die dunkelblauen Mondschatten schufen eine seltsam isolierte Atmosphäre. Maeve hielt seine Hand fester.
„Fast so, als wären wir die einzigen beiden Menschen auf der Welt“, murmelte sie.
Dario nahm auch ihre andere Hand und zog sie zu sich heran. Zwar berührten sich ihre Körper nicht, dennoch war Maeve jäh von dem elektrisierenden Bewusstsein seiner Nähe erfüllt. Es hätte sie nicht verwundert, wenn plötzlich blaue Funken durch die Luft gesprungen wären. „Würde es dich beunruhigen, wenn wir es wären?“
„Nein.“ Sie hob ihm ihr Gesicht entgegen. „Ich kann mir niemanden denken, mit dem ich lieber zusammen wäre.“
Und er tat das, was sie sich schon seit dem Augenblick wünschte, seit sie ihn zum ersten Mal erblickt hatte – er beugte den Kopf und küsste sie. Nicht auf die Wange, wie er es vorher getan hatte, sondern auf den Mund. Nicht kühl und distanziert, sondern wie ein Mann, der von zurückgehaltener Leidenschaft verbrannt wurde.
Maeve schwankte, schloss die Augen, genoss jeden Sekundenbruchteil seiner Umarmung. Die aufflammende Leidenschaft war berauschender als Champagner. Und solange der Kuss dauerte, schwand die drückende Leere, die sich mit dem Betreten der Villa auf sie gelegt hatte.
Doch dann war es vorbei. Er hob den Kopf und hielt sie von sich ab. Sein Atem ging ebenso unregelmäßig wie ihrer. „Ich denke, für heute hast du genug erfahren“, murmelte er heiser.
„Noch nicht“, wisperte sie. Die Einsamkeit, die er hinterließ, stach wie tausend Nadeln in ihr Herz. „Eine Frage habe ich noch.“
„Welche?“
„Wenn wir so küssen können, Dario … wie kommt es dann, dass unsere Ehe nicht glücklich ist?“
4. KAPITEL
Nein, der gute Doktor Peruzzi wäre überhaupt nicht zufrieden. Ehrlich antworten, aber die Dinge nicht gewaltsam vorantreiben. In der Theorie hatte sich das relativ einfach angehört, doch in der Praxis erwies sich dieser Rat als Gang durch ein Minenfeld.
Sie zu küssen war auch keine sehr gute Idee gewesen, wie Dario klar wurde. Er war frustriert, angesichts vieler Dinge, die er gar nicht alle aufzählen konnte. Schmerzhaft erregt und halb verrückt vor Verlangen nach einer Frau, die ihn nicht erkennen würde, falls sie auf der Straße aneinander vorbeiliefen. Er war sicherlich nicht in der Verfassung, noch weitere ihrer scharfsinnigen Fragen zu beantworten.
Also versuchte er, Zeit zu schinden. „Wie kommst du darauf, dass unsere Ehe nicht glücklich ist?“
„Du hast es gesagt, weißt du nicht mehr?“
Hatte er, leider. Er wünschte, er hätte nachgedacht, bevor er den Mund aufgerissen hatte. Sie mochte einen großen Teil der Geschichte vergessen haben, aber ihr Verstand arbeitete auf Hochtouren. Er spürte ihren brennenden Blick, selbst in der Dunkelheit.
„Standen wir vor der Scheidung, Dario?“
War das der Fall gewesen? Nur sie kannte die Antwort. „Nein.“ Er hielt sich an die Fakten. Es gab keinen Antrag, kein Rechtsanwalt war damit beauftragt worden, finanzielle Angelegenheiten oder das Sorgerecht zu regeln.
„Was war dann das Problem?“
Er suchte krampfhaft nach einer ehrlichen Antwort, die nichts preisgab. „Alle Ehen machen manchmal holprige Zeiten durch.“
„Aber wir sind doch noch nicht lange verheiratet. Wir müssten praktisch noch in den Flitterwochen sein.“
Dannazione! Als Nächstes würde sie fragen, wo sie die Flitterwochen verbracht hatten. Peruzzi wäre nicht begeistert, wenn sie die Umstände ihrer Heirat erfuhr! „Nur weil ein paar Stolpersteine auf dem Weg lagen, musst du nicht gleich vom Schlimmsten ausgehen. Für jede Enttäuschung gab es hundert glückliche Momente. Und für mich ist einer davon, dich wieder zu Hause zu haben.“
„Wenn dir so viel an mir liegt, warum hast du mich dann nicht im Krankenhaus besucht?“
„Ich habe dich besucht, Maeve. Nach dem Unfall habe ich wochenlang an deinem Bett gesessen und gebetet, dass du lebst. Nur hast du keine Erinnerung daran. Ich konnte nichts für dich tun.“
„Und als ich aus dem Koma aufwachte, warum bist du da nicht gekommen?“
„Weil die Ärzte davon abgeraten haben. Vor dir lag ein langer Weg bis zur Genesung, nichts sollte den Heilungsprozess stören.“
„Seit wann stört ein Besuch des Ehemannes den Heilungsprozess bei seiner Frau?“
„Wenn die Frau keinerlei Erinnerung an ihren Mann hat?“, konterte er.
„Oh.“ Sie kaute an ihrer Lippe. „Ja, vermutlich.“
Dario sah die Chance, das
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