Julia Extra Band 0315
antwortete sie unmutig. „Wieso eigentlich nicht, Gabriel? Warum gibst du mir nie eine direkte Antwort auf meine direkte Frage?“
Er warf ihr einen warnenden Blick zu. „Weil es auf deine Fragen keine direkte Antwort gibt.“
Unwillig schüttelte sie den Kopf. „Jetzt weichst du mir schon wieder aus.“
Gabriel wusste nur zu gut, dass sie recht hatte. Aber er konnte Bella doch nicht sagen, dass er Angst hatte, sie erneut in andere Umstände zu bringen. Um diese Gefahr auszuschließen, mussten sie die Insel so schnell wie möglich verlassen, sonst könnte er für nichts garantieren. Er sehnte sich so sehr nach Bella …
„Ach, Bella? Falls du befürchtest, deine Familie könnte sich über unsere überstürzte Rückkehr Sorgen machen, schlage ich vor, du fährst direkt in dein Cottage. Dann erfährt niemand, dass wir schon zurück sind.“
Verständnislos runzelte sie die Stirn. „Was für eine Rolle spielt es, ob wir noch fünf Tage hier bleiben oder uns in meinem Cottage verstecken?“
Gabriel rang sich ein Lächeln ab. „Du fährst zum Cottage, Isabella, ich nicht.“
Bestürzt ließ sie den Kopf hängen. „Ich verstehe.“
„Bist du sicher?“, fragte er mürrisch.
„Natürlich!“ Bella stellte das Frühstückstablett auf den Nachttisch und schwang sich aus dem Bett. „Ich bin in einer halben Stunde reisefertig. Ist dir das recht?“
Gabriel hatte geglaubt, Bella wäre froh, die Insel bald verlassen zu können. Stattdessen funkelte sie ihn wütend an.
„Lass dir ruhig Zeit“, sagte er beschwichtigend. „Ich habe dem Piloten bereits Anweisungen gegeben, das Flugzeug aufzutanken. Wir können dann gleich weiterfliegen.“
„Das Organisationstalent hat Toby offensichtlich von dir geerbt.“ Nach einem weiteren zornigen Blick fügte sie hinzu: „Würdest du mich jetzt bitte entschuldigen, Gabriel? Ich möchte ungestört duschen und mich anziehen.“
„Sicher. Iss aber bitte vorher etwas, Isabella. Dann überstehst du den Hubschrauberflug besser.“
„Das musst du schon mir überlassen.“
Wie schön sie aussieht, wenn sie wütend ist, dachte Gabriel fasziniert. Die Wangen schimmerten rosig, die Augen schleuderten veilchenfarbene Blitze, die dunklen Locken fielen ihr ungebändigt über das fast durchsichtige Nachthemd.
Der Anblick war so verführerisch, dass Gabriel sich sehr zusammenreißen musste, Bella nicht an sich zu ziehen und sie so lange zu lieben, bis sie um Gnade flehte.Widerstrebend ging er zur Tür. „Ich bin draußen, falls du mich brauchst.“
„Ich brauche dich nicht“, antwortete sie mit fester Stimme.
Nein, leider nicht, dachte Gabriel, als er die Tür hinter sich schloss und dann einige Male tief durchatmete.
„Ich dachte, du musst gleich wieder los“, sagte Bella, als Gabriel noch immer auf ihrer Couch im Cottage saß.
Nach dem langen Rückflug nach England hatte Gabriel sie nach Hause gefahren, trotz ihres Einwands, sie käme auch allein zu ihrem Cottage.
Er soll jetzt endlich verschwinden, dachte Bella. Lange konnte sie die heißen Tränen nicht mehr zurückhalten, und die sollte er nicht sehen.
„Willst du mir nicht wenigstens einen Kaffee anbieten?“, fragte Gabriel.
Seine Bitte überraschte sie. „Es ist spät, Gabriel. Ich dachte, du musst noch woanders hin.“
„Das habe ich nicht gesagt.“
„Ich habe es aber so verstanden.“
Genau das hatte er auch beabsichtigt. Doch jetzt fiel es ihm schwer, sich von Bella zu trennen.
„Ich weiß nicht, ob es richtig ist, dich hier allein zu lassen“, sagte er.
Bella lachte gezwungen auf. „Ich lebe seit zwei Jahren allein hier, Gabriel.“
„Du und Toby. Das ist nicht das Gleiche.“
Da hat er allerdings recht, dachte sie. Ohne ihren Sohn war es schrecklich still im Cottage. „Ich bin erwachsen, Gabriel. Keine Sorge, ich komme schon allein zurecht.“
Eine Ader pochte in seiner Schläfe. „Es ist mir nur zu bewusst, dass du erwachsen bist, Isabella.“
„Vielleicht solltest du mich dann auch wie eine Sechsundzwanzigjährige behandeln und nicht wie ein sechsjähriges Kind.“
Irritiert musterte er sie. „Ich bin lediglich um dein Wohlergehen besorgt.“
„Schön und gut, aber dann behandele mich bitte nicht wie ein Kind.“
„Wie soll ich dich denn behandeln, Isabella?“, fragte er, frustriert über die Unterhaltung.
Schweigend sah Bella ihn an. Zwischen ihnen herrschte eine solche Spannung, dass man es förmlich knistern hörte. Sie riss sich zusammen. „Du solltest jetzt wirklich
Weitere Kostenlose Bücher