Julia Extra Band 0316
Schmuckstücks wert war – wenn nicht sogar mehr.
Langsam hob sie den Deckel und taxierte den Inhalt: einen Brillantanhänger, schlicht, elegant … und immens kostspielig.
Sie verzog die vollen Lippen zu einem entzückenden kleinen Schmollmund. „Der ist wirklich hübsch, Cameron“, sagte sie herablassend. „Aber erinnerst du dich nicht? Ich wollte den rosafarbenen Brillanten, nicht diesen langweiligen weißen, wie alte Damen ihn tragen. Du bist doch ein Schatz und weißt, was du jetzt zu tun hast. Nicht wahr, Darling?“
In dem Moment wurde es ihm absolut und unmissverständlich klar, dass er für Jessica Fernly-Jones kein Schatz und kein Darling mehr sein wollte. Er hielt es allerdings nicht für nötig, aus diesem Grund eine Szene zu machen. Behutsam hatte er ihr alles erklärt, dann war sie weitergeflattert …
Ihr Abgang tat ihm nicht leid, aber nun war er wieder ganz allein. Seit er sein Imperium aufgebaut hatte, dachte er immer häufiger daran, dass ihm eine Frau an der Seite fehlte, eine, mit der er seinen Reichtum und seine Erfolge teilen konnte. Bisher hatte er sich immer eine Frau wie Jessica ausgemalt, aber neuerdings hegte er so seine Zweifel.
Rasch stand er auf und ging wieder ans Fenster. Allmählich wurde ihm die Aussicht langweilig!
Ein Glück, dass er bald in seinen neuen Firmensitz übersiedeln würde. Es war Zeit für Veränderung.
„Alice? Alice Morton, richtig?“
Alice umklammerte eine Pfundmünze, die sie gerade hatte herausgeben wollen. Diese Stimme kannte sie doch … und hatte sie seit Jahren nicht gehört! Sie blickte hoch, auf eine modisch gekleidete junge Frau mit blondem Pagenkopf, die strahlend lächelte.
„Jennie!“, rief Alice entzückt. „Das gibt’s doch nicht! Bist du’s wirklich?“
Früher waren gestreifte Legwarmer Jennies Markenzeichen gewesen, inzwischen hatte sie sich zu einer mondänen Frau gemausert. Ihr Lächeln war allerdings noch genauso strahlend und die mitreißende Ausstrahlung ungebrochen.
Freudig trat Alice hinter dem Verkaufstisch hervor und umarmte ihre alte Freundin stürmisch. Erst ein diskretes Hüsteln erinnerte sie daran, dass sie eine Kundin hatte, die auf ihr Wechselgeld wartete.
„Oh, tut mir leid“, entschuldigte Alice sich und reichte der Frau die Münze. „Bitte, hier.“
„Schon gut.“ Die Frau zuckte die Schultern und ging weiter über den Markt.
Nun lehnte Coreen sich über den Tisch und betrachtete Jennie eindringlich. „Wer ist das, Alice? Deine lang verloren geglaubte Schwester?“
„Beinah!“, erwiderte Jennie und lächelte Alice an. „Ich war mal mit Alices Bruder verlobt. An der Trennung hat mich eigentlich am meisten gestört, dass ich nicht Alices Schwägerin wurde“, erklärte sie Coreen fröhlich. „Und nun sag mal, Alice, wie kommt es, dass du hier so schicke Second-Hand-Mode verkaufst? Zuletzt habe ich doch irgendwo gehört, deine Computerberatung würde sich endlich lohnen.“
„Das tut sie auch immer noch, mit ihr verdiene ich auch zum größten Teil mein Geld. Und über meine Firma habe ich auch Coreen kennengelernt.“ Nun stellte Alice die beiden Frauen einander richtig vor und fügte hinzu: „Als Coreen anfing, ihre Stücke online zu verkaufen, habe ich ihr Computersystem auf Vordermann gebracht.“
„Das erklärt allerdings nicht, warum du hier an einem kalten Donnerstagvormittag auf einem zugigen Markt stehst und T-Shirts aus der Hippiezeit verkaufst“, meinte Jennie.
In dem Moment kam eine Kundin an den Stand und erkundigte sich nach Handtaschen aus Krokodilleder. Coreen bedeutete Alice, sie würde momentan nicht gebraucht.
Dankbar hakte Alice sich bei Jennie unter, und die beiden schlenderten über den Markt, wobei sie sich gegenseitig erzählten, wie ihr Leben in den vergangenen zehn Jahren verlaufen war.
Jennie wollte vor allem wissen, wie es Alices Familie ging – und natürlich Alice selbst. Kurz gefasst berichtete sie, wie es ihr ergangen war. Viel gab es da ohnehin nicht zu erzählen. Schließlich schilderte sie, wie der Kontakt mit Coreen in ihr das Interesse an Mode geweckt hatte, wohlgemerkt Mode, die in den letzten Jahrzehnten von Frauen getragen worden war.
„Wir sparen jeden Penny, um irgendwann unsere eigene Boutique eröffnen zu können“, schloss sie ihren Bericht.
„Oh, fabelhaft! Wenn es so weit ist, ruf mich vorher an. Ich organisiere euch eine Party, nach der ganz London euch kennen wird. Oder kennenlernen will.“
„Eine Party?“, wiederholte Alice
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