Julia Extra Band 0316
Eröffnungsfeier zu besprechen. Dann war er unerreichbar gewesen, und auch jetzt hieß es, er wäre außer Haus, als sie versuchte ihn anzurufen, um das Treffen abzusagen.
Seine Assistentin richtete ihr aus, sie solle um halb eins in der Lobby warten, sie würde dort abgeholt.
Alice bekam keine Chance zu erklären, dass sie lieber nicht mit dem Boss essen gehen wollte. Dass jemand nicht mit dem einverstanden war, was er wollte, schien Cameron gar nicht in den Sinn zu kommen.
Nun saß sie also da und dachte an das bevorstehende Wiedersehen mit ihm, anstatt sich um die Ballvorbereitungen zu kümmern. Statt zu checken, welcher Partyservice engagiert worden war, zerbrach sie sich den Kopf, ob sie wohl schick genug war, um zum Essen ausgeführt zu werden.
Die Angestellten von Orion Solutions waren, wie Alice heute festgestellt hatte, alle geradezu einschüchternd gut angezogen. Die Männer trugen Anzüge und Krawatten, die Frauen smarte Kostüme und hochhackige Schuhe.
Ihr taten allein beim Gedanken an High Heels die Füße weh. Immerhin hatte sie ihre flachen Pumps zu der schokoladenbraunen Hose angezogen und trug einen weichen, fliederfarbenen Pulli. Das müsste für ein Arbeitsessen genügen, denn mehr war die Einladung ja nicht.
Um kurz vor halb eins begab Alice sich nach unten, und das flaue Gefühl im Magen kam nicht von der Fahrt im Lift. In der Lobby kam ein junger Mann in dunklem Anzug auf sie zu und stellte sich als „Henderson“ vor. Er führte sie nach draußen, wo zu ihrer Überraschung eine schwarze Limousine bereitstand.
„Essen wir im Auto?“, fragte Alice völlig perplex.
Zu Hendersons Ehre musste gesagt werden, dass er nicht einmal mit dem Mundwinkel zuckte.
„Nein, Miss Morton. Mr. Hunter erwartet Sie in einem Restaurant in der City. Ich bin Ihr Chauffeur.“ Höflich öffnete er ihr die Tür.
Widerspruchslos setzte sich Alice ins Auto. Sie hatte mit einer Sandwichbar gerechnet, bestenfalls einem kleinen Bistro, und nun wurde sie in ein elegantes Restaurant gefahren. Cameron lebte mittlerweile tatsächlich in einer ganz anderen Welt als sie.
Das wurde nur zu deutlich, als Henderson vor einem luxuriösen Hotel am Rand des Hyde Parks anhielt und Alice beim Aussteigen half.
Ein livrierter Portier nahm sie in Empfang und geleitete sie in die Lobby, wo der Maître d’ Hotel sie übernahm und ins Restaurant zu einem Tisch am Fenster führte.
Cameron war noch nicht da, und sie wusste nicht, wann er eintreffen würde. Ihr blieb also nur übrig, so zu tun, als würde sie sich hier nicht völlig fehl am Platz fühlen.
Lieber Himmel, wahrscheinlich kannte sie mehr als die Hälfte der angebotenen Gerichte nicht einmal mit Namen.
Ein Kellner erschien und fragte, ob sie ein Glas Wein möge. Zwar hätte sie jetzt gern einen Schluck getrunken, um ihre Nerven zu beruhigen, aber sie entschied sich für Mineralwasser. Es war sicher besser, einen klaren Kopf zu behalten!
Wo blieb Cameron? Statt die Begegnung mit ihm zu fürchten, sehnte sie sich nun danach. Er war zwar einschüchternd, aber wenigstens war er ihr nicht fremd!
Zwei äußerst elegante Frauen gingen an Alice vorbei, wobei die eine sie mit ihrer riesigen Handtasche anstieß, ohne es zu registrieren.
„Hast du gesehen, wer in der Halle steht?“, fragte die eine. „Niemand geringerer als Cameron Hunter.“
Die beiden setzten sich an einen Tisch ganz in der Nähe.
„Meine Schwester ist mal eine Zeit lang mit ihm ausgegangen“, fügte sie hinzu.
„Tatsächlich? Meine Cousine auch“, meinte die Frau mit der großen Handtasche. „Das dumme Ding glaubte tatsächlich, sie wäre diejenige, die ihn an Land ziehen könne, obwohl er doch schon so gut wie jeder Frau in London das Herz gebrochen hat.“
Am liebsten hätte Alice sich die Finger in die Ohren gesteckt, aber sie musste weiter zuhören, ob sie wollte oder nicht.
„Natürlich hat er die Affäre ziemlich bald beendet“, resümierte die eine Society-Lady boshaft.
„Das tut er doch immer“, ergänzte die andere. „Damit sollte jede Frau von Anfang an rechnen, wenn sie sich mit ihm einlässt. Männer wie er heiraten nicht.“
4. KAPITEL
Zum Glück für Alice betrat in diesem Moment Cameron das Restaurant. Und etwas Seltsames geschah: Alle, die ihn sahen, strafften sich für einen Moment und widmeten sich dann erst wieder ihren eigenen Angelegenheiten.
Sogar die beiden Frauen am Nachbartisch hörten auf zu tratschen.
„Tut mir leid, dass ich mich verspätet habe“,
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