Julia Extra Band 0316
Po, und Katie schluckte ein paarmal trocken. Wie sollte sie ihre Reaktion auf ihn verbergen? Selbst dafür fehlte ihr die Erfahrung.
Ohne es zu wollen, streckte sie den Rücken, um seine Hand fester auf ihrer Haut zu spüren. Sie konnte nicht anders. Krampfhaft versuchte sie, diese unsichtbaren Botschaften, die in intimen Momenten zwischen Mann und Frau ausgetauscht wurden, zu verstehen. Als das nächste ruhige Lied begann, schob sie ihren Po weiter gegen Rigos versierte Hände.
Ein Zeichen so alt wie die Zeit. Er musste es einfach als Signal verstehen, und die Bestätigung erhielt Katie prompt, als seine Hand etwas tiefer glitt.
Inzwischen konnte sie ihre Erregung nicht mehr verleugnen. Langsam wurde aus dem harmlosen Spiel eindeutig Ernst. So einen dreisten, offensichtlichen Annäherungsversuch hatte sie noch nie unternommen. Irgendwie beförderte die italienische Atmosphäre eine völlig neue Seite von ihr ans Tageslicht.
Katie hob den Kopf und sah Rigo aufmerksam ins Gesicht. Um seinen Mund spielte ein rätselhaftes Lächeln, das zeigte, dass er praktisch ihre Gedanken lesen konnte.
Erschrocken schloss sie die Augen und konzentrierte sich auf ihre Atmung, um nicht laut auszusprechen, dass sie mit ihm allein sein wollte …
Währenddessen stand Rigo buchstäblich unter Strom. Zum ersten Mal in seinem Leben wünschte er sich, dass ein Tanz niemals endete. Die sexuelle Chemie zwischen ihnen überraschte ihn, und seine Fantasie führte ein Eigenleben. Die spröde englische Anwältin mutierte zu einer subtilen Verführerin, und dagegen fühlte er sich nicht gewappnet.
Aber One-Night-Stands und die damit zusammenhängenden Komplikationen waren nicht sein Ding … für gewöhnlich.
„Du bist eine echte Offenbarung für mich“, gestand er heiser, und ihre Haare bewegten sich leicht in seinem Atem.
„Ich war nicht immer so farblos“, gab sie unumwunden zurück und machte eine kurze Pause. „Früher habe ich eine Ausbildung zur Opernsängerin gemacht.“
„Ehrlich?“ Seine Verwunderung war echt, als er ihr fest in die Augen sah. „Was ist passiert?“
Sofort wusste er, dass er diese Frage nicht hätte stellen dürfen. Es lag Rigo fern, Katie den Abend zu verderben. Darum hielt er sie fest, als sie sich nun innerlich von ihm entfernte – bis sie sich schließlich wieder entspannte.
Offensichtlich wollte sie ihm nichts darüber erzählen. Trotzdem hatte ihr Geständnis seine Neugier geweckt. Es steckte so viel mehr in dieser Frau, als der erste Blick vermuten ließ. Vielleicht sogar eine echte Diva, die nur darauf wartete, endlich auszubrechen.
Aber wenn es nach ihm ging, sollte sie ruhig die graue, schutzbedürftige Maus bleiben, solange sie in Rom war. Katie Bannister war keine echte Verführerin, selbst wenn es im Augenblick vielleicht so aussah. Es war an ihm, die Dinge in einem vertretbaren Rahmen zu halten und Katie genauso unschuldig wieder nach Hause zu schicken, wie sie in Italien angekommen war.
Behutsam löste er sich aus ihren Armen. „Andiamo, piccolo topo …“
„Ich bin nicht deine kleine Maus“, seufzte sie.
Drei Gläser Wein von Ginos berüchtigter Hausmarke waren vermutlich zu viel für sie gewesen und letztlich verantwortlich dafür, dass sie sich Rigo gegenüber überhaupt so weit geöffnet hatte.
„Du musst wirklich lernen, mich lieber Signorina Bannister zu nennen“, fuhr sie fort und zog die Augenbrauen beinahe komikartig zusammen, um ihn finster anzustarren. „Wir sollten die Dinge zwischen uns …“
„Streng formal halten?“, schloss er hilfsbereit. „Ich denke, es ist an der Zeit, dass ich dich ins Hotel zurückbringe.“
Rigos plötzlicher Wandel von sexy zu ernsthaft war zu viel für Katie. Sie blinzelte ein paarmal und rief sich ins Gedächtnis, dass er nichts weiter als ein oberflächlicher Playboy war. Ginos gemütliche Pizzeria und sein Spezialwein hatten offensichtlich ihr Urteilsvermögen getrübt.
Vielleicht liebte Rigo nostalgische Spaziergänge durch die weniger privilegierten Stadtteile seiner Jugend. Aber er hatte nichts mehr mit dem aufstrebenden jungen Mann gemeinsam, der er damals gewesen war.
Während sie zum Tisch zurückgingen, konfrontierte Katie sich mit den nackten Tatsachen. Sie selbst war so naiv wie eh und je, Rigo dagegen lebte in einer Welt, zu der ihr der Zugang fehlte. Heute Abend genoss er das Gefühl, einmal nicht der viel beachtete Multimilliardär zu sein, aber schon bald würde er ihrer mangelnden Kultiviertheit überdrüssig
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