Julia Extra Band 0316
jeder Beobachter von außen Katie als die Gefährlichere von ihnen beiden einstufen würde.
Dann brach das unabwendbare Gewitter los. „Ich bin also die Art Frau, die dich nackt beim Schwimmen beobachtet und sich einbildet, da wäre etwas ganz Besonderes zwischen uns!“, brauste Katie auf. „Oh, nein. Ich vergaß.“ Theatralisch hob sie eine Hand. „Ich gehöre ja zu denen, die sich wie ein Roboter Sex nehmen und nichts dabei fühlen. Ein Automat.“ Ihre Stimme wurde immer lauter. „Ich bin eine frigide, geschlechtslose alte Jungfer!“
„Wohl kaum frigide“, murmelte Rigo leicht belustigt.
Daraufhin stieß Katie einen frustrierten Schrei aus, der ihn beinahe richtig zum Lachen gebracht hätte. Mit aller Mühe zwang sie ihren Ärger wieder unter Kontrolle. Es half im Augenblick niemandem weiter, einfach die Fassung zu verlieren.
„Können wir uns hinsetzen und vernünftig miteinander reden?“, fragte sie gepresst.
Nachdem er den Tiger in Katie Bannister geweckt hatte, wollte Rigo um jeden Preis verhindern, dass sie sich wieder hinter ihrem Schutzwall verkroch. Dies hier war eine Frau nach seinem Geschmack. In jeder Hinsicht. Endlich fasste er einen Entschluss.
„Nimm dir einen Stuhl! Ich werde dir alles erzählen“, versprach er und atmete tief durch. „Also, der Club, den ich hier plane …“
„Ein Club?“, wiederholte sie gereizt. „Ich würde niemals meine Heimat verlassen, um in irgendeinem Club zu arbeiten, Rigo. Tut mir leid.“ Entschlossen stand sie auf. „Ich glaube nicht, dass diese Unterhaltung noch Sinn macht.“
Kurz vor der Tür fing Rigo Katie ab und hielt sie am Arm fest. „Wir sind noch nicht fertig miteinander. Zuerst sagst du mir, was du mir verheimlichst! Vorher lasse ich dich nicht gehen.“
„Dann bin ich deine Gefangene?“
„Wenn du so willst.“ Er zuckte mit den Schultern und gestattete sich ein verschmitztes Lächeln.
Ihre Schultern sackten nach unten. „Gut“, lenkte sie ein. „Aber nicht hier und jetzt. Lass uns eins nach dem anderen angehen, ja?“
„Einverstanden. Und bevor du falsche Schlüsse ziehst, solltest du mich erst anhören.“ Mit einer einladenden Handbewegung wies er auf das Ledersofa in der Ecke seines Arbeitszimmers.
„Ich habe aber eine Bedingung“, wandte Katie ein und warf den Kopf in den Nacken.
„Schon wieder?“
„Ich möchte, dass du mich ernst nimmst.“
„Das tu ich“, versicherte Rigo ihr. Nachdem sie sich gesetzt hatten, breitete er eine Mappe und mehrere Unterlagen vor ihr auf dem niedrigen Couchtisch aus. „Das hier ist mein Club.“
Während sie die Papiere sorgfältig durchging, wurde sie sehr still.
Nervös lockerte Rigo seinen Kragen. Was sollte er jetzt sagen? Dies war sein Lebenswerk und obendrein das einzige Projekt, an dem seine Seele hing. Er hatte seine eigenen Wurzeln niemals vergessen. Dieser Kinderclub würde nicht nur seinen Schützlingen helfen, er würde auch das Kind in ihm heilen.
Die Tatsache, dass er dieses Geheimnis mit Katie teilte, zeigte ihm deutlich, wie wichtig sie ihm inzwischen war. Er wollte, dass sie bei ihm blieb, weil er sich ein Leben ohne sie nicht mehr vorstellen konnte. Katie war eine höchst bemerkenswerte Frau, und er war sicher, dass er niemals wieder einem so besonderen Menschen begegnen würde.
Katie war sprachlos. Rigos Stiftung erfüllte kranken oder verarmten Kindern ihre Träume, um ihnen Hoffnung und Lebensmut zu schenken. Die Mappe enthielt diverse Fotos, auf denen er mit einigen seiner Schützlinge abgebildet war.
„Deshalb musstest du also auf die Rennbahn, als ich mit dir das Testament besprechen wollte“, sagte sie mehr zu sich selbst. „Und dieser Freund, der die lebensnotwenige Operation hinter sich bringen musste …“
„Wegen dieser Kinder komme ich häufiger zu spät zu irgendwelchen geschäftlichen Terminen“, erklärte Rigo mit einem schiefen Lächeln.
Ein Blick in seinen grünen Augen erzählte Katie unendlich viele Geschichten – einige sehr schöne und einige sehr, sehr traurige …
„Für mich kommen die Kinder grundsätzlich an erster Stelle“, schloss er. „Nun, Katie? Nachdem ich dir gezeigt habe, wofür ich deine Hilfe brauche, bist du an Bord?“
Ihr Herz barst beinahe vor Liebe zu ihm. Ohne Frage wollte sie diesen Job machen und all ihre Energie in das Projekt stecken, das Rigo ins Leben gerufen hatte. Überwältigt strahlte sie ihn an und nickte nur stumm.
„Ich sollte dich warnen“, fuhr er fort. „Jeder Mitarbeiter ist
Weitere Kostenlose Bücher