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Julia Extra Band 0316

Julia Extra Band 0316

Titel: Julia Extra Band 0316 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Stephens , Helen Bianchin , Fiona Harper , Kate Hewitt
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versöhnt. Die Vorstellung fand Phoebe zwar grotesk, aber dass Leo die Wahrheit erfuhr, war ebenso abwegig.
    „Wie auch immer, Christian geht mich durchaus etwas an, oder zumindest meinen Onkel, den Fürsten.“
    „Nein!“
    „Doch“, widersprach er sanft. „Und ich fürchte, dagegen lässt sich nichts machen.“
    Seine Worte trafen Phoebe wie ein Messer. Sie hatte nicht die Kraft für eine zweite Runde mit Leo. „Ich würde jetzt gern nach Christian sehen“, sagte sie, froh, dass sich wenigstens ihre Stimme fest anhörte. „Allein, und dann können wir unsere Unterhaltung fortsetzen.“
    So etwas wie Bewunderung oder Respekt blitzte in Leos Augen, und er neigte den Kopf. „Wie Sie meinen.“ Er ging zur Tür, und innerhalb von Sekunden kam ein Beamter im dunklen Anzug beinah geräuschlos ins Zimmer. Leo sprach mit ihm auf Dänisch. Phoebe verstand nur wenige Worte.
    „Sven bringt Sie nach oben. Wenn Sie sich davon überzeugt haben, dass es Christian gut geht, setzen wir unsere Unterhaltung fort.“
    Nach einem Nicken in Leos Richtung folgte Phoebe dem Beamten. Leo kehrte den beiden den Rücken zu und schenkte sich noch einen Brandy ein. Dann sah auch er aus dem Fenster, als suchte er im Dunkeln nach Antworten.
    Dann trank er einen großen Schluck Brandy, der ihm wie Feuer in der Kehle brannte. Er brauchte dieses Gefühl, das ihn von seinen Empfindungen und seiner Erinnerung ablenkte.
    Anders war tot, und er hatte es nicht verhindern können. Allein dadurch hatte er Schuld auf sich geladen. Ein sinnlos vergeudetes Leben auf der Überholspur, und kein einziges Mal hatte er versucht, seinen Cousin zu bändigen oder ihn zu überreden, sich zu mäßigen. Das war schließlich auch nicht sein Job gewesen. Sein Job war es, beiseite zu treten, für den Fall der Fälle.
    Bis heute erinnerte Leo sich daran, wie es immer an ihm genagt hatte, dass man ihn weggeschoben und abgelehnt hatte. Geh aus dem Weg, Leo. Sei still und tu, was man dir sagt. Wecke nicht das Missfallen des Fürsten … So hatten die flehentlichen Bitten seiner Mutter geklungen. Verzweifelt hatte die von der Fürstenfamilie abgeschobene Witwe versucht, ihrem Sohn dasselbe Schicksal zu ersparen.
    Sein Schicksal – seine Pflicht – war es, in Anders’ Schatten zu existieren. Er hatte Anders bei seinen Eskapaden begleitet und sich dabei gut amüsiert, und jetzt …
    Jetzt waren diese Zeiten vorbei, und seine Pflichten hatten sich verlagert.
    Leo wandte sich vom Fenster ab, weil er genug von den sentimentalen Erinnerungen hatte. Er dachte an Phoebe und spürte eine gewisse Bewunderung für ihre Stärke und ihren Mut. Dabei verkörperten sie und ihr Sohn nur ein weiteres Problem, das er lösen musste.
    Mit geschlossenen Augen trank Leo noch einen Schluck Brandy. Er wusste, was von ihm erwartet wurde. Der Fürst war sehr deutlich gewesen: „Bring mir das Kind, und finde die Frau ab.“ So einfach, so kaltherzig.
    Schon jetzt bezweifelte Leo, dass er damit durchkommen würde. Phoebe war eine fürsorgliche Mutter. Ein finanzielles Angebot würde sie nur erzürnen – wie schon vor sechs Jahren – und ihren Abscheu vor Amarnes und der Fürstenfamilie noch verstärken. Also war eine subtilere Taktik gefragt, ein viel raffinierteres Täuschungsmanöver.
    Er musste dafür sorgen, dass sie ihm gewogen blieb, bis er entschieden hatte, was er mit ihr tun wollte. Was er mit ihr tun wollte … Während er daran dachte, wie Phoebe damals auf seine Berührung reagiert hatte, spürte Leo ein Ziehen in den Lenden. Selbst heute noch erinnerte er sich an jedes Wort ihrer Unterhaltung, wusste noch, wie zart sich ihre Haut angefühlt hatte. Ihr Verlangen war so offensichtlich gewesen. Und er hatte es ebenfalls gespürt, dieses Bedürfnis, das tief in ihm saß.
    Energisch schob er den Gedanken zur Seite. Er konnte es sich nicht erlauben, Phoebe zu begehren. Sie war ein Problem, das gelöst werden musste, eine Unannehmlichkeit, die es aus der Welt zu schaffen galt – wie vor sechs Jahren.
    Er leerte sein Glas. Während sich draußen die ersten Sterne am Himmel zeigten, überlegte er, wie er die Sache angehen wollte.

4. KAPITEL
    Phoebe folgte Sven eine Treppe hinauf. Die langen Samtvorhänge an den Fenstern waren bereits zugezogen. Überall herrschte Ruhe und vollkommene Stille, sodass Phoebe das aufgeregte Schlagen ihres Herzens hören konnte. Am Ende des Flurs im ersten Stock öffnete Sven eine Tür. Christian spielte mit Legosteinen. Als er seine Mutter sah, sprang er

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