Julia Extra Band 0316
Anders’ Geld verzichte.“
„Welches Geld denn?“, fragte Leo amüsiert. „Ich wüsste nicht, dass Anders Geld gehabt hätte.“
„Auf jeden Fall hat er es fleißig ausgegeben.“
„Allerdings. Aber es gehörte nicht ihm, sondern seinem Vater Fürst Nicholas.“ Leo nippte an dem Brandy. „Um ehrlich zu sein, war Anders ziemlich pleite.“
„Ich verstehe“, erwiderte sie, obwohl das nicht stimmte. Wenn Anders kein Geld gehabt hatte, warum war sie dann hier? „Ist es vielleicht wegen der Presse?“, erkundigte sie sich hoffnungsvoll. „Soll ich eine Geheimhaltungsklausel unterzeichnen, damit ich meine kompromittierenden Memoiren nicht etwa an den Meistbietenden verkaufe?“
Leo lächelte breit. „Würden Sie Ihre Erinnerungen denn als peinlich bezeichnen?“
Phoebe errötete und zuckte mit den Schultern, nicht mehr nur ängstlich, sondern auch ärgerlich – keine gute Kombination. „Dann sagen Sie mir doch einfach, warum ich hier bin … Euer Gnaden.“
„‚Eure Hoheit‘, wenn ich bitten darf. Seit Anders abgedankt hat, bin ich der Thronerbe unseres Landes.“
Diese Neuigkeit erstaunte Phoebe, dabei hätte sie es eigentlich wissen müssen. Anders und Leo waren Einzelkinder und wie Brüder aufgezogen worden.
„Dann eben ‚Eure Hoheit‘! Was wollen Sie von mir? Ich würde gern auf den Punkt kommen und dann nach Hause fahren.“ Starke Worte, auch wenn sie sich längst nicht mehr so fühlte. Je mehr Zeit verging, ohne dass über den eigentlichen Anlass dieser Zusammenkunft gesprochen wurde, desto schwächer kam sie sich vor.
Es gefiel ihr gar nicht, wie Leo mit ihr spielte. Dabei nippte er an seinem Brandy und beobachtete sie über den Rand des Glases hinweg, als wäre sie besonders amüsant oder – was noch schlimmer wäre – bemitleidenswert.
„Ich persönlich will von Ihnen gar nichts. Aber meinem Onkel Fürst Nicholas geht es nicht besonders gut, und er bedauert, was damals geschehen ist, nachdem Anders Sie an den Hof gebracht hat.“
„Sie meinen, dass er ihn zum Abdanken gezwungen hat?“
„Hm.“
Inzwischen dämmerte es, und die Scheinwerfer eines vorbeifahrenden Taxis tauchten den Raum kurzzeitig in grelles Licht. Plötzlich verspürte Phoebe das dringende Bedürfnis, ihren Sohn in den Arm zu nehmen. „Ich will meinen Sohn sehen“, erklärte sie unvermittelt.
Eine nicht näher zu bestimmende Regung huschte über Leos Gesicht, dann zuckte er mit den Schultern. „Christian ist oben und bestimmt ganz zufrieden. Aber wenn Sie wollen, lasse ich ihn herunterbringen, sobald wir mit unserer Unterhaltung fertig sind.“
„Was gibt es denn noch zu bereden? Es tut mir leid, dass Fürst Nicholas erst jetzt zur Einsicht gekommen ist. Was geschehen ist, lässt sich nicht mehr ändern. Und, um ehrlich zu sein, hat das alles auch nichts mehr mit mir zu tun.“
„So, meinen Sie?“, fragte Leo sanft.
Phoebe bekam eine Gänsehaut, und sie wünschte, sie wäre niemals ins Konsulat gekommen. „Ja“, zwang sie sich zu sagen, „für mich ist das alles Vergangenheit. Bestimmt wissen Sie, dass ich Anders seit Jahren nicht gesehen habe. Wir haben uns bereits einen Monat nach unserer Eheschließung wieder getrennt, Eure Hoheit, und waren seitdem praktisch geschiedene Leute.“
„Praktisch? Sind Sie denn auch bei einem Anwalt gewesen? Hat ein Gericht die Ehe für geschieden erklärt? Können Sie die Scheidung belegen?“
„Nein, das kann ich nicht, aber …“, stammelte Phoebe.
„Aber?“, beharrte Leo, während es in seinen Augen merkwürdig glitzerte. „Sie konnten es wohl nicht ertragen, einen endgültigen Schlussstrich zu ziehen? Sie haben wohl gehofft, er würde zu Ihnen zurückkehren?“
Diese Mutmaßungen waren so weit von der Realität entfernt, dass sie ihnen gern widersprochen hätte. Aber die Wahrheit ging ihn nichts an. „Nein, darauf habe ich ganz bestimmt nicht gehofft. Es hat niemanden interessiert, ob wir tatsächlich verheiratet waren. Darum verstehe ich nicht, wieso es jetzt plötzlich wichtig ist, ob wir geschieden wurden. Und nun habe ich wirklich genug von diesem Katz- und Mausspiel, Eure Hoheit. Sie mögen es amüsant finden, aber mein Sohn ist bestimmt schon unruhig. Außerdem habe ich Ihnen nichts mehr zu sagen. Also –“
„O Phoebe!“ Leo schüttelte den Kopf. Für einen Moment dachte Phoebe, sie täte ihm leid – was sie noch mehr beunruhigte.
„Nennen Sie mich nicht –“
„Beim Vornamen? Aber wir sind doch sozusagen verwandt.“
„Das mag
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