Julia Extra Band 0316
nicht noch mehr verlangen?“
„Vielleicht ist er dann zufrieden. Möglicherweise ist das nur eine Phase.“
„Wahrscheinlich soll ich mich jetzt besser fühlen. Christian wird bestimmt auch begeistert sein, wenn er seine Pflicht erfüllt hat und man ihn dann abserviert, so wie man sich von Müll trennt!“
„Jetzt übertreiben Sie mal nicht!“ Leo sprang auf. „Es gibt überhaupt keinen Grund, weshalb eine zweiwöchige Reise in ein schönes Land nicht ein netter Urlaub für Sie und Ihren Sohn werden könnte. Sie sehen erschöpft aus und könnten sicher etwas Erholung gebrauchen.“
„In Amarnes werde ich mich wohl kaum erholen!“
„Sie könnten es zumindest versuchen. Auf jeden Fall würde es die Reise angenehmer für Sie machen.“
Er klang sehr ungeduldig, und Phoebe begriff, dass er keine Lust mehr auf ihre Einwände hatte. Ihr Schicksal und das ihres Kindes waren entschieden. Und sie konnte überhaupt nichts dagegen tun.
„Warum essen Sie denn nichts?“ Leo setzte sich wieder.
„Mir ist der Appetit vergangen.“
„Wie Sie wollen. Aber nur weil Ihnen die allgemeine Situation nicht gefällt, sollten Sie nicht darauf verzichten, den Moment zu genießen.“
Im ersten Moment wollte sie ihm vehement widersprechen. Doch dann sah sie auf den wunderbar gedeckten Tisch mit dem herrlichen Essen, und ihr Kampfgeist verflog zusammen mit der Wut. Leo hatte recht, und sie mochte sich gar nicht vorstellen, was passieren würde, wenn sie dem Fürsten seinen Wunsch verweigerte.
Zwei Wochen in Amarnes, dann könnten sie nach Hause zurückkehren, zurück zu ihrem Leben in New York. In Amarnes würde Christian seine Verwandten väterlicherseits kennenlernen. Vielleicht schaffte sie es sogar, positive Seiten daran zu entdecken und aus der Sache ein Abenteuer zu machen …
Zuallererst würde sie diese Mahlzeit genießen. Entschlossen hob sie ihr Weinglas. „Prost dann also!“
„Prost“, murmelte Leo lächelnd. Beide führten das Glas an die Lippen. Phoebe hätte ihres am liebsten in einem Zug geleert. Stattdessen trank sie nur einen kleinen Schluck und nahm ihr Besteck. „Erzählen Sie mir doch, was in den letzten sechs Jahren in Amarnes so passiert ist.“
„Nichts Besonderes. Es ist alles mehr oder weniger beim Alten geblieben, obwohl wir uns immer einbilden, es würde sich etwas ändern.“
„Dann war Anders’ Thronverzicht wohl die Sensationsmeldung des Jahrhunderts?“
„Kann man so sagen.“
„Und das hat Sie zum Fürsten gemacht.“
„Zum Thronfolger … Fürst Nicholas ist noch am Leben, soweit ich weiß.“
Sie trank noch etwas Wein. „Der Playboy-Prinz wird also eines Tages Playboy-Fürst sein.“
Diese Bemerkung schien Leo nicht besonders zu gefallen. Hatte sie ihn beleidigt?
„Ich meine, Sie haben doch einen gewissen Ruf. Zumindest war das damals so, als ich –“
„Ja, ich weiß. Wenigstens in dieser Hinsicht hat sich in Amarnes etwas geändert.“
„Sind Sie etwa kein Playboy mehr?“
Statt zu antworten, lächelte er sein sinnliches Lächeln. Sofort spürte Phoebe ein Ziehen im Bauch, während ihr das Blut in den Ohren rauschte. Eins hatte sich zumindest nicht geändert: ihre Reaktion auf ihn.
„Genug von den langweiligen, anrüchigen Einzelheiten meines Lebens. Ich will mehr über Sie erfahren.“
Erstaunt hob sie eine Augenbraue. „Kann denn etwas gleichzeitig langweilig und anrüchig sein?“
„Ganz bestimmt sogar. Also, ich weiß ein bisschen darüber, wie Sie sich so über Wasser halten.“
„Woher?“
Noch ein Lächeln. „Ich mache immer meine Hausaufgaben.“
„Sie haben mich überwachen lassen“, rief sie empört.
„Natürlich. So haben wir überhaupt von Christians Existenz erfahren.“
„Warum … warum haben Sie das getan?“
„Nach Anders’ Tod war uns klar, dass er noch einige ‚Leichen im Keller‘ hatte, um die wir uns kümmern mussten. Sie waren sozusagen eine davon.“
„Ich bin also wieder nur eine Unannehmlichkeit, die es aus der Welt zu schaffen gilt.“
„Ja, aber eine interessante“, erwiderte Leo lächelnd. „Ich habe zum Beispiel erfahren, dass Sie ein Goldschmiedeatelier besitzen.“
Phoebe nickte stolz. „Ja, ich habe einen kleinen Laden am St. Mark’s Place und einen Katalog- und Internetversand.“
„Und Sie können gut davon leben“, fuhr Leo fort.
„Wenn man von meinem ziemlich schäbigen Apartment absieht“, entgegnete sie mit einem spöttischen Blinzeln in den Augen.
„Ich nehme an, man kann Ihr
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