Julia Extra Band 0316
freudestrahlend. Christian zwängte sich zwischen sie, wie er es oft tat, und Leo und Phoebe nahmen ihn an die Hand. „Einfach perfekt“, schloss sie.
Leo erwiderte ihr Lächeln, und Phoebe wusste, dass er es genauso sah.
– ENDE –
Helen Bianchin
Sinnliche Erpressung aus Leidenschaft
1. KAPITEL
Regen peitschte gegen die Straßenbahn, als sie auf den stählernen Gleisen ins Herz der Stadt Melbourne ratterte.
In der südlichen Hemisphäre bildete der Monat Oktober den Übergang zwischen Frühling und Sommer. Strahlender Sonnenschein wurde an ein und demselben Tag abgelöst von Regen, und auch die Temperatur stieg oder fiel mit dem unterschiedlichen Wetter.
Mit für sie ungewohntem Zynismus entschied Romy, dass Regen und Kälte genau zu ihrer Stimmung passten, als die Straßenbahn zum Stehen kam und ein paar Fahrgäste ausspuckte, ehe sie ihren Weg fortsetzte.
Hohe Gebäude ragten in der Innenstadt wie Wächter aus Beton und Glas auf. Romy stieg an der nächsten Haltestelle aus und bahnte sich den Weg durch eine Verkehrslücke auf den rettenden Gehsteig.
Der Druck, der auf ihr lastete, wurde quälend, nachdem sie die nächste Kreuzung überquert hatte und das marmorgeflieste Foyer eines imposanten Bürogebäudes betrat. Hätte sie wählen können, würde sie sich lieber mit einer ganzen Klasse hormongesteuerter, störrischer Schüler herumplagen, die sich dazu entschlossen hatten, es ihrer Englischlehrerin besonders schwer zu machen. Stattdessen musste sie sich dem Mann stellen, in dessen Händen das Schicksal ihres Vaters lag.
Xavier DeVasquez war in New York geboren, hatte spanische Wurzeln und sich von der Straße hochgekämpft. Ein Genie auf dem Gebiet der Elektronik, dessen Fähigkeiten ihn zu einem der fünfhundert reichsten Männer der Welt gemacht hatten. Er war bekannt für seine Rücksichtslosigkeit. Ein Wesenszug, mit dem man im Sitzungssaal rechnen musste … und im Schlafzimmer.
Und das sollte sie sich bewusst machen, wie Romy sich im Stillen eingestand, darum bemüht, den eisigen Schauer zu unterdrücken, der ihr den Rücken herunterrieselte, während die vergangenen drei Jahre in einem Wimpernschlag an ihr vorbeizogen. Ihr Vater, André Picard, hatte damals das Rechnungswesen der DeVasquez Corporation unter sich gehabt. Bei einer Wohltätigkeitsveranstaltung wurde er von seiner Frau und seiner Tochter begleitet, aber es war allein Romy gewesen, die Xavier DeVasquez’ Aufmerksamkeit auf sich gezogen hatte.
Die Medien hatten versäumt zu erwähnen, wie stark die sinnliche Anziehungskraft war, die dieser Mann ausstrahlte. Im Nachhinein betrachtet hatte sie nicht die geringste Chance gehabt zu widerstehen. Während der Jahre ihres Lehramtsstudiums beschränkten sich ihre Sozialkontakte auf die Gesellschaft ihrer Freundinnen, in der knapp bemessenen Freizeit, die sie sich selbst einräumte.
Dass ein Mann wie Xavier DeVasquez plötzlich ein persönliches Interesse an ihr zeigte, war für sie daher sehr aufregend gewesen. Und sie konnte kaum glauben, dass er sie tatsächlich wiedersehen wollte. Obwohl er die freie Auswahl unter den Frauen hatte, hatte er sich dafür entschieden, mit ihr seine Zeit zu verbringen. Als sie ihn nach dem Grund fragte, hatte er gelächelt und erklärt, ihre ungekünstelte Art würde ihm gefallen.
Zwölf Wochen und drei Tage. Romy konnte sich sogar noch an die genaue Anzahl der Stunden und Minuten erinnern.
Schnell, viel zu schnell hatte sie sich in ihn verliebt, ohne auf das unterschwellig nagende Gefühl der Unruhe zu achten. Eine tiefere Beziehung zu ihm war doch gar nicht möglich. Nur ein Fantasiegebilde aus gemeinsamem Lachen, Abendessen, Theater und Kinobesuchen. Der Kuss, den sie sich abends zum Abschied gaben, und das Wissen darum, dass Küsse allein nie genügen würden. Die Nacht, als sie aus freien Stücken zu seinem Apartment und in sein Bett gekommen war … eine unerfahrene junge Frau, die ihm ihre Unschuld geschenkt hatte, ihr Herz und ihre Seele. Am nächsten Tag war sie bei ihm eingezogen.
Die Affäre dauerte drei Monate, bis sie einen Fehler machte, der sich als fatal erweisen sollte. Nach einer langen und leidenschaftlichen Liebesnacht hatte sie ihm im Morgengrauen gestanden, dass sie ihn liebte. Nur um zu erleben, dass ihre Welt im nächsten Moment in tausend Stücke zerbrach, als er ihr beiläufig einen Kuss auf die Stirn gab und erklärte, dass er nicht so für sie empfand.
Es hatte sie ungeheure Kraft gekostet, ruhig zu bleiben und zu
Weitere Kostenlose Bücher