Julia Extra Band 0316
zu schnell öffnete sich eine der Aufzugstüren. Sie trat ein, drückte das passende Stockwerk und atmete tief durch, während sie an ihren Zielort befördert wurde.
Zurückhaltender Luxus empfing sie, als sie aus dem Aufzug trat und über den dicken Teppich zu der modernen Rezeption ging, hinter der eine perfekt gepflegte junge Frau saß.
Romy setzte ein Lächeln auf. „Xavier erwartet mich.“
„Dürfte ich Ihren Namen erfahren?“ Ihre Finger schwebten schon über der Tastatur, um im Computer den Terminkalender zu überprüfen.
Entschiedenheit war angesagt, und eine gewisse Vertrautheit mit dem Hausherrn. „Dies ist ein privates Treffen.“
„Ich brauche Ihren Namen, damit ich Mr. DeVasquez’ persönlicher Assistentin Bescheid geben kann.“
Höfliche, aber bestimmte Worte, doch Romy hob nur leicht eine Braue. „Um mir die Überraschung zu verderben?“
Der Mund der jungen Frau wurde schmaler. „Die DeVasquez Corporation hält sich an ein strenges Protokoll.“
So würde sie nicht weiterkommen, es sei denn, sie nannte ihren Namen. „Romy Picard.“
Finger tippten die entsprechenden Buchstaben ein, und an den geweiteten Augen der jungen Angestellten, die ansonsten eine kühle Miene beibehielt, bemerkte sie, dass eine dementsprechende Nachricht auf dem Bildschirm erschienen sein musste.
„Mr. DeVasquez ist beschäftigt.“
Erneut höfliche Worte ohne Wärme oder den Anflug eines Lächelns. Romy verbiss sich eine rüde Bemerkung, die ihr auf der Zunge lag.
„Dann nehme ich so lange Platz.“
„Vielleicht sollte ich klarstellen, dass Mr. DeVasquez den ganzen Tag nicht zu sprechen ist.“
„Trotzdem werde ich warten.“
In diesem Augenblick klingelte das Telefon. Romy ging zu einer Sitzgruppe und nahm anmutig Platz.
Scheinbar gelassen entschied sie sich für eine der Zeitschriften, die auf dem gläsernen Beistelltisch ausgebreitet lagen, und gab vor, interessiert die Seiten durchzublättern.
Doch zwanzig Minuten später musste sie sich eingestehen, dass es zwecklos war, zu warten. Wenn sie Xavier DeVasquez je zu Gesicht bekommen wollte, musste sie handeln.
Der Grund ihres Kommens bestärkte sie in ihrer Entschlossenheit … und aufkommende Wut, die hinter ihrer kontrollierten Fassade langsam hochkochte.
Verdammt, jetzt reicht es mir .
Entschieden stand sie auf, ging wortlos an der Rezeption vorbei in einen weiten Flur, von dem mehrere Bürotüren abgingen. Sie vermutete, dass ein Büro Xavier gehören musste.
„Da können Sie nicht durchgehen.“
Scharfe, hastig ausgestoßene Worte … aus Sorge um die Störung oder aus Angst vor möglichen Konsequenzen?
Aber Romy ging unbeirrt weiter.
Sie war schon fast in dem luxuriös ausgestatteten Wartebereich angekommen, als eine perfekt gekleidete Frau sich ihr in den Weg stellte.
„Bitte gehen Sie zurück zur Rezeption.“
War sie Xavier DeVasquez’ persönliche Assistentin?
Unbeirrt sah Romy sie an. „Wo ich gezwungen bin, eine Ewigkeit zu warten?“
„Mr. DeVasquez befindet sich in einer Besprechung.“
„Ach wirklich? Dann hat er jetzt sicher eine Pause verdient.“ Sie wollte an der Frau vorbeigehen, doch die versperrte ihr den Weg.
„Ich werde den Sicherheitsdienst anrufen, damit er sie wieder zurückbringt“, kam die entschiedene Antwort.
Sollte sie doch, aber die Leute würden eine Zeit lang brauchen … Zeit, die Romy zu ihrem Vorteil nutzen wollte.
Zwei geschlossene Türen gingen vom Wartebereich ab. Romy entschied sich für die linke, trat ein und fand sich in einer leeren Vorstandssuite wieder. Als sie wieder hinauskam, sah sie, dass die persönliche Assistentin ihr Handy gezückt hatte und sie mit verärgerter Miene musterte. Wenig später stand Romy vor der zweiten Tür. Ein Gefühl der Hochstimmung durchfuhr sie, als sie die Tür öffnete.
Fünf Männer saßen an einem großen, rechteckigen Konferenztisch, doch Romy wollte sich nicht einschüchtern lassen, als fünf Köpfe sich zu ihr umdrehten, während sie in vier Augenpaaren Überraschung, aber auch Interesse wahrnahm.
Allein der Mann am Kopfende sah sie mit unbeirrtem Blick an.
Dunkel, gefährlich und zutiefst abschreckend.
Xavier spürte, dass seine Mitarbeiter den Eindringling überrascht ansahen, auch wenn sie es zu verbergen suchten. Niemandem war es erlaubt, ungefragt in eine Vorstandsitzung zu platzen.
In diesem Moment klingelte sein Handy. Mit einer unwilligen Handbewegung tat er die Entschuldigung seiner persönlichen Assistentin ab und beendete
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