Julia Extra Band 0316
für deinen Fürsten und für deine Mutter. Und ich liebe dich, nicht nur, indem ich es dir sage, sondern auch, in dem, was ich tue. Ich glaube an dich. Ich glaube, dass du ein wunderbarer Fürst werden wirst und …“ Sie atmete tief durch. „… ein wunderbarer Ehemann und Vater. Wenn ich jemals die Chance dazu bekomme, es zu erfahren.“
„O Phoebe …“, seufzte Leo kopfschüttelnd.
„Liebe zeigt sich im Handeln“, fuhr Phoebe unbeirrt fort, „und man hat immer die Wahl, ob man sie zulassen will oder nicht. Ich habe mich dazu entschieden, dich zu lieben. Und zwar mit allem, was dazugehört, mit deinen Fehlern genauso wie mit den Eigenschaften, die dich liebenswert machen.“ Jetzt war sie nah genug bei ihm, um ihn zu berühren. Sie umfasste sein Gesicht. „Ich liebe es, wie du mit meinem Kind umgehst. Ich liebe es, dass du an seine Bedürfnisse denkst, auch wenn dich niemand darum gebeten hat. Ich liebe es, wie deine Augen strahlen, wenn du mit ihm sprichst … und ich liebe es, wie du mich ansiehst, wenn wir uns lieben. Lieben“, betonte sie noch einmal und zog ihn an sich, dankbar, dass er sich nicht sträubte. „Ich liebe dich.“
Leo lehnte seine Stirn an ihre. Eine ganze Weile schwiegen sie, atmeten den Atem des anderen und teilten dessen Stärke. Phoebe wartete. Sie wusste, was sie von Leo wollte, aber sie wollte ihn nicht darum bitten müssen. Stattdessen vertraute sie darauf, dass es von allein kommen würde.
„Ich liebe dich auch“, murmelte er schließlich.
Es klang wie ein Geständnis, und Phoebe schloss erleichtert und glücklich die Augen.
„Ich liebe dich“, sagte er dann noch einmal lauter, „aber ich hätte nie gedacht, dass du meine Liebe ehrlich erwidern könntest. Ich konnte es mir nicht vorstellen.“
„Doch, das tue ich.“
„Ich kann es kaum glauben. Es gibt keinen Grund –“
„Ich habe dir schon gesagt, warum ich dich liebe.“ Wieder zog sie ihn an sich und küsste ihn zärtlich auf den Mund. „Obwohl mir da noch der eine oder andere Grund einfallen würde.“
Leo erwiderte ihren Kuss, langsam und anhaltend. Während sie sich küssten, wurden alle Erinnerungen und Ängste, die Schuldgefühle und die bedauerliche Vergangenheit davongefegt. Der Kuss war nur noch Kuss – schön und rein.
Draußen ging der Mond auf und brachte den Schnee zum Glitzern. Der Tag war zu Ende, ein langer, schier endloser Tag, der Jahre der Traurigkeit und des Schmerzes in sich trug. Doch die waren jetzt vorbei, dachte Phoebe.
Als Leo sie noch einmal küsste, brach ein neuer Tag an.
EPILOG
Es war ein wunderschöner Apriltag, die Luft war frisch und rein, der Himmel strahlend blau, nachdem es am Morgen geregnet hatte. Phoebe stand links von Leo und hielt Christians Hand. In ihren Augen glitzerten Freudentränen und sie lächelte.
Christian trat von einem Bein aufs andere und fühlte sich sichtlich unbehaglich in seiner fürstlichen Robe. Das verstand Phoebe nur zu gut. Ihr eigenes Kleid bestand aus sieben Metern besticktem Satin und war schon von den elf Frauen getragen worden, die vor ihr den Titel „Fürstin von Amarnes“ geführt hatten. Bald würde sie die zwölfte sein.
Stolz beobachtete sie, wie der Erzbischof Leo die schwere, antike Krone aufsetzte, wobei die Saphire und Rubine im Sonnenlicht funkelten. Die Menge jubelte ihm begeistert zu. Schon jetzt war der neue Fürst sehr beliebt. Das hatte Phoebe in den vergangenen Monaten oft beobachten können und jedes Mal gespürt, wenn sie Njardvik besuchten. Alte Frauen drückten ihm die Hand und sprachen Segenswünsche, Kinder brachten ihm Blumensträuße. Jeder reagierte entzückt darauf, dass Leo nun Fürst war. Die Menschen waren bereit für einen guten Regenten, der sein Volk liebte – so wie Fürst Leopold I.
Nun war Phoebe an der Reihe. Sie trat vor und ließ sich ihre Krone aufsetzen. Das Herrschaftssymbol wog schwer, doch es war ein Gewicht, das sie gern trug.
Der Krönung folgte ein Gebet für eine möglichst lange und erfolgreiche Regentschaft. Anschließend tastete Leo nach Phoebes Hand, und sie verschränkten die Finger ineinander.
„Alles in Ordnung?“, fragte er flüsternd und sah besorgt auf Phoebes leicht gewölbten Bauch. Sie lächelte und legte eine Hand darauf, als könnte sie das neue Leben darin bereits spüren.
„Mehr als in Ordnung“, erwiderte sie flüsternd. Wieder jubelte die Menge, und Leo und Phoebe drehten sich gemeinsam zu ihrem Volk um. „Mehr als in Ordnung“, wiederholte sie
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