Julia Extra Band 0318
Öffentlichkeit?“
Marc sah ihr tief in die Augen, bevor er antwortete. „Was geschehen ist, ist geschehen. Ich bin bereit, die Vergangenheit zu vergessen. Sie hat für unsere jetzige Beziehung keine Bedeutung.“
Ungläubig schaute sie ihn an. „Aber sicher hat es Auswirkungen auf unsere Beziehung. Du vertraust mir nicht mehr. Aber vielleicht hast du das auch nie getan.“
Kühl erklärte er: „Ich habe dich begehrt, Ava. Vom ersten Moment an wollte ich dich haben. Es war sehr dumm von mir, mich von diesen Gefühlen ablenken zu lassen. Dieser Fehler passiert mir kein zweites Mal.“
Enttäuscht wandte Ava sich ab und sah aus dem Fenster. Der Hafen war hell erleuchtet.
„Warum hast du mit Cole eigentlich keine Kinder?“, fragte Marc unvermittelt.
„Weil Kinder nicht das waren, was ich von ihm wollte.“ O je, das klang ja schrecklich! Marc würde sie bestimmt wieder missverstehen. Hastig fügte sie hinzu: „Ich meine damit, dass Kinder nie ein Thema waren. Sie hätten nicht in unsere … Beziehung gepasst.“
„Was für eine Art Beziehung war das eigentlich?“
Ava fühlte sich in die Enge getrieben. Nervös schlug sie die Beine übereinander und wich Marcs durchdringendem Blick aus. Es wäre so einfach, Marc einfach die Wahrheit zu sagen. Nämlich dass Serena während ihrer Tätigkeit in Douglas’ Buchhaltungsabteilung einige Fehler unterlaufen waren, die dazu geführt hatten, dass mehrere tausend Pfund Sterling verschwunden waren. Wenige Tage, nachdem Ava Marc verlassen hatte, hatte Douglas Serena gedroht, sie anzuzeigen. Sogar von einer Gefängnisstrafe war die Rede gewesen. Seine Anwälte würden schon dafür sorgen, dass Serena nicht ungeschoren davonkäme, hatte er hinzugefügt. Ava hatte ihn aufgesucht, um sich für ihre Schwester einzusetzen. Daraufhin schlug Douglas ihr einen Deal vor, auf den Ava gezwungenermaßen eingegangen war. Die ständigen Anfeindungen in der Presse hatte sie schweigend über sich ergehen lassen, denn die Freiheit ihrer Schwester war es ihr wert gewesen. Nur um Serena vor dem Gefängnis zu retten, hatte sie sich auf eine Vernunftehe mit Douglas eingelassen.
Ava hatte einen Todkranken geheiratet, der durch die Eheschließung mit einer jungen, bildhübschen Frau seinen Geschäftspartnern vorgaukeln wollte, wie potent er noch wäre. Die ersten vier Jahre ihrer Ehe hatte sie ihn gehasst – jede einzelne Minute. Sie lebte nur für den Moment, in dem sie das verschwundene Geld durch ihre Rolle als Ehefrau abgearbeitet hatte. Doch als die Krankheit Douglas schließlich fest im Griff hatte, betrachtete Ava ihn weniger als rücksichtslosen Geschäftsmann, sondern mehr als einen einsamen alten Mann, der am Ende seines Lebens einzusehen begann, was er alles falsch gemacht hatte. Insbesondere bedauerte er die Scheidung von seiner ersten Frau und dass seine Kinder nichts mehr mit ihm zu tun haben wollten.
Ava zwang sich, Marc anzuschauen. „Wir waren … Freunde.“
Marc warf den Kopf zurück und lachte schallend.
„Jemand wie du, der nur Sex im Kopf hat, kann das natürlich nicht verstehen“, fügte sie ärgerlich hinzu.
Er streckte einen Arm auf der Rückenlehne aus. Ava spürte seine Nähe im Nacken, und sofort begann es dort zu prickeln. „Willst du mich für dumm verkaufen, Ava? Du hast fünf Jahre lang mit ihm unter einem Dach gelebt. Willst du mir wirklich weismachen, ihr hättet nie das Bett geteilt?“
Herausfordernd schob sie das Kinn vor. „Glaub doch, was du willst. Ich habe keinen Einfluss darauf. Und für die Berichte in der Zeitung kann ich auch nichts. Wir haben zusammen in der Villa gelebt und sind mit der Zeit Freunde geworden.“
„Warst du in ihn verliebt?“
Ava verdrehte die Augen. „Nein, war ich nicht. Aber diese Antwort hast du sicher erwartet. Du glaubst ja immer noch, ich sei ständig nur aufs Geld aus.“
„So ist es, Herzchen.“ Marc schob eine Hand in ihr Haar und zog Ava dann näher, bis sie fast auf seinem Schoß saß.
Vergeblich versuchte sie sich zu befreien. „Lass mich los“, bat sie, wobei sie versuchte, möglichst ruhig zu bleiben.
„Willst du das wirklich?“ Sein nach Kaffee duftender Atem streichelte ihre Lippen.
Sie schloss die Augen und befeuchtete die Lippen. Langsam geriet sie in Panik. „Bitte nicht, Marc“, flehte sie. „Ich bin noch nicht soweit.“
Zärtlich strich er mit dem Daumen über ihre feuchten Lippen. Ava riss die Augen wieder auf und sah, wie er seinen Daumen ableckte, der nach ihr schmeckte.
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