Julia Extra Band 0318
gelesen.“
„Ich hätte gestern Abend vorschlagen sollen, dass du sie anrufst.“
Jetzt schaute Ava ihn fest an. „Daran hätte ich selbst denken müssen.“
Marc kam näher und umfasste ihr Kinn. „Deine Lippe ist geschwollen“, stellte er schroff fest. „Du brauchst etwas zum Kühlen.“
Ava löste sich von ihm, weil sie befürchtete, sich sonst an ihn zu schmiegen. Auch wenn sie sich genau danach sehnte, so durfte er das unter keinen Umständen wissen. „Mir geht es gut. Ich brauche keine Erste Hilfe, sondern Kaffee.“
„Celeste bringt uns das Frühstück gleich heraus. Du siehst blass aus und kannst etwas wärmende Sonne und frische Luft gut gebrauchen.“
„Ich habe schlecht geschlafen“, gestand Ava und setzte sich auf den Stuhl, den Marc ihr höflich anbot.
„War es so ungewohnt, allein zu schlafen?“, fragte er ironisch.
Sie bedachte ihn mit einem scharfen Blick. „Du kannst es wohl einfach nicht lassen.“
Schweigend nahm auch Marc am Tisch Platz, wartete, bis Celeste Kaffee, Croissants und Konfitüre serviert hatte, und fragte erst dann: „Warum hast du mir nicht erzählt, dass du niemals das Bett mit Cole geteilt hast?“
Verblüfft schaute sie ihn an. „Woher … woher weißt du das?“
Er machte eine Kopfbewegung in Richtung Haus. „Das ist Celeste herausgerutscht.“
Beunruhigt rutschte Ava auf dem Stuhl hin und her. „Schön, dass du wenigstens ihr glaubst. Mich hättest du sicher nur ausgelacht, wenn ich es dir erzählt hätte.“
Ein seltsamer Ausdruck huschte über sein Gesicht. „Wahrscheinlich sollte es mich freuen, dass du ihn nur wegen seines Geldes geheiratet hast. Jedenfalls hast du dich nie über unser Liebesleben beklagt, als wir zusammen waren.“
Verlegen senkte Ava den Blick und trank einen Schluck Kaffee.
Schließlich durchbrach Marc das unangenehme Schweigen. „Von mir hättest du auch so viel Geld bekommen können. Warum also hast du ihn geheiratet?“
„Weil du das nie getan hättest. Douglas hat mir wenigstens eine schöne Hochzeit ermöglicht.“
Ava als Braut! Wilde Eifersucht durchzuckte ihn. Das Wissen, dass die Ehe niemals vollzogen wurde, half ihm ein wenig. Nichtsdestotrotz, eine Frage blieb: Ava hatte ihn verlassen, um seinen Erzfeind zu heiraten – wenn auch nur auf dem Papier – der ihn, Marc, dann in den Ruin getrieben hatte. Steckte Ava dahinter?
Nachdenklich rührte er den Kaffee mit einem silbernen Wappenlöffel um, der sich seit Jahrhunderten im Besitz seiner Familie befand. Dabei wurde ihm bewusst, dass er der letzte Castellano war. Er hatte keinen Erben für die Kostbarkeiten, die seit je her von einer Generation zur nächsten weitergereicht wurden. Dabei hatte er so hart dafür gekämpft, sie zu behalten, als sein Unternehmen in diese Schieflage geraten war. Der Familienbesitz würde damit an einen entfernten Cousin gehen, den Marc nur flüchtig kannte. Zum ersten Mal in seinem Leben dachte er wehmütig darüber nach, dass es nach ihm niemanden gab, der den Familiennamen tragen würde. Warum hatte er denn all die Jahre so hart gearbeitet, um das Erbe seines Vaters zu retten, nachdem dieser zusammengebrochen war?
Marc fing Avas Blick auf und hielt ihn fest. „Warum ist dir die Ehe so wichtig? Es ist doch nur ein Stück Papier – jedenfalls bei deiner Ehe mit Cole.“
„Dafür gab es Gründe.“ Sie senkte den Blick. „Douglas war nicht in der Lage, …“
„… dich zu befriedigen?“ Gespannt wartete er auf ihre Reaktion.
Das klang ordinär!
Ungehalten musterte sie ihn. „Eine glückliche Ehe basiert nicht nur auf Sex“, entgegnete sie scharf. „Eine Krankheit oder ein Unfall kann jeden treffen. Eine glückliche Ehe übersteht das. Nicht umsonst verspricht man sich bei der Hochzeit, einander in guten und in schlechten Tagen zu lieben.“
„Haben deine Eltern vor dem Tod deiner Mutter eine glückliche Ehe geführt?“, fragte Marc.
„Nein, aber das muss nicht heißen, dass es keine gute Ehe gibt. Sogar Leute, die völlig unterschiedliche Interessen haben, können eine gute Ehe führen. Serena und Richard sind das beste Beispiel. Meine Schwester ist extrem schüchtern, wohingegen mein Schwager eher extrovertiert ist und auf die Menschen zugeht. Sie sind ein wunderbares Paar.“
Erneut wurde Marc sehr nachdenklich. Hingerissen betrachtete er, wie der Sonnenschein Avas naturblondes Haar zum Schimmern brachte. Sie sah aus wie ein Engel, und er hatte den Klang ihrer Stimme vermisst. Das wurde ihm erst jetzt
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