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Julia Extra Band 0318

Julia Extra Band 0318

Titel: Julia Extra Band 0318 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Milburne , Maggie Cox , Cara Colter , Jennie Lucas
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Schubladen stellte Marianne fest, dass jede von ihnen mit zart duftender Seide ausgekleidet war. Das Innenleben des Kleiderschranks war nicht minder elegant. Unwillkürlich spielte ein Lächeln um ihre Lippen, als sie sich vorstellte, dass ihre magere Garderobe darin aussehen würde wie eine Gruppe ärmlicher Flüchtlinge im Foyer eines Luxushotels.
    Bei der weiteren Erkundung ihres neuen Domizils entdeckte sie eine tapetenbezogene Tür, die zu einem Bad führte, das jedes Frauenherz hätte höher schlagen lassen. In der Mitte prangte auf Klauenfüßen eine perlweiße Badewanne mit vergoldeten Armaturen. Die marmornen Ablageflächen rundherum waren großzügig mit hübschen Flakons bestückt, die alle möglichen Arten exklusiver Badezusätze enthielten. Auf taubengrauen Regalen neben dem Fenster stapelten sich blütenweiße Handtücher in verschiedenen Größen.
    Mit gemischten Gefühlen kehrte Marianne ins Schlafzimmer zurück. Einerseits war sie gerührt, dass ihr neuer Arbeitgeber so viel Aufwand betrieben hatte, damit sie sich wohl fühlte. Gleichzeitig befremdete sie seine Aufmerksamkeit auch. Ein solcher Empfang stand eher einem geschätzten Gast des Hauses zu als einer schlichten Haushälterin.
    Dann erinnerte Marianne sich an Eduardo de Souzas Fragen bezüglich ihrer Lebensumstände. Vermutlich hatte er sie in diesem feudalen Zimmer untergebracht, um sie für das entbehrungsreiche Dasein zu entschädigen, das sie seiner Ansicht nach bisher gefristet hatte. Aber aus welchem Grund sollte er sich dazu veranlasst fühlen? Es passte in keiner Weise zu dem brüsken, unzugänglichen Auftreten dieses Mannes, der ihr ein einziges Rätsel zu sein schien.
    Seufzend schob sie ihre Reisetasche beiseite und ließ sich aufs Bett fallen. Welche Motive ihn auch immer bewegt haben mochten – er hatte ihr die Chance geboten, ein neues Leben zu beginnen. Sie wollte ihn nicht irreführen. Sobald sich die Gelegenheit dazu ergab, würde sie ihm die Wahrheit über sich erzählen. Dass sie einen wesentlich älteren Mann geheiratet hatte, der schon bei ihrer ersten Begegnung todkrank gewesen war. Einen Mann, für den sie zwar keine brennende Leidenschaft empfunden, mit dem sie jedoch eine tiefe Freundschaft und die gemeinsame Liebe zur Musik verbunden hatte.
    Als Donal herausfand, dass Marianne keine Familie mehr hatte, bat er sie, seine Frau zu werden, um ihr all die Sicherheit und Unterstützung zu bieten, die sie bis zu diesem Zeitpunkt nie kennengelernt hatte. Und noch über seinen Tod hinaus hatte er für sie gesorgt, indem er sie zu seiner Alleinerbin eingesetzt hatte.
    Bis vor wenigen Tagen war sie also keineswegs so mittellos gewesen, wie Eduardo de Souza annahm, sondern sogar eine recht wohlhabende Frau. Jetzt allerdings brauchte sie tatsächlich einen Job und ein Dach über dem Kopf. Sie hatte Michael und Victoria schriftlich mitgeteilt, dass sie auf das Erbe verzichte, und eine Postfachadresse angegeben, an die sie ihr alle Papiere schicken sollten, die ihre Unterschrift erforderten.
    Den Umschlag, der auch die Hausschlüssel enthielt, in den Postkasten zu werfen, hatte Marianne als enorme Befreiung empfunden. Von jetzt an wollte sie auf eigenen Füßen stehen. Nie wieder würde sie ihr Wohlergehen oder ihren Seelenfrieden von einer anderen Person abhängig machen. Donal hatte ihr vorübergehend das Gefühl gegeben, geborgen zu sein. Aber nun war er nicht mehr da, und es würde sehr lange dauern, bis Marianne sich wieder eine Beziehung vorstellen könnte – wenn überhaupt. Denn bisher hatte sie stets die Erfahrung gemacht, dass die Menschen, die ihr nahe standen, sie entweder enttäuschten oder sie auf die eine oder andere Weise verließen.
    Wahrscheinlich würde ihr neuer Arbeitgeber annehmen, dass sie aus reiner Geldgier einen viel älteren Mann geheiratet hatte. Aber das kümmerte sie nicht. Sie wusste, dass Donal und sie einander wirklich geliebt hatten. Nur das zählte.
    Tränen schossen Marianne in die Augen, als ihr erneut bewusst wurde, dass sie das einzige wirkliche Zuhause verloren hatte, das sie je gekannt hatte. Doch die Phase des Selbstmitleids war vorbei. Statt zu trauern, würde sie nach vorn schauen und dafür sorgen, dass Eduardo de Souza sein Vertrauen in sie nicht bereuen musste. Vorhin am Kamin war ihr das gelegentliche Aufflackern von Schmerz in seinen Augen nicht entgangen, obwohl er sich eisern bemüht hatte, es zu verbergen. Offenbar war seine Verletzung oder Krankheit noch relativ frisch, und sie

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