Julia Extra Band 0318
Kinn hob, war Eduardos gesamte Aufmerksamkeit plötzlich auf ihren Mund konzentriert … volle, weich gezeichnete Lippen, deren leichtes Beben ebenso verletzlich wie verführerisch auf ihn wirkte. Wie aus dem Nichts überfiel ihn ein so heftiges, erotisches Verlangen, dass er eine Weile brauchte, um wieder einigermaßen gefasst sprechen zu können.
„Es gibt sicher nicht viele Angestellte, die ein zu hohes Gehalt ablehnen würden“, stellte er trocken fest.
„Das mag sein, aber ich habe Ihnen schon einmal gesagt, dass ich kein Fall für die Wohlfahrt bin. Sie sollten mir daher nicht mehr anbieten, als Sie jedem anderen in meiner Position auch bezahlen würden.“
„Und woher wollen Sie wissen, dass ich nicht genau das tue?“
„Wissen tue ich es nicht. Aber ich glaube, dass es in Ihrer Natur liegt, gütig zu sein und jedem zu helfen, der in Ihren Augen vom Schicksal benachteiligt ist. Diese Einstellung ehrt Sie, doch ich möchte nur das Gehalt, das für eine Haushälterin angemessen ist.“
Sie hielt ihn für gütig ? Wäre es nicht so bitter gewesen, hätte Eduardo es komisch gefunden. Um ihr zu beweisen, wie falsch sie ihn einschätzte, nahm er das Papier wieder an sich, schrieb einen neuen Betrag darauf, der mindestens fünf Prozent unter dem lag, was eine Haushälterin im Durchschnitt verdiente, und gab es Marianne zurück.
Als er sich von seinem Stuhl hochstemmte, hörte er sie leise „Danke“ murmeln. Er betrachtete ihre zierliche Gestalt. Der Ausschnitt ihres übergroßen Sweatshirts war verrutscht und entblößte verlockend den Ansatz ihrer Schulter. Wie gebannt starrte Eduardo das Stückchen nackter, cremeweißer Haut an, während sein Herz wie eine Trommel gegen seine Rippen schlug. Sexuelle Erregung und eine tiefe Sehnsucht nach Nähe und Wärme verlangten mit solcher Macht nach Erfüllung, dass es ihm beinah den Atem raubte. Gleichzeitig war ihm bewusst, wie verwundbar diese Empfindungen ihn machten.
Verdammt! Genau davor hatte er sich schützen wollen, indem er sich hierher zurückgezogen hatte. Nun hatte er die Gefahr direkt in sein Haus geholt …
Auch Marianne stand auf. „Ricardo wollte Feuerholz für morgen aus dem Schuppen holen, und ich habe versprochen, ihm dabei zu helfen. Brauchen Sie vorher noch etwas?“
Eduardo verneinte mit einer knappen Kopfbewegung, worauf sie ihm noch einmal zulächelte und zur Tür ging.
„Marianne?“
Fast schon an der Tür, blieb sie stehen und drehte sich zu ihm um. „Ja?“
„Sie verstehen sich gut mit Ricardo?“
„Ausgezeichnet sogar. Er ist so ein netter Junge, dass man sich schon sehr anstrengen müsste, um nicht mit ihm auszukommen.“
Bei dieser Antwort verzog Eduardo leicht spöttisch die Lippen. „Sie klingen, als wären Sie seine Großmutter, dabei sind Sie ein Jahr jünger als er.“
Weil sie sich plötzlich unbehaglich fühlte, verschränkte Marianne defensiv die Arme vor der Brust. „Das liegt wahrscheinlich daran, dass ich schon so früh Verantwortung übernehmen musste. Dadurch habe ich mir angewöhnt, erwachsener zu reden, als ich es in Wirklichkeit bin. Und es heißt ja, dass man alte Gewohnheiten nur schwer wieder loswird.“
„Hat er Ihnen gesagt, dass er morgen für ein paar Tage verreist? Er fährt nach London, um sich dort mit Freunden zu treffen, die aus Brasilien gekommen sind.“
„Ja, er hat es erwähnt.“
„Und der Gedanke, mit mir allein zu sein, ist Ihnen nicht unangenehm?“
Vollkommen ruhig erwiderte sie seinen Blick. „Ich wüsste nicht, warum. Sie sind ebenso mein Arbeitgeber wie auch … ein Freund. Ich fühle mich bei Ihnen vollkommen sicher.“
„Es freut mich, dass Sie schließlich doch noch bereit sind, mich als Freund zu betrachten, nachdem Sie so entschlossen waren, nur den Vorgesetzten in mir zu sehen.“
„Im Grunde haben wir schon angefangen, Freunde zu werden, bevor Sie mir diesen Job angeboten haben, oder?“ Bei ihren Worten errötete sie prompt wieder.
„Ja, vermutlich haben Sie recht …“ Eduardo, dem es zunehmend schwerfiel, sein Verlangen unter Kontrolle zu halten, zuckte betont gleichgültig mit den Schultern. „Sie sollten jetzt besser Ricardo suchen und tun, was immer Sie zu tun haben.“
„Brauchen Sie wirklich nichts mehr, bevor ich gehe?“
Vor lauter Anstrengung, die lebhaften Bilder zu verdrängen, die Mariannes unschuldige Frage in ihm heraufbeschworen, fiel Eduardos Antwort schärfer aus, als er es beabsichtigt hatte.
„Nein, ich brauche gar nichts. Und
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