Julia Extra Band 0318
Strandhaus in Ipanema erreichten.
Es gab viele Dinge, die Eduardo ihr erklären wollte. Private Dinge. Doch wo anfangen? Er schleppte die Erinnerungen an seine Ehe und den Unfall schon so lange mit sich herum wie einen schweren Koffer, und er hatte sich an das drückende Gewicht gewöhnt. Erst jetzt hatte er die Sinnlosigkeit dessen begriffen und die Hoffnung geschöpft, dass er sich davon befreien könnte, wenn er seine Gedanken mit Marianne teilte. Und genau das wollte er tun. Er wollte sich nicht länger wie ein Einsiedler vom Rest der Welt abkapseln.
Seine Entscheidung, das Strandhaus im lebhaften Ipanema als Anlaufstelle zu wählen und nicht sein Anwesen im ruhigen Hinterland, hatte er vor allem Marianne zuliebe gefällt. Eine junge schöne Frau wie sie, die eigene Tragödien durchlebt hatte, konnte ein wenig Luxus und Unbeschwertheit gebrauchen. Sie würde aufblühen, und mit der Zeit würde die Sonne die Erinnerungen an den Tod ihres Ehemanns und das unbekannte Schicksal ihres Vaters wegbrennen. Vor allem hoffte Eduardo darauf, dass sie die Vorteile einer langfristigen Beziehung mit ihm erkennen und bei ihm bleiben würde. Vielleicht war er ein Macho, aber für ihn stand fest, dass Marianne jetzt zu ihm gehörte. Es war unvorstellbar für Eduardo, dass sie allein oder mit einem anderen Mann leben sollte.
Er schob die Sonnenbrille höher auf den Nasenrücken. „Ich hätte unsere Ankunftszeit besser planen sollen. Aber ich habe den ersten Flug gebucht, der zu bekommen war. Zur Stoßzeit sind die Straßen immer so voll. Denk dir nichts bei den wilden Gesten und lauten Flüchen der anderen Fahrer. Wir Brasilianer sind ein hitziges Völkchen, wir lieben das Dramatische.“
Bisher hatte Marianne stumm auf dem Beifahrersitz gesessen, jetzt seufzte sie leise. „Ist alles in Ordnung mit dir?“
Ihre Frage durchbrach seine Nervosität … als hätte sie ihm einen Rettungsring zugeworfen. Er hätte wissen müssen, dass sie sich von seiner aufgesetzten Munterkeit nicht täuschen ließ. Vor nicht allzu langer Zeit hätte er ihre Sorge als aufdringliche Einmischung empfunden, inzwischen jedoch hieß er sie willkommen. Und je mehr Zeit er mit dieser wunderbaren jungen Frau verbrachte, desto mehr verzauberte sie ihn. Ohne sie wäre er nicht nach Brasilien zurückgekehrt.
„Ja, mir geht es gut.“
„Du weißt, dass du mit mir reden kannst, oder? Du brauchst nicht vorzugeben, alles wäre in Ordnung, wenn es das nicht ist. Vielleicht kann ich dir helfen …“
„Du hast mir schon sehr geholfen. Und ich bin froh, dass ich dich zum Mitkommen überreden konnte.“
Sie lächelte verschmitzt. „Als ob das so schwer gewesen wäre! Den englischen Winter gegen Sonne und Strand eintauschen? Selbst ein so unbedarftes Mädchen wie ich erkennt die Vorteile eines solchen Angebots.“
Der Verkehr war zum Stillstand gekommen. Eduardo nutzte die Pause, um Marianne ausgiebig zu mustern. In dem schlichten weißen Baumwollkleid – dem einzigen Sommerkleid, das sie besaß, wie sie ihm gestanden hatte – sah sie hinreißend sexy aus. Die Sonne ließ goldene Reflexe auf ihrem Haar tanzen. Er musste daran denken, zu welch lodernder Hitze sie das Feuer in ihm in der Nacht vor dem Abflug angefacht hatte, und er konnte es kaum erwarten, sie endlich wieder für sich allein zu haben. „Ich bin froh, dass du so unbedarft bist, namorada . Darum weißt du nämlich nicht, welche Macht du besitzt“, erwiderte er.
„Macht?“ Hinter der riesigen Sonnenbrille runzelte sie die Stirn.
„Ja, Macht. Nur selten findet ein Mann eine Frau, die so unschuldig und schön ist wie du, Marianne, und die bereit ist, spontan ihren Leidenschaften zu folgen. Ich meine das als Kompliment.“
„Der Verkehr fließt wieder“, murmelte sie leise, und Eduardo richtete seine Aufmerksamkeit zurück auf die Straße.
Und wenn sein Puls jetzt härter schlug, weil sie wahrscheinlich doch schneller als gedacht beim Strandhaus ankommen würden … wer sollte ihm das verübeln?
Alles, was Marianne je gehört hatte, stimmte. Die Strände waren wirklich sensationell – lange weiße Bänder, die unter einer strahlenden Sonne das glitzernde blaue Meer säumten. Und Eduardos Strandhaus, modern und in leuchtendem Weiß, bot die perfekte Ergänzung in dieser atemberaubenden Szenerie. Es musste das Paradies auf Erden sein.
Jetzt half Eduardo ihr beim Aussteigen. Sofort waren ein junges Mädchen und ein Hausdiener zur Stelle, um das Gepäck ins Haus zu tragen. Mit einer
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