Julia Extra Band 0319
Großvater wollte etwas sagen, doch Dimitri hob die Hand. „Genug.“ Er lächelte Spiros an. „Es ist rührend von dir, dass du mich beschützen willst, Spiros, aber das brauchst du nicht. Ich werde Phoebe heiraten. Unsere Ehe ist schon lange beschlossen. Und wenn dieser alte Mann hier darauf besteht, die Sache zu beschleunigen, soll es mir recht sein.“
„Ich bin vielleicht alt, aber nicht dumm. Du hast viel zu lange mit dem Heiraten gewartet, Dimitri.“
„Eben.“ Dimitri wirkte entschlossen.
Doch Spiros ließ nicht locker. „Willst du Phoebe denn heiraten?“
„Ja. Großvater hat recht. Sie wird eine sehr gute Ehefrau abgeben.“
Keine Rede von Gefühlen – doch damit hatte Spiros auch nicht gerechnet. Er und Dimitri kannten die zerstörerische Kraft sogenannter Liebe nur zu gut. Ihre Eltern hatte eine zerstörerische Leidenschaft verbunden, die sie am Ende sogar das Leben gekostet hatte. Diese Erfahrung hatte die beiden unterschiedlichen Brüder geprägt – und romantischen Gefühlen gegenüber vorsichtig gemacht.
Obwohl Spiros Phoebe leidenschaftlich begehrte, war er fast erleichtert, dass Dimitri so fest entschlossen war, sein Eheversprechen einzulösen. Spiros wollte niemals so von Gefühlen bestimmt werden wie sein Vater oder seine Mutter. Im Namen der Liebe hatten sie den guten Namen der Familie Petronides in den Schmutz gezogen. Und es war für Spiros und Dimitri eine Frage der Ehre, diesen guten Namen wiederherzustellen.
Eine leise, aber beharrliche Stimme in seinem Hinterkopf hatte Spiros stets vor seinen Gefühlen für Phoebe gewarnt, und er war stark genug, diesen Gefühlen nicht nachzugeben. Er musste stärker sein. Für sich selbst und für Dimitri. Für die Familienehre.
Phoebe und Spiros waren Freunde, und mehr als Freundschaft durfte es zwischen ihnen nicht geben.
Niemals.
Er schämte sich seiner Schwäche bei ihrer letzten Begegnung, doch so etwas würde sich nicht wiederholen.
Niemals.
1. KAPITEL
Als Phoebe den Empfangsbereich in der Firma ihres Vaters betrat, spürte sie die innere Anspannung in jeder Faser ihres Körpers. Für die Familie Leonides brach heute ein neuer Tag an. Sie konnte es kaum erwarten, zu hören, was ihr Vater mit ihr besprechen wollte.
Seine Sekretärin, eine strenge Dame um die Fünfzig, die – wie Phoebe aus Erfahrung wusste – ein überraschend weiches Herz hatte, schaute auf. Elena arbeitete seit über zwanzig Jahren für die Firma und gehörte fast schon zur Familie. „Guten Tag, Phoebe. Schön, dich zu sehen!
„Hallo Elena. Wie geht es dir?“
„Danke, gut, mein Engel. Dein Vater ist in einer Telefonkonferenz, aber er ist bestimmt gleich fertig. Willst du so lange hier warten?“
„Ja, vielen Dank.“ Phoebe setzte sich auf einen Stuhl am Fenster und blickte über die Dächer Athens. Die geschäftige Millionenstadt flimmerte in der sommerlichen Hitze.
Die Sekretärin betrachtete sie neugierig. „Meine Güte, bist du erwachsen geworden. Eine richtige junge Dame. Ich erkenne dich kaum wieder!“
Phoebe lächelte. „Dafür hast du dich überhaupt nicht verändert, Elena. Ich weiß nicht, wie du das machst, aber die Zeit scheint spurlos an dir vorbeizugehen.“
Elena schien geschmeichelt. „Möchtest du vielleicht einen Kaffee?“
„Nein, lass nur. Ich habe heute früh schon drei Tassen getrunken. Trotzdem: Danke.“
„Na schön, wie du meinst.“
Phoebe war nervös. Sie war gespannt, warum ihr Vater sie in sein Büro bestellt hatte. Sie war die erste Frau in der Familie, die in Amerika studiert hatte, und eine der wenigen, die überhaupt so eine hohe Bildung vorweisen konnten. Ihr Vater, ein echter griechischer Patriarch, hatte sie überraschenderweise darin unterstützt, in den USA zu studieren und einen Abschluss in Betriebswirtschaftslehre zu machen. Sie war so gut wie sicher, dass er ihr einen Job bei Leonides Enterprises anbieten wollte. Warum sonst hätte er sie sonst hierher, in den Hauptsitz der Firma, bestellt?
Für die Frauen der Familie begann eine neue Ära, und darüber war Phoebe mehr als glücklich. Nun musste sie ihren Vater nur noch davon überzeugen, seine altertümliche Vereinbarung mit Theopolis Petronides aufzulösen, die getroffen worden war, als Phoebe gerade ihren 18. Geburtstag gefeiert hatte. Damals war Phoebe ein unschuldiges junges Ding mit Flausen im Kopf gewesen. Jetzt war sie eine erwachsene Frau, die wusste, was sie wollte. Und was sie nicht wollte.
Wie konnte sie Dimitri Petronides heiraten?
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