Julia Extra Band 0319
bestätigt.“
„Es wird keinen Test geben.“
„Du bist meine Frau. Du wirst mir nicht widersprechen.“
Wie um ihren Worten mehr Nachdruck zu verleihen, stellte sich Felicity aufrecht vor ihn. „O doch, Karim. In der Öffentlichkeit werde ich die Traditionen deines Landes immer respektieren. Aber im Privatleben wirst du mir nicht den Mund verbieten. Und deshalb sage ich es jetzt zum letzten Mal: Ein Eingriff ist gefährlich für das Baby. Ich werde diesen Test nicht riskieren, nur um deinen Stolz nicht zu verletzen. Wenn du unbedingt Gewissheit brauchst, warte mit einem Gentest, bis das Kind auf der Welt ist. Und noch etwas: Wenn du mich willst, dann nimm mich. Aber du wirst nicht verhüten. Das ist lächerlich.“ Ihre Stimme schwankte, und doch sah sie ihn würdevoll und stolz an. „So wie es aussieht, werden wir in diesem Punkt nicht zueinander finden“, schloss sie.
„Du wirst nicht gehen, bis unsere Ehe vollzogen ist!“, drohte er.
Ungerührt zuckte sie die Achseln. „Dann werden wir wohl hier in der Wüste sterben müssen.“
Seine dunklen Augen waren vor Wut fast schwarz. Abrupt drehte er sich um und wandte ihr den Rücken zu. „Wenn du beschlossen hast, dich meinen Anordnungen zu fügen, lass es mich wissen.“
8. KAPITEL
Vielleicht würden sie tatsächlich hier in der Wüste den Rest ihres Lebens verbringen.
Denn im Laufe der Tage wurde immer deutlicher, dass keiner von ihnen nachgeben wollte.
Keineswegs würde Felicity einlenken – sie konnte sich nicht einem Mann hingeben, der sie so beleidigt hatte.
Und für Karim war es eine Frage der Ehre, standhaft zu bleiben.
Gelegentlich lud er sie zu gemeinsamen Ausflügen ein. Diese Landschaft, die so karg und unwirtlich erschien, steckte in Wirklichkeit voller Leben und Wunder, erklärte Karim ihr. Man musste nur wissen, wo man sie finden konnte.
Und tatsächlich war sie fasziniert von der Landschaft mit ihren sanften Hügeln und schroffen Schluchten, über der die Sonne Tag für Tag ihre Bahnen zog und unverrückbar die Himmelsrichtung anzeigte.
Eines Tages fuhren sie in seinem Geländewagen zu einer der seltenen Oasen und picknickten dort.
„Hier wird einem immer wieder vor Augen geführt, wie fruchtbar die Wüste ist“, schwärmte Karim und streckte sich auf der weichen Decke aus. „Doch sie offenbart sich nur dem, der ihren Reichtum erkennt.“
Eine spitze Bemerkung lag Felicity auf der Zunge, doch sie wollte ihn nicht verärgern. Insgeheim wartete sie immer sehnsüchtig auf den Moment, in dem Karim sein anderes, sein liebenswertes Gesicht zeigen würde.
Sie fühlte sich einsam, Bedra war ihre einzige Gesprächspartnerin. Wenn die Dienstbotin ihr beim Ankleiden half oder ihr Haar frisierte, redeten sie und fassten nach und nach Vertrauen zueinander. Doch noch niemals hatte Felicity ihr Gesicht gesehen, stets war sie vollkommen verschleiert. Eines Tages hatte sie Bedra darauf angesprochen.
„Zu Hause trage ich den Tschador nicht“, hatte sie erklärt. „Aber hier, bei der Arbeit …“
Diese ehrliche Bemerkung hatte Felicity bestürzt. Für sie war das Zusammensein mit Bedra eine Zuflucht, doch für die Dienstbotin war es schlicht ein Job. Manchmal, wenn sie Bedra und ihren Mann Aarif gemeinsam lachen hörte, beneidete Felicity sie. Aarif trug seine Frau auf Händen. Wie sehr wünschte sich Felicity, dass auch Karim ihr seine Liebe zeigen würde.
Als er wieder einmal von einem seiner langen Spaziergänge durch die Wüste zurückkehrte, fasste sie sich ein Herz und sprach ihn darauf an.
„Warum sollte er nicht liebevoll und freundlich zu ihr sein?“, entgegnete Karim erstaunt. „Sie ist eine wunderbare Ehefrau, es gibt keinen Grund, sie schlecht zu behandeln.“
„Nun, du bist längst nicht so aufmerksam zu mir.“
„Solange unsere Ehe nicht vollzogen ist, bist du nicht meine Frau“, gab er kühl zurück. „Sobald du bereit dazu bist, Felicity, wirst du wissen, wie es ist, wenn ich einer Frau die Welt zu Füßen lege.“
An manchen Tagen kamen sie gut miteinander aus, lachten entspannt zusammen und genossen ihre gemeinsamen Unternehmungen. Doch den wunden Punkt sprach niemand von ihnen an. Und je mehr sie voneinander erfuhren und erkannten, wie sehr sich ihre Kulturen unterschieden, umso unmöglicher schien es, einen Kompromiss zu finden.
„Armer Hassan.“ Gedankenverloren steckte sie sich eine Feige in den Mund. Die Schwangerschaft schritt fort, und ihr war häufig übel, einzig die süßen, saftigen Früchte
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