Julia Extra Band 0325
wenn er es nur oft genug wiederholte? Aber sie wollte nicht undankbar erscheinen, und so lächelte sie nur.
„Danke.“
Etwas an ihrer leisen Stimme tröstete und erleichterte ihn. Er blickte auf die Terrasse hinunter. Auf dem gedeckten Tisch standen Rosen und Kerzen, die darauf warteten, angezündet zu werden. Das Personal würde diskret sein, das wusste er. Doch er hatte plötzlich keine Lust, auf der Terrasse zu sitzen und von stummen Schatten bedient zu werden. Nicht in seiner Hochzeitsnacht.
„Hunger?“, fragte er.
„Nein, nicht wirklich.“
„Du hast beim Frühstücksempfang kaum gegessen.“
Sie war erstaunt und gerührt, dass es ihm überhaupt aufgefallen war, hatte er doch mit dem italienischen Premierminister in angeregtem Gespräch zusammengesessen. „Wir können uns aber zu Tisch setzen, wenn du möchtest.“
„Ich habe überhaupt keinen Hunger.“ Die Sehnsucht nach der unkomplizierten Zeit, die er mit ihr verbracht hatte, schien plötzlich übermächtig in ihm zu werden, jene kurze Zeit, in der er das Joch der Verantwortung von seinen Schultern abgeschüttelt hatte. „Wir können auch hier oben Champagner trinken, wenn du Lust hast.“
Gern hätte sie ein Glas des eisgekühlten prickelnden Weins getrunken, doch stand Champagner nicht als Symbol, wenn man etwas zu feiern hatte? Eine Vernunftehe war sicherlich kein solcher Grund. Außerdem sollte Cristiano nicht denken, sie müsste sich Mut antrinken, bevor sie mit ihm schlafen konnte.
Sie legte die Hände auf seine Schultern. „Nein“, hauchte sie, „ich möchte keinen Drink.“
„Was möchtest du dann?“
„Ich … ich bin mir nicht sicher.“
„Das hier vielleicht?“ Er beugte den Kopf und strich mit seinem Mund über ihre Lippen.
Stumm nickte sie nur, ihre Finger klammerten sich fester um seine Schultern. Sie ließ sich von der köstlichen Empfindung mitreißen. So standen sie lange vereint, und Cristiano fühlte ihre Erregung. Er löste sich ein wenig von ihr und schaute auf ihre geschlossenen Lider, die sich langsam hoben, als er begann, die Nadeln aus ihrem Haar zu ziehen.
Die schimmernden braunen Strähnen fielen ihr weich auf die Schultern, und als Nächstes machte er sich an dem Verschluss der wallenden Tunika zu schaffen, die sie für den Abend angezogen hatte. Er schob den Stoff über ihre Schultern, der sich mit einem leisen Wispern zu ihren Füßen bauschte.
„Ah, viel besser!“, entfuhr es ihm. „Eine ganz erhebliche Verbesserung, mia bella .“
Sie wusste, worauf er anspielte. Er verglich sie mit der Frau, die sie vorher gewesen war. Ein übergroßes T-Shirt reichte eben nicht an Seiden- und Satindessous heran. Und doch hatte sie sich in dem alten Schlafshirt mehr als ihr wahres Ich gefühlt. Die Seide auf ihrer Haut ließ sie sich dekadent vorkommen … Nun, in der Hochzeitsnacht war das wohl kein schlechtes Gefühl für eine Frau.
Sehnsuchtsvoll schaute sie in Cristianos Augen und konnte sein Begehren in ihnen lesen. „Cristiano …“, hauchte sie.
Als er das gleiche Gefühl in ihrem Blick sah, hätte er sie am liebsten gleich hier auf dem Balkon genommen. Doch man konnte nie wissen, wessen Ohren lauschten …
„Komm“, sagte er heiser, hob sie auf seine Arme und trug sie zurück ins Schlafzimmer. Dort legte er sie aufs Bett, und ihr dunkles Haar breitete sich wie eine Aureole auf den Kissen aus. Sie streckte ihm die schlanken Arme entgegen, um ihn zu sich heranzuziehen.
„Küss mich“, wisperte sie. „Küss mich noch einmal.“
Es war ein seltsames Gefühl, diese intime Aufforderung von ihr zu hören. Für einen Moment spürte Cristiano, dass er vor der Entdeckung von etwas ganz Neuem, vor etwas Unbekanntem stand. Dann beugte er den Kopf und wagte den Schritt. Und fand heraus, dass ein Kuss Millionen verschiedene Formen annehmen konnte.
Doch etwas störte die Magie. Er löste sich von Melissa, stand auf und zeigte mit zerknirschter Miene auf sein Hemd und seine Hose. „So hat es ja wohl wenig Sinn, oder, mia bella ? Du, fast nackt, und ich, noch vollständig angezogen.“
„Stimmt“, erwiderte sie benommen und sah ihm zu, wie er sich vor ihr auszog. Sie genoss diesen fürstlichen Striptease ungemein. Hier in dieser luxuriösen Umgebung musste sie daran denken, wie sie sich in ihrem kleinen Apartment geliebt hatten, in ihrem schlichten Bett, eng umschlungen auf den zerwühlten Laken.
Als er aus den seidenen Boxershorts stieg, fragte sie sich, ob er hier in der opulenten Umgebung, hinter
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