Julia Extra Band 0325
schon hinausgewachsen sein wird“, antwortete Mary. „Ich hoffe wirklich, die Sachen werden nicht einfach weggeworfen. Es gibt so viele Babys auf der Welt, die dringend Kleidung benötigen.“
„Ich denke, Sie können beruhigt sein, Mary“, kam es trocken von Cristiano, der jetzt den Salon betrat. „Ganz so verschwenderisch sind wir dann doch nicht.“
Mary sank in einen tiefen Hofknicks, und Melissa fuhr auf: „Du brauchst dich doch nicht ständig vor Cristiano zu verbeugen, Tante Mary!“
„Aber ja doch, und ich möchte es auch. Wenn ich am Montag wieder im Supermarkt einkaufen gehe, werde ich mich fragen, ob ich das Ganze nicht nur geträumt habe.“
„Wussten Sie eigentlich, Mary, dass Ihre Nichte keinen Knicks vor mir gemacht hat, als wir uns zum ersten Mal trafen?“, erzählte Cristiano. „Wenn ich mich recht entsinne, waren ihre ersten Worte an mich sogar: ‚Gehen Sie weg‘.“
Ihre Tante lächelte und wollte gerade etwas antworten, als sich der kleine Ben bemerkbar machte.
„Ma-ma-ma-ma.“ Das Kind fühlte sich ganz offensichtlich ignoriert und griff seiner Mutter mit der kleinen Hand ins offene lange Haar.
„Sag hallo zu Daddy.“ Wie bizarr sich das anhörte! Vor Verlegenheit liefen Melissas Wangen rot an. Aber was sonst sollte sie sagen? Fürst? Hoheit?
„Ich ziehe Papa vor.“ Cristiano schien ihre Gedanken gelesen zu haben. Mit einem charmanten Lächeln wandte er sich an Mary. „Ich hoffe doch, Sie bleiben zum Dinner?“
„Nein, leider nicht. Mein Flug nach England geht noch heute Nachmittag.“ Mary schüttelte den Kopf. „Sonst gewöhne ich mich noch an diesen Lebensstil.“
Eine Welle der Trauer überkam Melissa. Sie musste ihre Tränen zurückdrängen, als sie sich mit einer herzlichen Umarmung von Mary verabschiedete. Sie sah dem großen Geländewagen nach, der ihre Tante zum Flughafen fuhr, bis er nicht mehr zu sehen war. Als sie sich umdrehte, sah sie Cristianos nachdenklichen Blick.
„Sie kann jederzeit herkommen und bleiben, so lange sie möchte“, sagte er leise.
„Aber sie ist nicht ans Fliegen gewöhnt.“
„Sie wird sich daran gewöhnen, oder?“
Melissa nickte. „Ja, wahrscheinlich.“
Er fragte sich, ob Melissa sich an die veränderten Lebensumstände gewöhnen würde. Außerdem stand auch noch die Frage im Raum, wie er mit dem kleinen Wesen, das sie auf dem Arm hielt und das ihm unerschrocken entgegenschaute, umgehen sollte. Würde er lernen, seinen Sohn zu lieben, so wie alle Väter ihre Söhne liebten? Babys scherten sich auch nicht um Titel oder gesellschaftliche Stellungen, sie brauchten nur liebevolle Fürsorge.
„Kann er schon schwimmen?“, fragte er impulsiv.
„Nein, natürlich nicht!“
„Dann werde ich es ihm beibringen.“
Und trotz aller Proteste von Melissas Seite, dass Ben doch viel zu jung dafür sei, machte Cristiano sich daran, sein Vorhaben zu verwirklichen. Einer der Leibwächter wurde ausgesandt, um Schwimmflügel zu besorgen, und durch diese kleine Episode wurde Melissa besonders deutlich, welche Macht ihr Ehemann besaß. Ob Schwimmflügel oder Paläste, ob Diamanten oder Privatflugzeuge … ein Landesherr bekam immer genau das, was er wollte.
Als sie dann zuschaute, wie Vater und Sohn zusammen in dem großen Pool planschten, konnte sie den Hoffnungsfunken, der in ihr zu glimmen begann, nicht ignorieren. War das nicht genau das, wovon sie geträumt hatte? Dass Ben mit seinem Vater aufwuchs? Einem Vater, der seinen Sohn kennen- und lieben lernte? Vielleicht würde Cristiano damit auch zugänglicher werden und ein wenig von der Kälte verlieren, die ihn so einschüchternd machte.
Während des ersten gemeinsamen Essens als Familie war Melissa unendlich nervös. Doch Ben war so beeindruckt von dem neuen Erwachsenen – und sicherlich auch müde vom Schwimmen –, dass er sich von seiner besten Seite zeigte. Der frisch vorbereitete Brei landete nirgendwo anders als in seinem Mund, und auch nicht eine einzige Bananenscheibe aus dem vor ihm stehenden Schüsselchen wurde dem Fürsten in den Schoß geworfen.
Zu Melissa Überraschung half Cristiano von sich aus, als es Zeit für das abendliche Bad des Babys wurde. Ihre Tante war eine zuverlässige Babysitterin, aber es war das erste Mal, dass jemand konstant anwesend war, um ihr mit dem Baby zu helfen. Es bedeutete einen riesigen Unterschied, wenn man sich morgens in Ruhe für den Tag fertig machen konnte, ohne gleichzeitig auf ein Baby aufpassen zu müssen. Abends wartete
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