Julia Extra Band 0326
jedoch unter einer Magenverstimmung und musste absagen.“ Mit einem Lächeln verschwand sie in der Küche.
Die Arbeit ging ihr schnell von der Hand, denn sie war bestens gelaunt. Sie lud gern Gäste ein, war jedoch in letzter Zeit zu beschäftigt dafür gewesen.
Gerade schob sie das Kartoffelgratin in den Ofen, als Giovanni die Küche betrat. Er blieb an der Tür stehen und lehnte sich lässig gegen den Rahmen. „Das hätte ich mir noch vor einigen Stunden nicht träumen lassen, Emily – statt dich groß auszuführen, lasse ich dich nun für mich kochen.“
„Du hast mich in Rom so oft eingeladen, jetzt ist es an mir, dich zu verwöhnen.“ Sie sah ihn an. „Was ziehst du vor, Salat oder Gemüse?“
Giovanni zögerte. Er zog etwas ganz anderes vor, leider stand das jedoch nicht zur Debatte. Auf dem Weg ins Bad hatte er einen kurzen Blick in Emilys Schlafzimmer geworfen. Es gefiel ihm ausnehmend gut, besonders das breite und einladend wirkende Bett hatte es ihm angetan …
Er konzentrierte sich wieder auf ihre Frage und räusperte sich. „Wenn du mich schon fragst, würde ich lieber Gemüse nehmen.“
„Prima, ich nämlich auch.“
„Du malst nicht nur außergewöhnlich talentiert, du kochst auch so“, meinte er, als sie sich kurz darauf bei Kerzenschein an dem kleinen Tisch beim Fenster gegenübersaßen. Schließlich legte Giovanni sein Besteck beiseite und sah sich um. „Ich nehme an, die Innenarchitektin bist auch du gewesen.“
„Ja, in dieser Beziehung ist Coral glücklicherweise äußerst tolerant.“ Sie räumte das Geschirr zusammen. „In einer anderen Angelegenheit ist eine Einigung jedoch extrem schwierig. Es geht um Nico. Bestimmt erinnerst du dich an den jungen Mann von der Rezeption unseres Hotels, mit dem sie am letzten Abend ihren Abschied von Rom gefeiert hat.“
Emily holte ein Tablett. „Er ruft sie jeden Tag an, um sie seiner unsterblichen Liebe zu versichern. Und Coral, wie sie nun einmal ist, nimmt ihm das auch noch ab. Wie kann eine Frau nur so unrealistisch sein?“, fragte sie Giovanni mit Nachdruck.
„Du glaubst also nicht an Liebe auf den ersten Blick?“, antwortete er mit einer Gegenfrage.
„Natürlich nicht! Du etwa?“
„Ich denke schon.“ Er überlegte. „Jedenfalls bei bestimmten und dafür empfänglichen Menschen.“
„Mag sein, doch zu denen gehört die unverbesserlich romantische Coral bestimmt nicht. Außerdem halte ich Nico wirklich nicht für den richtigen Mann an ihrer Seite, dazu ist er viel zu unreif – ein Urlaubsflirt ist alles, was sie verbindet.“ Emily trug das Geschirr in die Küche und kehrte mit einer Schüssel frischer Erdbeeren und einem Schokoladenfondue zurück.
„Hoffentlich magst du das.“ Sie zündete das Rechaud an. „Mein Bruder ist regelrecht verrückt danach.“
„Normalerweise esse ich kein Dessert, doch dieser Versuchung kann selbst ich nicht widerstehen.“
Für eine Weile herrschte Schweigen, denn beide waren damit beschäftigt, die saftigen Früchte in die geschmolzene Schokolade zu tauchen. Giovanni lächelte Emily an. Es knisterte nur so vor Sinnlichkeit, und mit angehaltenem Atem beobachtete er, wie Emily genussvoll in eine dick schokolierte Erdbeere biss.
Emily, deren Wange eine hauchfeine Schokoladenspur zierte, hob den Kopf. Unwillkürlich griff Giovanni zur Serviette, beugte sich vor und entfernte die Schokolade. Zärtlich ließ er anschließend den Finger über ihre Wange gleiten und nahm ihr Kinn mit sanftem Griff gefangen. Emilys Pupillen weiteten sich, als sie einander wortlos in die Augen sahen.
Wie gebannt und zu keiner Bewegung fähig saß sie da. Sie spürte ein angenehmes Prickeln und glaubte zu schweben – so ein Gefühl hatte sie noch nie erlebt. Verwirrt senkte sie die Lider.
Giovanni, dessen Puls raste, ließ sie los und lehnte sich zurück, ohne den Blick von ihr zu wenden. Emily nutzte die Gelegenheit und stand hastig auf. Was sie jetzt brauchten, war ein starker Kaffee!
„Möchtest du vor dem Espresso noch etwas Käse?“, fragte sie mit seltsam brüchiger Stimme.
„Nein, danke.“ Verzweifelt bemüht, seiner Erregung Herr zu werden, folgte Giovanni ihr in die Küche. „Ich möchte den Geschmack des köstlichen Desserts noch etwas auf der Zunge behalten.“
Gemeinsam spülten sie das Geschirr und kehrten dann mit ihren Espressotassen zurück ins Wohnzimmer.
„Das Essen war einfach einmalig, Emily“, lobte Giovanni, als sie ihm den Zucker reichte. „Und nicht nur das Essen, der
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