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Julia Extra Band 0326

Julia Extra Band 0326

Titel: Julia Extra Band 0326 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Walker , Kim Lawrence , Myrna Mackenzie , Susanne James
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KAPITEL
    Hand in Hand verließen Giovanni und Emily am späten Nachmittag des folgenden Tages das Krankenhaus. Beim Überqueren der Straße sah sie ihn kurz von der Seite an. Die Erschütterung stand ihm im Gesicht geschrieben.
    „Erzähl mir etwas über Rupert“, bat Emily. Sie wollte ihn dazu bringen, sich den Kummer von der Seele zu reden. „Ihr habt zusammen studiert, das ist bisher alles, was ich von ihm weiß.“
    „Wir sind schon seit gut zwanzig Jahren Freunde, mit dreizehn haben wir uns im Internat kennengelernt.“ Er schüttelte den Kopf. „Du glaubst gar nicht, wie nah es mir gegangen ist, ihn so liegen zu sehen. Ich bin der Einzige, den seine Eltern bisher als Besucher an sein Bett lassen, das habe ich als große Ehre empfunden.“
    Emily nickte. Während Giovanni im Krankenzimmer gewesen war, hatte sie in der Cafeteria auf ihn gewartet. „Und wie ist die Prognose? Was meinen die Ärzte?“
    „Ruperts Chancen stehen fifty-fifty. Sein Herz ist gesund, es war ein Gehirnschlag, und die Folgen lassen sich erst beurteilen, wenn er wieder zu Bewusstsein kommt.“ Er biss sich auf die Lippe. „Für seine Eltern muss es die Hölle sein, Rupert ist ihr einziges Kind. Wer bin ich schon, um sie trösten zu können.“
    „Allein deine Anwesenheit wird ihnen eine Hilfe sein, sonst hätten sie dich nicht gerufen.“ Sie zögerte. „Und was sind deine Pläne? Musst du sofort wieder zurück nach Italien?“
    „Nein, die Arbeit dort kann warten. Ich bleibe hier, bis sich Ruperts Zustand stabilisiert hat, das habe ich seinen Eltern versprochen.“ Er blickte auf ihre ineinander verschränkten Hände. Emily in dieser Situation an seiner Seite zu haben, bedeutete ihm unendlich viel. Ihre Nähe gab ihm Kraft.
    Sie war für jeden Mann eine Augenweide, aber was er für sie fühlte, ging weit über alle Äußerlichkeiten hinaus. Er atmete tief durch. Am liebsten hätte er sie auf der Stelle in die Arme gezogen, hoch gehoben und in den Park getragen, um sie am hellen Tage im Schatten der Bäume zu lieben.
    Emily ging ruhig neben ihm. Sie versuchte nicht, ihn mit leeren Worten zu trösten, sondern wartete darauf, was er zu sagen hatte. So gern er ihr auch den Arm um die Schultern gelegt hätte, er unterließ es. Es wäre ein Fehler gewesen, weil sie seine Nähe nicht wünschte.
    Lediglich kurz nach Annas Unfall hatte er das Gefühl gehabt, Emily mehr zu bedeuten als ein beliebiger Bekannter. Doch bereits in seiner Wohnung war sie wieder so kühl und distanziert wie eh und je gewesen. Für dieses abweisende Verhalten fand er einfach keine plausible Erklärung.
    „Wenn du nichts anderes vorhast, würde ich dich gern zum Abendessen einladen, Giovanni. Aber nur, wenn du wirklich möchtest“, sagte sie plötzlich und riss ihn abrupt aus seinen Gedanken. „Coral würde sich bestimmt auch sehr über ein Wiedersehen mit dir freuen.“
    Er zögerte. „Bist du dir wirklich sicher, dass ich nicht störe? Für mich wäre es schon angenehm, den Abend nicht allein verbringen zu müssen.“
    „Also abgemacht. Coral ist heute mit Kochen an der Reihe, und du kannst dich auf ein leckeres Essen freuen, wenn mich nicht alles täuscht, stehen Lammkoteletts auf dem Programm.“
    Ohne es abgesprochen zu haben, gingen sie nicht auf direktem Weg nach Hause, sondern schlenderten noch durch den Park. Es war bereits Abend, und es waren kaum noch Kinder zu sehen. Zwei Jungs jedoch ließen immer noch begeistert ihre Modellschiffe schwimmen, während ihre Eltern in der Nähe auf einer Bank saßen und Zeitung lasen.
    „Es ist immer ein beklemmendes Gefühl, wenn das eigene Leben aus den Fugen gerät, das seiner Mitmenschen aber in den gewohnten Bahnen weiterläuft“, bemerkte Giovanni nachdenklich. „Keiner dieser Leute kennt Rupert oder weiß etwas von dem Leid, das seine Eltern durchmachen müssen.“
    „Ich verstehe, was du meinst.“ Emily lächelte und drückte seine Hand noch fester. „Wir hätten es lieber, wenn alle von unserem Leid wüssten und es mit uns teilen würden, es kommt uns irgendwie gerechter vor.“
    Er blickte ihr tief in die Augen. „Genau das wollte ich ausdrücken.“
    Umständlich holte sie ihr Handy aus der Tasche. „Ich muss Coral Bescheid geben, dass sie für drei Leute kochen muss“, kündigte sie an, bemüht, die Unterhaltung wieder auf ein neutrales Thema zu lenken.
    Es war schon fast sieben Uhr, als Emily mit Giovanni an ihrer Seite die Wohnung betrat. Coral kam ihnen entgegen: „Es ist alles fertig, ich

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