Julia Extra Band 0326
Negligé und Parfüm ja auch ihr. Sie stand auf und ging zurück ins Wohnzimmer.
Maria nickte anerkennend. Bis auf die Blutflecke im Kleid wirkte Emily gefasst und besonnen, und nichts deutete mehr auf einen Schock hin. Giovanni bot ihr an, sie sofort ins Hotel zurückzubringen und ging auf den Flur, um sein Jackett anzuziehen.
„Ich habe mich gefreut, Sie kennenzulernen“, meinte Emily und reichte Maria die Hand zum Abschied. Sie zögerte etwas, redete dann jedoch entschlossen weiter. „Nehmen Sie es mir bitte nicht übel, aber ich muss es Ihnen einfach sagen, Ihr Negligé ist einfach ein Traum, ich habe selten so feine Spitze gesehen.“
Maria runzelte die Stirn und schüttelte den Kopf. „Negligé? Ich habe keins mitgebracht und habe hier auch schon seit Wochen nicht mehr übernachtet, um diese Jahreszeit ist es mir einfach zu heiß in Rom.“
Auf der Fahrt zurück aufs Land betrachtete Maria ihren Sohn verstohlen von der Seite. Sie war so stolz auf ihn. Er ist wie sein Vater, dachte sie, er sieht nicht nur gut aus, sondern ist liebenswürdig, ritterlich und aufmerksam. Ohne sich dagegen aufzulehnen, hatte er schon sehr früh das Erbe seines Vaters mit all den damit verbundenen Pflichten angetreten. Die vergangene Firmenkrise, an die sie jetzt lieber nicht denken wollte, hatte er mit einer Souveränität gemeistert, die für einen so jungen Mann erstaunlich war.
Natürlich arbeitete er viel zu viel, und es schien, als sei sein Interesse an Frauen ein für alle Mal erloschen. Ihn mit Emily, die auch ihr Herz im Sturm erobert hatte, zu erleben, war die reinste Freude gewesen.
„Ich kann mir gut vorstellen, was dir an dieser Engländerin gefällt“, begann sie vorsichtig, denn die Vergangenheit hatte sie gelehrt, sich mit ihrer Meinung zurückzuhalten. Den Fehler, den sie begangen hatte, wollte sie auf keinen Fall wiederholen.
„Emily muss einem einfach gefallen“, antwortete er, den Blick starr auf die Straße gerichtet. „Ihr zu gefallen, scheint dagegen aussichtslos.“
Verständnislos schüttelte Maria den Kopf. „Wieso?“
„Wenn ich das nur wüsste. Sie ist offen und freundlich, und trotzdem weicht sie mir aus.“ Er zögerte. „Mit Frauen wie ihr mangelt es mir an Erfahrung.“
„Sie mag dich, das habe ich genau gespürt“, widersprach Maria. „Ich versichere dir …“
„Natürlich mag sie mich, Mama“, unterbrach er sie. „Leider jedoch nicht auf die Art, wie ich es mir wünsche.“ Es machte ihm immer noch zu schaffen, dass sie ihm ihren Aufenthalt in Rom verheimlicht hatte.
Maria war sprachlos. Wie eine Frau ihren Sohn auf Abstand halten konnte, ging über ihren Verstand. Giovannis Vater war ihr nicht nur ein wunderbarer Ehemann und Gefährte, sondern auch ein heißblütiger Liebhaber gewesen, und Giovanni ähnelte ihm aufs Haar. Dennoch fragte sie nicht genauer nach, weil sie Angst hatte, durch ihre Einmischung Unheil anzurichten.
„Wirst du sie bald wiedersehen?“, erkundigte sie sich daher, ohne auf Giovannis Probleme einzugehen.
„Vielleicht. Natürlich kann ich jederzeit unserem Londoner Büro einen Besuch abstatten und Emily treffen. Andererseits werde ich jetzt hier in Rom gebraucht, und ich freue mich darauf. Die Auszeit von sechs Monaten mag ja ganz schön gewesen sein, aber …“
„Sie war unerlässlich“, widersprach Maria nachdrücklich.
„Vielleicht, doch jetzt ist endgültig Schluss damit. Du hast die Stellung schon viel zu lange allein halten müssen.“
„Ich bin von allen Seiten unterstützt worden.“ Maria lächelte. „Und sei beruhigt, der Firma hat das nichts geschadet, ganz im Gegenteil.“
Bereits am frühen Morgen saß Emily wieder im Flugzeug. Erleichtert lehnte sie sich in ihrem Sitz zurück und schloss die Augen. Den vergangenen Tag würde sie nicht so schnell vergessen, denn die Ereignisse hatten sich regelrecht überschlagen. Erst der Unfall, dann das unerwartete Zusammentreffen mit Giovanni und als Krönung die Begegnung mit seiner Mutter.
So nett und freundlich Maria Boselli sie auch behandelt hatte, hinter ihrer Stirn schien mehr vorzugehen, als ihre Worte verrieten. Im Badezimmer hatte Emily gehört, wie Mutter und Sohn leidenschaftlich diskutierten – wahrscheinlich über sie, Emily.
„Wenn Sie nächstes Mal in Italien sind, müssen Sie uns unbedingt besuchen, Emily“, hatte Maria zum Abschied gesagt. „La Campagna ist um diese Jahreszeit einfach bezaubernd.“
Emily öffnete die Lider und blickte lächelnd aus dem
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