Julia Extra Band 0326
und in seinen Augen lag ein gefährlicher Ausdruck. Schließlich machte er eine wegwerfende Geste.
„Nein, nichts. Wenn ich etwas brauche, kann ich es mir selbst holen – oder eine der Angestellten damit beauftragen. Ich gehe davon aus, dass noch alle für mich arbeiten, oder?“
„Natürlich tun sie das“, bestätigte sie scharf, denn sie wusste, worauf er anspielte. Er machte seine Besitzansprüche geltend. Es waren seine Angstellen, seine Villa und seine Reederei.
Aber was war sie für ihn? Hatte sie als seine Frau immer noch einen Platz in seinem Haus? Und wenn ja, für wie lange? Während seiner Abwesenheit hatte sie eine Rolle spielen müssen, aber nun, da er zurück war …
Wollte er weiter mit ihr verheiratet bleiben?
„Du kannst jetzt gehen.“
Damit war sie entlassen. Um seine Worte zu verdeutlichen, wandte Zarek sich von ihr ab und ging zum Fenster, eine Hand tief in die Hosentasche geschoben, während er sich mit der anderen erneut an die Schläfe fasste.
Auf der Türschwelle blieb Penny stehen und drehte sich halb zu ihm um.
„Zarek …“
Doch er machte nur eine abwehrende Geste. „Geh!“, wies er sie scharf an. „Geh einfach.“
Was habe ich denn anderes erwartet? fragte sie sich, als sie sich abwandte und ging.
Zarek Michaelis. Dein verschollener Ehemann. Endlich wieder zu Hause.
Die spöttischen Worte, die er ihr an den Kopf geworfen hatte, klangen ihr in den Ohren, während sie den langen, sonnendurchfluteten Flur entlang zur Treppe ging.
Er war wieder zu Hause, aber offenbar hatte sich nichts geändert. Und daher konnte sie auch keine Freude über seine unerwartete Rückkehr empfinden. Körperlich mochte er anwesend sein, doch was seine Seele und sein Herz betraf, so gehörte er ihr genauso wenig wie damals.
Vielleicht sogar noch weniger, denn damals hatte er sie zumindest begehrt.
Er hatte mit ihr schlafen wollen, sodass sie ihn immerhin körperlich an sich binden konnte. Allerdings war das vor ihrer heftigen Auseinandersetzung gewesen, und nun schien sogar sein Verlangen erloschen zu sein.
„Nein. Lass mich“, hatte er gesagt, als sie ihn berührte. Dabei hatte er die Augen geschlossen gehalten, um seinen Worten Nachdruck zu verleihen.
Er hatte sie immer nur begehrt und nie geliebt, war sich Penny ganz sicher. Doch anders als früher konnte und wollte er es offenbar nicht mehr verbergen. Oder hätte er sie sonst so rüde zurückgewiesen? Wohl kaum, dachte Penny betrübt.
Es sah ganz so aus, als wäre er von den Toten auferstanden, um dann für immer aus ihrem Leben zu verschwinden.
Lautes Winseln ließ Penny aus einem unruhigen Schlaf schrecken.
„Argus, nein!“, rief sie schlaftrunken, denn Hermione sollte den Hund nicht hören. „Hör auf! Ich bin gleich …“
Sie verstummte, als sie richtig wach wurde und sich aufsetzte. Es war nicht Morgen, sondern Abend, wie sie jetzt feststellte. Es war fast völlig dunkel im Raum. Im Schein des Mondes, der gerade hinter den Wolken hervorkam, konnte sie die Möbel und Gegenstände im Zimmer schemenhaft erkennen. Heute war der Tag, an dem sich ihr Leben völlig geändert hatte. Des Tages, an dem Zarek von den Toten auferstanden war.
„Zarek!“
Allein der Gedanke an ihn ließ sie fast vom Bett aufspringen. Sie wirbelte herum und blickte starr auf die andere Seite des Bettes. Sie war leer. Ob Zarek noch kommen würde, fragte sich Penny. Denn dies hier war sein Zimmer. Ein Schauer rann ihr über den Rücken, und sie wusste nicht, ob es Erregung oder Furcht war. Wie hätte sie sich gefühlt, wenn sie neben ihrem Mann aufgewacht wäre?
„Nein!“
Energisch schüttelte Penny den Kopf, um die quälenden Gedanken zu verdrängen, bevor sie zur Tür eilte und Argus hinausließ. Schwanzwedelnd lief er den Flur entlang, wobei seine Pfoten auf dem polierten Holzfußboden trappelten. Es war stockdunkel, sodass sie erst das Licht einschalten musste, um etwas sehen zu können.
„Argus … warte …“
Sie wünschte, sie hätte zuvor einen Blick auf ihre Armbanduhr geworfen, die auf dem Nachttisch lag. Wie spät es wohl war? Penny war jegliches Zeitgefühl abhanden gekommen. Auf keinen Fall wollte sie die anderen wecken und sich Vorwürfe von Hermione und deren Söhnen machen lassen.
Und Zarek?
Bei dem Gedanken an ihn wurde sie so nervös, dass sie fast gestolpert und die breite, geschwungene Treppe hinuntergefallen wäre. Sie hatte keine Ahnung, wo ihr Mann sich aufhielt oder was er gerade machte. Ebenso wenig wusste sie, wie
Weitere Kostenlose Bücher