Julia Extra Band 0326
hilft es uns schon weiter“, versuchte Etienne zu scherzen, um die Atmosphäre etwas aufzulockern. Dann wurde er jedoch wieder ernst. „Aber jetzt mal Spaß beiseite, Miss Leighton. Sie haben recht, ich brauche nicht nur jemanden, der weiß, wo man was im Lager findet, sondern jemanden, der bereit ist, sich mit mir gemeinsam auf dieses Abenteuer einzulassen. Ich brauche einen Assistenten, dem ich voll vertrauen kann und der mir hilft, Fieldman’s Furnishing zu retten und den Angestellten ihre Arbeitsplätze zu erhalten.“
Meg runzelte die Stirn. Wie kam dieser Mann nur darauf, dass gerade sie ihn bei dieser schwierigen Aufgabe unterstützen konnte? Was, in aller Welt, hatte Edie ihm nur über sie erzählt? „Mr. Gavard“, versuchte sie es ihm von Neuem zu erklären. „Ich fürchte, Sie haben ein völlig falsches Bild von mir. Ich habe zwar jahrelang für Mary Fieldman gearbeitet, aber ich war nie mehr als … als …“
„Als was?“, hakte Etienne nach, als sie nicht weitersprach. Er hatte schon bei dem Gespräch mit Edie das Gefühl gehabt, dass Meg nicht freiwillig aus dem Unternehmen ausgeschieden war, und die Tatsache, dass ihre frühere Kollegin ihm nichts darüber hatte sagen wollen, sprach für diese Vermutung. „Warum sind Sie denn so gegen Fieldman’s eingestellt? Gibt es dafür einen besonderen Grund?“
Megs Herz schlug vor Aufregung schneller. Merkte ihr denn sogar ein Fremder an, wie sehr sie dieses Thema immer noch belastete? „Ja, ich habe inzwischen einen anderen Job gefunden“, antwortete sie ausweichend. „Und der macht mir Spaß.“
Etienne zog die Brauen hoch. „Es macht Ihnen Spaß, Obst und Gemüse in Regale einzuräumen, nachdem Sie jahrelang die rechte Hand der Chefin waren?“
Mist, das hat Edie ihm also auch erzählt! dachte Meg verdrossen. „Jawohl, ich mag meinen Job, Mr. Gavard“, gab sie zurück, wobei das glatt gelogen war. „Fieldman’s ist für mich Vergangenheit, und ich denke nicht im Traum daran, je dorthin zurückzukehren.“
Ihre heftige Reaktion schien jedoch genau das Gegenteil dessen zu bewirken, das sie sich erhofft hatte, denn nun musterte Etienne sie so eindringlich, dass ihr die Hitze in die Wangen stieg. Meg glaubte genau zu wissen, was er in ihr sah: eine viel zu große Frau mit viel zu breiten Hüften, einem viel zu breiten Mund und einer Narbe im Gesicht, die nicht zu übersehen war.
„Warum auch immer Sie damals aus dem Unternehmen ausgeschieden sind“, sagte er schließlich nachdenklich, „spielt für mich eine eher untergeordnete Rolle. Ich bin überzeugt davon, dass Sie mir helfen können, Fieldman’s Furnishing zu retten. Und was Sie selbst betrifft – glauben Sie nicht auch, dass es Ihnen sehr viel mehr Befriedigung verschaffen würde, Ihre ehemaligen Kollegen vor der Arbeitslosigkeit zu bewahren, anstatt Ihre Zeit in einem Obst- und Gemüseladen zu verbringen?“
Meg wusste nun gar nicht mehr, was sie dazu sagen sollte. Offensichtlich merkte Etienne Gavard ihr deutlich an, dass sie ihre jetzige Arbeit hasste. Davon abgesehen hatte sie die Lage bei Fieldman’s gar nicht als so ernst eingeschätzt, wie sie es offensichtlich war. Bei ihren regelmäßigen Treffen mit Edie hatten sie das Thema Fieldman’s Meg zuliebe bisher meistens ausgespart. „Ist es denn tatsächlich schon so schlimm?“, fragte sie verunsichert. „Ich meine, kann es wirklich sein, dass alle ihren Job verlieren?“
„Genauso ist es, sonst wäre ich nicht hier. Ich habe mir bereits ein detailliertes Bild von Mary Fieldmans Unternehmensführung gemacht. Und dabei habe ich herausgefunden, dass Sie, Miss Leighton, ihre persönliche Assistentin und Vertraute waren. Sie hatten Einsicht in die Bücher, wussten über sämtliche verwaltungstechnischen Vorgänge Bescheid und wurden in alle wichtigen Entscheidungen mit einbezogen.“
Meg senkte die Lider, denn es stimmte sie jedes Mal traurig, wenn sie an ihre wunderbare Zeit mit Mary dachte. „Sie haben recht, Mary Fieldman hat mir alles anvertraut, und ihr plötzlicher Tod hat mich damals schwer getroffen.“ Sie sah Etienne wieder an, und Wehmut lag in ihrem Blick. „Mary wusste immer ganz genau, was das Richtige für das Unternehmen war, sie hatte einfach ein Gespür dafür. Der Name Fieldman’s stand für höchste Qualität, und sie konnte ihre Kunden stets überzeugen. Fieldman’s hatte seinen guten Ruf einzig und allein ihr zu verdanken.“
„Nun, mit dem guten Ruf ist es jetzt leider vorbei, dafür hat
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