Julia Extra Band 0326
ihr Sohn Alan gesorgt“, erklärte Etienne trocken. „Haben Sie schon gesehen, was Fieldman’s derzeit im Programm hat?“
Meg schüttelte den Kopf. „Edie hat zwar irgendwann erwähnt, dass es Veränderungen gab, aber so genau hab ich da nicht nachgefragt. Wir sprechen kaum über Fieldman’s, wenn wir uns treffen.“
Etienne öffnete seine Aktentasche und nahm einen Hochglanzkatalog heraus. „Hier, sehen Sie sich das mal an.“
Meg betrachtete die ersten Seiten, dann blätterte sie weiter, und ihre Miene wurde immer finsterer. „Das kann nicht sein Ernst sein, oder? Bunte Igel und Koalabären als Motiv für Polstermöbel? Und kleine Hündchen mit rosa Schleifchen um den Hals? Wer, in aller Welt, soll das denn kaufen?“
„Das habe ich mich auch gefragt. Es scheint Alan Fieldmans ganz persönlicher Geschmack zu sein. Ihre Freundin Edie meinte, er wollte neue Wege gehen und damit verstärkt die jüngere Generation ansprechen.“
Meg runzelte die Stirn. Das sah Alan ähnlich! Er hatte sich schon immer gegen seine Mutter aufgelehnt, und nun, da Mary nicht mehr da war, glaubte er, seine utopischen Ideen in die Tat umsetzen zu können. Schon damals hatte er ständig versucht, Meg im Kampf gegen seine Mutter zu instrumentalisieren, und als das nicht klappte, hatte er sie, Meg, einfach abserviert …
„Helfen Sie mir, Fieldman’s zu retten, Miss Leighton“, holte Etiennes Stimme sie in die Gegenwart zurück. „Ich weiß, dass Sie die Richtige dafür sind.“
Doch sie schüttete erneut den Kopf. „Es tut mir leid, Mr. Gavard. Ich kann Ihnen keine Unterstützung anbieten.“
„Und weshalb nicht?“
Meg atmete tief durch. Es war wohl besser, Etienne Gavard reinen Wein einzuschenken, sonst würde er sie nie in Ruhe lassen. „Ich bin damals nicht freiwillig gegangen, Mr. Gavard. Alan hat mich von einer Minute auf die andere rausgeworfen, und zwar im Beisein etlicher Kollegen. Es gab eine schreckliche Szene, und wie mir da zumute war, können Sie sich sicher vorstellen.“
Etienne erwiderte ihren Blick, und plötzlich rührte sich etwas in seinem Herzen. Sie hatte unglaublich schöne braune Augen – in deren Tiefen er zu versinken schien. „Ja, das kann ich“, antwortete er schnell, um dieses verwirrende Gefühl abzuschütteln. „Aber Edie meinte, Sie seien eine Kämpferin, und genau so jemanden brauche ich.“
Meg lächelte bitter. „Ich habe im Kampf gegen Alan verloren, Mr. Gavard. Sie sind ein erfolgreicher Geschäftsmann, der aus Paris hierhergekommen ist, um eine Firma vor der Pleite zu retten, die kaum noch eine Chance hat. Und Hilfe erhoffen Sie sich dabei ausgerechnet von mir – von einer Frau, die fristlos aus dieser Firma entlassen wurde. Glauben Sie nicht auch, dass Sie damit nur Ihre Zeit und einen Haufen Geld verschwenden?“
„Ganz und gar nicht, Miss Leighton. Es geht hier nicht in erster Linie um den Gewinn, den ich im Erfolgsfall erzielen würde, sondern um das Schicksal dieser Menschen. Menschen, die um ihre Zukunft bangen und die Hoffnung fast verloren haben.“
Nun wurde Meg doch etwas unsicher. Wenn Etienne Gavard tatsächlich davon überzeugt war, dass sie in entscheidender Weise zu Fieldman’s Rettung beitragen konnte, war es dann nicht sogar ihre moralische Pflicht, ihm zu helfen? Würde sie es andernfalls mit ihrem Gewissen vereinbaren können, tatenlos zuzusehen, wie die Firma unterging und ihre ehemaligen Kolleginnen und Kollegen in die Arbeitslosigkeit abstürzten?
„Was kann ich tun, um Sie zu überzeugen, Miss Leigthon?“, hakte er weiter nach. „Welche Gegenleistung, außer einem attraktiven Gehalt natürlich, kann ich Ihnen bieten?“
Meg war hin- und hergerissen. Einerseits sträubte sie sich dagegen, an den Ort ihrer größten Demütigung zurückzukehren, andererseits aber fiel es ihr unglaublich schwer, Edie und die anderen im Stich zu lassen, wenn die Möglichkeit bestand, dass sie ihnen vielleicht helfen konnte. Von Edie hatte sie erfahren, dass Etienne Gavard sehr erfolgreich war. Er verkörperte all das, was Meg sich für sich selbst schon immer gewünscht hatte: Selbstsicherheit, Durchsetzungsvermögen und Attraktivität. Von der Zusammenarbeit mit einem Mann mit solchen Qualitäten würde sie sicherlich nur profitieren können. Dazu kam, dass sie in ihrem momentanen Job alles andere als glücklich war. Wie gerne hätte sie wieder eine spannende und gut bezahlte Arbeit angenommen, an der sie wachsen und sich persönlich weiterentwickeln konnte.
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