Julia Extra Band 0326
Sollte das, was Etienne Gavard ihr bot, vielleicht die Chance ihres Lebens sein?
Unwillkürlich stellte Meg sich vor, welche Perspektiven sich dadurch für sie eröffnen könnten. Ein solcher Job würde finanzielle Absicherung bedeuten, und diese wäre der Schritt dahin, sich ihren größten Wunsch zu erfüllen: irgendwann ein eigenes Kind zu haben.
„Also gut, ich stelle folgende Bedingungen“, kam es nun wie von selbst aus ihrem Mund. „Ich möchte eine Position innehaben, in der mir niemand außer Ihnen etwas zu sagen hat und die mir auch keiner so leicht streitig machen kann. Das bedeutet, dass ich nicht wie früher nur im Hintergrund arbeiten möchte, sondern ganz auf vorderer Front. Ich will wichtige Entscheidungen treffen können, die meine Kollegen zu respektieren und zu akzeptieren haben. Dabei ist mir allerdings klar, dass ich so weit noch nicht bin. Ich würde sehr viel lernen müssen, und dafür bräuchte ich Ihre Hilfe und professionellen Rat.“ Sie sah ihn herausfordernd an. „Wären Sie dazu bereit, mir alles beizubringen, was ich können muss, um eine leitende Funktion bei Fieldman’s einzunehmen? Können Sie mir das als Gegenleistung bieten?“
Zu ihrem Erstaunen zögerte Etienne keine Sekunde mit der Antwort. „Selbstverständlich, Miss Leighton. Und es freut mich sehr, dass Sie so viel Motivation und Ehrgeiz zeigen, um sich persönlich zu entwickeln.“
Meg war jedoch immer noch skeptisch. „Und wie wird es weitergehen, wenn Ihre Mission erfüllt ist? Was würde dann aus mir?“
„Das können Sie dann selbst entscheiden. Wenn Fieldman’s wieder auf einer soliden Basis steht und Ihre Ausbildung erfolgreich war, liegt es ganz bei Ihnen, ob Sie bleiben oder lieber einen anderen Job annehmen wollen. Aber eines kann ich Ihnen versichern: Sie werden alles Nötige von mir lernen, und das bei einem sehr attraktiven Gehalt. Sollten Sie dann letztendlich doch nicht bei Fieldman’s bleiben wollen, hätten Sie somit die besten Chancen auf dem Arbeitsmarkt.“
Tausend Gedanken schossen Meg durch den Kopf, und sie malte sich schon aus, wie schön es wäre, endlich nicht mehr die schüchterne und ungeschickte junge Frau zu sein, die immer nur im Hintergrund agierte, sondern eine selbstbewusste Persönlichkeit, die für ihre Meinung eintrat und für ihre Ziele kämpfte. „Bis wann muss ich mich entscheiden?“, fragte sie schließlich.
Da lächelte Etienne gewinnend. „‚Bis wann muss ich mich entscheiden‘ gefällt mir als Antwort schon viel besser als Ihre ursprüngliche ablehnende Haltung.“
„Sie verfügen eben über eine starke Überzeugungskraft“, erwiderte Meg, wobei sie sich schon wieder ein bisschen ärgerte, weil er nun die Oberhand gewann. „Also, bis wann brauchen Sie nun meine Antwort?“
„Sagen wir, bis morgen?“
„So schnell?“
Etienne nickte. „Die Zeit drängt, und je eher wir mit unserer Arbeit anfangen können, desto besser.“
Meg holte tief Luft. „Also dann … dann entscheide ich mich eben gleich. Ich kann Edie und die anderen nicht einfach so im Stich lassen. Wenn Sie wirklich glauben, dass ich Ihnen helfen kann, das Unternehmen zu retten, dann will ich es versuchen.“
Ein Strahlen trat in Etiennes Augen, und er streckte ihr die Hand entgegen. „Dann heißt das also ja?“
Meg zögerte nur einen winzigen Moment, dann schlug sie entschlossen ein. Und in dem Augenblick, als sich ihre Hände berührten, durchfuhr sie ein so heißes Prickeln, das sie in dieser Heftigkeit nachhaltig erschreckte. Noch nie hatte sie auf einen Mann so stark reagiert wie auf Etienne Gavard.
Er lächelte und ließ ihre Hand wieder los. „Dann sehen wir uns gleich morgen früh, einverstanden? Ich hole Sie um acht Uhr ab. Und noch etwas: Nennen Sie mich doch bitte Etienne, das ist einfacher und netter, wenn man täglich miteinander arbeitet.“
Ehe Meg darauf reagieren konnte, kam ihr Blitz dazwischen, der sich schnurrend an Etiennes Beine schmiegte.
„Oh, wen haben wir denn da?“, fragte er überrascht.
„Das ist mein Kater Blitz. Seinem Namen macht er aber keine Ehre, denn am liebsten liegt er den ganzen Tag nur faul auf dem Sofa herum.“
Etienne lachte. „Das kann ich mir vorstellen, wie ein Wirbelwind sieht er in der Tat nicht aus.“
„Mich wundert, dass er bei Ihnen so zutraulich ist“, gestand Meg. „Normalerweise mag er keine Männer.“
„Warum denn nicht? Behandeln die Männer, die zu Ihnen kommen, ihn denn so schlecht?“
Da musste Meg lachen.
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