Julia Extra Band 0326
offene und ehrliche Art, auch wenn sie sich dabei selbst in ein negatives Licht rückte. „Inwiefern?“, fragte er interessiert. „Wie kann das denn passiert sein?“
„Ach, irgendwie schaffe ich es immer, mich in eine peinliche Situation zu manövrieren. Ich bin stets diejenige, die auf der Bananenschale ausrutscht und mit ihrer Spontaneität kein Fettnäpfchen auslässt.“ Sie sah ihn voller Hoffnung an. „Sie können sich gar nicht vorstellen, wie gern ich mich in dieser Hinsicht ändern würde. Ich möchte einfach weniger impulsiv sein und lernen, mich in schwierigen Situationen richtig und angemessen zu verhalten. Meinen Sie, dass Sie mich dabei unterstützen können?“
„Ganz bestimmt“, versicherte Etienne mit Überzeugung, und er freute sich schon jetzt darauf, mit dieser reizvollen Frau an ihren Stärken und Schwächen zu arbeiten.
„Dann kann ich ja jetzt sagen, was mir eingefallen ist, okay?“, entgegnete sie lächelnd, und ihre Augen blitzten übermütig auf.
„Nur zu, ich bin gespannt.“
„Also gut, ich dachte, Leder könnte bei den Kunden sehr gut ankommen. Was meinen Sie?“
„Zu Leder?“, wiederholte Etienne und überlegte einen kurzen Moment. „Ja, ich glaube, ganz besonders Männer stehen sehr auf Leder.“
„Gut, dann geben Sie mir bis morgen Zeit, und ich liefere Ihnen zehn Entwürfe.“
„Davon, wie kreativ eine Frau Leder einsetzen kann?“
Meg kniff die Augen zusammen. „Sagen Sie mal, machen Sie sich vielleicht lustig über mich?“
„Nein, ganz im Gegenteil, ich bin begeistert, wie Sie vor Energie und Tatendrang nur so sprühen“, antwortete Etienne lachend.
„Und warum sehen Sie mich dann so an?“
„Wie sehe ich Sie denn an?“
„Als ob ich … ach, ich weiß nicht recht, ich habe ständig das Gefühl, als amüsierten Sie sich über mich.“ Sie blickte verunsichert an sich herab. „Hab ich vielleicht etwas an, was komisch aussieht?“
„Nein, keine Sorge“, beruhigte Etienne sie sofort, wobei er sich allerdings fragte, wie er sie denn die ganze Zeit schon ansah. Hatte sie etwa bereits gemerkt, wie sehr sie ihm gefiel? „Ich freue mich nur, weil ich immer wieder feststelle, dass ich die richtige Wahl mit Ihnen getroffen habe. Sie sind genau die Frau, die ich brauche, nämlich Fieldman’s neues Gesicht!“
„Wie bitte?“ Meg sah ihn entsetzt an. „ Ich soll Fieldman’s neues Gesicht sein? Das ist nicht Ihr Ernst.“
„Und ob es das ist. Ich sehe schon im Geiste vor mir, wie Sie Fieldman’s begeistert vor Publikum repräsentieren. Ich weiß, dass Sie das können, Meg, Sie müssen sich einfach nur mehr zutrauen.“
„Aber ich bin es nicht gewöhnt, im Rampenlicht zu stehen, ich wäre fürchterlich nervös.“
„Eben haben Sie mich noch gefragt, ob ich Ihnen helfen kann, genau daran zu arbeiten, und jetzt kriegen Sie schon kalte Füße.“ Er lächelte warm. „Sie brauchen keine Angst zu haben, Meg. Ich bringe Ihnen alles bei, was Sie beherrschen müssen, um solchen Aufgaben gewachsen zu sein. Und ich lasse Sie niemals dabei allein, das verspreche ich Ihnen. Falls wirklich mal etwas schiefgeht, werde ich in Ihrer Nähe sein, um helfend einzugreifen.“
„Ich weiß nicht, ich …“
„Meg, hören Sie mir zu. Für nichts im Leben gibt es eine Garantie, aber eines ist ganz sicher: Eine Persönlichkeit mit Ausstrahlung, die das Unternehmen repräsentiert, wirkt sehr viel mehr als jede Werbestrategie. Mary Fieldman war eine solche Persönlichkeit, und die Tatsache, dass Fieldman’s so erfolgreich war, ist in erster Linie ihr Verdienst. Jetzt ist Mary aber nicht mehr da, und die Firma braucht jemanden, der ihren Platz einnimmt. Sie, Meg, wären dafür wie geschaffen, denn Sie haben Talent, sind hoch motiviert und identifizieren sich voll und ganz mit Ihrer Arbeit.“
Meg holte tief Luft, dann nickte sie. „Also gut, Sie haben gewonnen. Wenn Sie wirklich davon überzeugt sind, dass ich die Richtige dafür bin, dann will ich es versuchen. Außerdem möchte ich ja alles dafür tun, um meinen alten Freunden und Kollegen zu helfen.“
„Und ich für meinen Teil werde mein Bestes geben, um Sie zur Führungskraft auszubilden“, versicherte Etienne fest.
Ein Strahlen trat in Megs Augen. „Na, dann nichts wie los!“, meinte sie mit Feuereifer. „Womit fangen wir an?“
„Mit den Plänen für die Renovierung. Kommen Sie, ich zeige Ihnen, wo’s am meisten brennt.“
Meg war entsetzt, als er ihr gleich darauf den Zustand des Gebäudes
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