Julia Extra Band 0326
Beispiel Angelina. Doch die hier gehörte eindeutig nicht dazu!
Was mochte Angelinas Tochter hierhergetrieben haben?
Rache? Habgier? Oder eine Kombination aus beidem?
Ein verlassenes Kind, dem es einzig und allein darum ging, seine Wurzeln ausfindig zu machen, würde sich niemals eine derart öffentliche Situation dafür aussuchen.
Als Rafael sah, wie sie auf dem Mittelstreifen kurz stoppte, nur um sich gleich wieder leichtsinnig mitten ins Verkehrschaos zu stürzen, hielt er den Atem an.
Lieber Himmel! Möglicherweise brauchte er sich auch gar keine Sorgen mehr um einen eventuellen Skandal zu machen! Die Wahnsinnige plante offensichtlich, die Quote der Verkehrstoten bereits in den nächsten Sekunden ansteigen zu lassen. Es war reines Glück, dass sie wenig später unversehrt seine Straßenseite erreichte.
Oder wenigstens fast!
Mit geradezu morbider Faszination sah er, dass sie erschreckt nach vorn sprang, als hinter ihr lautes Hupen ertönte, auf der Bordsteinkante den Halt verlor und wie in Zeitlupe in den fließenden Verkehr zurückfiel …
4. KAPITEL
Maggie lächelte etwas zittrig zu der Person auf, die ihr in letzter Sekunde eine helfende Hand gereicht und sie damit vor einem schweren Unfall, wenn nicht sogar vor dem Tod bewahrt hatte.
„Danke, ich …“ Die Worte und das Lächeln erstarben, als sie sah, wer sie gerettet hatte.
Das Geräusch des flutenden Verkehrs um sie herum schien in weite Ferne zu rücken, während sie wie paralysiert in das Gesicht des attraktivsten Mannes starrte, der ihr je begegnet war. Viel zu überwältigt, um ihre Reaktion verbergen zu können, tastete sie mit neugierigen Blicken die dunklen, wie gemeißelt wirkenden Züge ab.
Dies war kein Gesicht, das man schnell vergessen konnte.
Als Kind hatte sie sich immer gefragt, was ihre Mum meinte, wenn sie von guter Knochenstruktur sprach. Endlich wusste sie es!
Die Natur hat sich diesem schlanken, hochgewachsenen Spanier gegenüber wirklich außerordentlich großzügig gezeigt, dachte Maggie, angesichts dieser markanten Wangenknochen und der geradezu klassischen Nase. Unter dunklen Brauen blitzten die bemerkenswertesten Augen, die man sich nur vorstellen konnte, in einem blassen Silbergrau. Die außergewöhnliche Farbe wurde von einem dunklen Ring um die Iris und den dichten schwarzen Wimpern noch akzentuiert.
Doch in erster Linie war es sein perfekt geschnittener Mund, der sie faszinierte. Lag es vielleicht an dem kleinen grausamen Zug in den Mundwinkeln, dass er so betont maskulin wirkte?
Hör auf zu starren, Maggie! ermahnte sie sich.
Unwillkürlich schüttelte sie den Kopf, als könne sie so die beunruhigenden Emotionen loswerden, die sie wie eine heiße Woge überschwemmten. Wahrscheinlich habe ich zu viel Sonne abbekommen! dachte Maggie und beschattete automatisch die Augen. Doch wie sollte sie einem Fremden, der sie an einen gefallenen Engel erinnerte, ihren Ausnahmezustand erläutern, wenn sie selbst noch nach Erklärungen für ihren rasenden Puls und das seltsame elektrische Kribbeln auf der Haut suchte?
„Alles in Ordnung mit Ihnen?“
Gütiger Himmel! Diese dunkle, samtene Stimme mit dem stählernen Unterton verstärkte nur noch seine fatale Wirkung auf sie!
„Soll ich irgendjemand für Sie benachrichtigen?“
Was für eine unglaubliche sexy Stimme!
„Ich … wahrscheinlich … zu viel Sonne …“
Reiß dich zusammen, Mädchen!
„Offenbar stehen Sie unter Schock“, lautete seine nüchterne Diagnose. „Sie zittern am ganzen Körper.“
Zu seiner eigenen Überraschung musste sich Rafael angesichts ihrer Verstörtheit gegen ein aufflackerndes Gefühl von Besorgnis wehren.
Vergiss es! ermahnte er sich sogleich. Denk lieber an Angelina und die Familie!
Außerdem war seiner Ansicht nach nicht die Sonne für die Verwirrung zwischen ihnen verantwortlich, sondern eine heftige sexuelle Anziehung, die sie offenbar ebenso massiv spürte wie er. Und als Experte auf diesem Gebiet wusste er auch, dass es komplikationsloser war, sich dem hinzugeben, als dagegen anzukämpfen.
Allein schon, um zu wissen, wie es sich anfühlen würde, diese weichen, vollen Lippen zu küssen. Wären die Umstände anders gelagert, wer weiß …?
Maggie schaute auf seine schlanken braunen Finger, die immer noch ihren Unterarm umschlossen hielten, und kam gar nicht auf die Idee, den Kontakt abzubrechen. Sie genoss die verlockende Wärme auf ihrer nackten Haut und seine Körperkraft, für die auch die breitschultrige, athletische
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